Begleiten Sie mich auf eine Zugreise von Chur (584m) der ältesten Stadt der Schweiz, ganz nah am Bernina (Station Ospizio Bernina 2.253m) vorbei, bis in das südliche Poschiavo auf 1.014m Seehöhe.
Eindrücke von meiner Reise die geblieben sind, kann ich gigantische Viadukte über Täler die vor mehr als 100 Jahren gebaut wurden nennen. Eine echte Ingenieurkunst. Eine insgesamt 122 Kilometer lange Strecke mit spektakulären Bauten wie Viadukten, Galerien und Kehrtunnels die sich wunderbar an die bilderbuchhafte Umgebung anpassen, erwarten mich. 55 Tunnels, 196 Brücken und Steigungen von bis zu 70 Promille meistert der Bernina Express mit Leichtigkeit.
Mein Ausgangspunkt war Chur
Chur ist die älteste Stadt in der Schweiz und es lohnt sich hier einen Zwischenstopp samt Übernachtung einzulegen. Es gibt in Chur viel zu sehen, zu genießen, zu erleben und anzuschauen.
Wenn Sie mehr von Chur wissen wollen, schauen Sie sich hier unseren Beitrag an.
Der Paradezug der Rhätischen Bahn verbindet nicht nur den Norden und den Süden – es ist mehr
Platz nehmen und geniessen: Im komfortablen Panoramawagen des Bernina Express mit seinen großen Panoramafenstern lasse ich die Schönheit der Alpen auf eindrucksvolle Weise auf mich wirken. Kühne Kunstbauten aus der Zeit der Bahnpioniere ragen aus den Tiefen des Albulatals und befördern mich in eleganten Schlaufen hinauf zu den sagenumwobenen Gletschern der Bernina und weiter dann talwärts Richtung Süden.
Seit der Lancierung des Bernina Express im Jahr 1973 erfreut sich die höchste Bahnstrecke der Alpen wachsender Beliebtheit: 250 000 Gäste jährlich gönnen sich das faszinierende Auf und Ab durch die landschaftliche, kulturelle und sprachliche Vielfalt der Schweiz. Rund vier Stunden dauert das abwechslungsreiche Reiseerlebnis auf Achse: Höhepunkt folgt auf Höhepunkt – einfach zurücklehnen und vielfach staunen lautet meine Devise.
Schauen Sie sich hier unser kurzes Video von meiner Fahrt an
Die Bahnfahrt führt an bekannten Orten vorbei
Von Chur aus geht es zuerst über Thusis, dann über Filisur nach Bergün, dort dreht die Bahn zwei Kreise und überwindet damit gleich einiges an Höhenmetern. Der Bernina Express verkehrt mit seinen Panoramawagen von Chur und St. Moritz nach Tirano – und umgekehrt. In der Regel gehen Zuge ab 5 Uhr morgens ab. Hier können Sie sich die Abfahrtszeiten ansehen.
Beginnt das Bahnabenteuer in Chur, weichen die malerischen Häuser und Gässchen der Hauptstadt Graubündens schon bald grünen Hügellandschaften. Nach den pittoresken Dörfern und stolzen Burgen des Domleschg bahnt sich der rote Zug seinen Weg weiter durch die tief eingeschnittene Schinschlucht und erreicht über den 85 Meter hohen Solisviadukt die schroffen Felsen und wilden Gebirgsbäche des Albulatals. Das spektakuläre Wahrzeichen der Rhätischen Bahn, der weltweit bekannte Landwasserviadukt, führt kurz vor Filisur mitten in den Felsen hinein.(eine Erklärung dazu finden Sie im Video oben)
Imposante Kunstbauten und Kehrtunnels prägen die Landschaft bis Preda, bevor sich auf der anderen Seite des Albulatunnels das Engadin in seiner ganzen Pracht entfaltet. Vorbei am mondänen St. Moritz schraubt sich der Zug an der klaren Oberengadiner Bergluft hinauf und die thronenden Gletscher der Bernina scheinen zum Greifen nah.
… zum Dolcefarniente des mediterranen Südens
Hoch oben beim Ospizio Bernina, auf dem Dach der Rhätischen Bahn in 2253 Metern Höhe, wirkt auf mich die grenzenlose Freiheit der Berge sehr stark und befreiend. Dem Alltag entrückt, fernab vom hektischen Treiben der Stadt, geniesst man die Aussicht auf den türkisglitzernden Lago Bianco und den dunkelschillernden Lej Nair – und ich möchte für immer hier verweilen, wären da nicht die Verlockungen des Südens tief unten im Tal. Also geht die Fahrt weiter auf die aussichtsreiche Alp Grüm, dem einzigen Restaurant und Hotel mit Nur-Bahnanschluss der Schweiz.
An Bord des Bernina Express erlebe ich dabei Kulturgenuss und Naturerlebnis vom Feinsten. Neben Augenschmaus serviert die rollende Minibar auch Gaumenfreuden aus der Region: Ein Churer Nusstörtli oder ein aromatischer Puschlaver Kräutertee setzen der Panoramareise der Superlative die kulinarische Krone auf. Gratis WiFi erlaubt mir meine Fotos gleich nach Hause zu senden. Der mehrsprachige digitale Reisebegleiter mit Audioguide spielt mir Wissenswertes rund um den Bernina Express und das UNESCO Welterbe direkt auf mein Smartphone und Tablet.
Angesichts des mächtigen Palügletschers scheint die Welt still zu stehen – und der Zug ebenso; schließlich möchte ich auch den perfekten Schnappschuss mit nach Hause nehmen. Unvergesslichen Augenblicke halte ich für die Ewigkeit fest – wie Sie hier sehen können.
Nach einem kurzen Fotohalt windet sich der Bernina Express in weiten Kurven hinunter ins Kräuterparadies Puschlav. Eben noch vom rauen Charme des Hochgebirges ergriffen, tauche ich nach dem berühmten Kreisviadukt von Brusio ein ins mediterrane Tirano unter Palmen – Italianità pur. Wir sind in Poschiavo angekommen und für mich heißt es aussteigen.
Ein beschaulicher Ort – ganz anders als im Norden
Poschiavio hat 4.500 Einwohner gezählte 5 Bäckereien, 4 Metzgereien, 6 Weinproduzenten, 2 Kräuterproduzenten, ein Bierbrauer, eine Käserei, eine Pasta-Fabrik und mehrere Geschäfte mit lokalen Spezialitäten. Schon allein daraus wird klar, dass hier Gaumengenuss den Menschen am Herzen liegt. Vom Bahnhof sind nur ein paar Schritte und schon stehe ich bei der Kirche und am Hauptplatz. In die Kirche müssen Sie einen Blick werfen.Es ist Zeit zum Essen und was liegt näher als gleich ins Hotel/Restaurant Albrice a la Poste (gleich vis a vis der Kirche) zu gehen. Ich nehme Platz in einer guten alten holzgetäfelten Stube und lasse mich mit örtlichen Speisen verwöhnen. Hier herrscht eine einmalige Atmosphäre im Patrizer-Haus aus dem Jahr 1682. Der Küchenchef versteht es mit Liebe zum Detail die traditionsreiche Küche – fast alles Bio und aus der Umgebung – zu pflegen. Er kocht aber auch mit viel Kreativität seine Kochkenntnisse in moderne Eigenkreationen umzusetzen.
Ich habe mich für Gnocchetti di farina saraceno funghi porcini e formaggio Poschiavo (Buchweizen-Gnocchi an feiner Rahmsauce mit Steinpilzen und Puschlaver Käse) entschieden. Als Nachspeise habe ich mich für eine Torta Engadinese (Engadinertorte) entschieden, dazu trinke ich ein Glas Franciacorta „Blanc de Blancs“ Brut Chardonnay, Pinot Bianco Pinot e Pinot Nero.
Wenn Sie allein von den Speisen hier schon begeistert sind, finden Sie hier ein paar Rezepte zum Nachkochen.
Nach dem Essen mache ich einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Überall sehe ich prächtige Gebäude des Borgo von Poschiavo. Sie erzählen von der bewegten Vergangenheit des Tals und des Ortes. Die religiösen Spannungen nach der Reformation, die vielen Auswanderer die im 19. Jahrhundert als Zuckerbäcker zu großem Reichtum meist in Italien gelangten und mit prächtigen Palazzi dem Borgo – nach ihrer Rückkehr – sein heutiges Aussehen gaben. Ich hätte dieses südliche Flair in nur 25 km Luftlinie vom Bernina-Gletscher und seiner schroffen Bergwelt, hier nicht erwartet.
Zeit wird es für die Rückfahrt
Meine Rückfahrt bringt mich nach St. Moritz, wo ich eine Übernachtung einlege. Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Zug nach Preda. Das feine an der Rhätischen Bahn ist, dass man sich um sein Gepäck nicht kümmern muss und die Bahn den Transport übernimmt. Der kleine Bahnhof Preda, liegt dort wo parallel zum alten Albulatunnel aus Sicherheitsgründen ein neuer Tunnel bereits gebaut wird. Dort habe ich mich mit Roman Cathomas dem GF UNESCO Welterbe Rhätische Bahn Albula/Bernina und auch Wander-Guide verabredet und wir werden zu Fuß den Albula Bahnweg gehen.
Zuerst geht es leicht bergab auf Fortstraßen und dann geht es über Stufen in Schluchten. Von hier aus kann man die eindrucksvollen Viadukte bestaunen. Insgesamt gehen wir rund 1 ½ Stunden und kommen in Bergün am Bahnhof, wo auch das Bahnmuseum ist an. Der Weg war etwas beschwerlich, aber wenn Sie einmal mit dem Bernina Express diese Strecke fahren, sollten Sie unbedingt die eine Station zu Fuß gehen – ein eindrucksvolles Wandererlebnis.
Nach dem Besuch des Bahnmuseums und einer kleinen Stärkung geht es mit dem Zug für mich wieder nach Davos, wo ich übernachte. Am nächsten Morgen geht es wieder nach Chur zum Ausgangspunkt.
Wenn Sie mehr über Davos wissen wollen, lesen Sie hier unseren Beitrag
Insgesamt eine Reise mit tollen Eindrücken, die man in kurzer Zeit, aber auch ausgedehnter in 5-6 Tagen machen kann – je nach Lust und Laune.
Redaktion Friedrich Graf
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Tel: 00800 100 200 30 (kostenlos, lokale Gebühren können anfallen)
Weltrekordversuch der Rhätischen Bahn ist geglückt
Es ist vollbracht: Die Rhätische Bahn (RhB) fuhr am 29. Oktober auf der UNESCO Welterbestrecke vom Albulatunnel in Preda bis zum weltbekannten Landwasserviadukt kurz nach Filisur den längten Reisezug der Welt.
Mit 25 vierteiligen Capricorn-Triebzügen vom führenden Schweizer Hersteller Stadler fuhr die RhB am Samstagnachmittag, 29. Oktober 2022, über die Albulalinie. Der 1.906 Meter lange Rekordzug wurde in der Nacht auf Samstag und am Samstagvormittag im Albulatunnel wie eine Perlenschnur aufgereiht. Anschließend fuhr dieser um 14.20 Uhr in Preda los. Kurz um 15.30 Uhr hatte der Rekordzug sein Ziel erreicht: die spektakuläre Überquerung des Landwasserviaduktes.
«Nach intensiver Vorbereitung sind wir überglücklich, dass uns dieser Weltrekord geglückt ist. Wir hatten nicht nur hier in Bergün ein wunderschönes Bahnfest, sondern konnten uns mit dieser Rekordfahrt dank engagierten Partnern und Sponsoren sowie einem unglaublich engagierten Team weltweit als faszinierende und innovative Gebirgsbahn präsentieren», so Renato Fasciati, Direktor der RhB kurz nach Vollendung des Weltrekords.
Das Gelingen des Weltrekords wurde vor Ort von GUINNESS WORLD RECORDS™ offiziell bestätigt. Der Eintrag lautet: «longest narrow gauge passenger train».
Zahlen und Fakten zum Weltrekordversuch
Am Bahnhof selbst zeigten die Partner der RhB ihr Können. So war beispielsweise das Gleisbau-Unternehmen SERSA mit einer Gleisbaumaschine und einem Loksimulator präsent. Die Kompetenz-Partner ABB und Repower informierten über Elektromobilität. Siemens ermöglichte mit Augmented Reality Bahnerlebnis pur. Das Bahnmuseum Albula war geöffnet, Märklin und BEMO zeigten zusätzlich diverse Modelleisenbahnen. Das ganze Bahndorf Bergün war in Bewegung.
- Der Zug setzte sich aus 25 Kompositionen mit jeweils vier Wagen der neuen Capricorn-Triebzüge zusammen und war insgesamt 1.906 Meter lang.- «Capricorn» ist der rätoromanische Begriff für Steinbock.- 24.930 Meter lang ist die Weltrekordstrecke von Preda bis Alvaneu.- Dabei wurden 789,4 Höhenmeter (Preda = 1788,7 m ü.M.; Alvaneu = 999,3 m ü.M.) überwunden.- Die Weltrekordfahrt führte über 48 Brücken und durch 22 Tunnels.- Der größte Viadukt auf der Weltrekordstrecke ist der weltbekannte Landwasserviadukt kurz nach Filisur mit einer Länge von 142 Metern und einer Höhe von 65 Metern.- Der längste Tunnel auf der Weltrekordstrecke ist der Greifensteintunnel kurz vor Filisur mit 698 Metern.- Mit der Weltrekordversuchsfahrt wurden 4000 kWh Bremsenergie (Rekuperation) erzeugt.- Mit 30 bis 35 km/h fuhr der Weltrekordzug.- Rund eine Stunde dauerte die Rekordfahrt.- Rund 2.990 Tonnen betrug das Gewicht des Rekordzuges.- Die Kommunikation innerhalb des Zuges wurde mittels eines fast 2 Kilometer langen Feldtelefons vom Zivilschutz sichergestellt.- Zusätzlich wurden im Zug 7 Lokführer und 21 Techniker eingesetzt, um den Zug fahren zu können.
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Dieses Video darf man nicht verstecken. https://www.youtube.com/watch?v=gseW_h9P46M
Muss ja wirklich aufregend sein mit dem Berninna Express zu fahren. Mit dem Glacier sind wir schon gefahren.
Die Schweiz ist halt insgesamt sehr teuer, aber man muss dabei auch sparen können.