Teurer Schweizer Franken für Tourismus

Was meint er zu der enormen Preisentwicklung in der Schweiz

Urs Weber, Schweizer Tourismusdirektor in Wien

Wir sprachen mit Urs Weber von Schweiz Tourismus in Wien über die Frankenaufwertung und welche Konsequenzen dies auf den Tourismus hat.

BLL: Herr Weber aufgrund der massiven Aufwertung des Franken wird der Urlaub in der Schweiz nun noch teurer. Was sagen Sie als Tourismusmanager grundsätzlich dazu?

Weber: Der am 15. Januar 2015 durch die Schweizer Nationalbank überraschend wieder freigegebene CHF / €-Wechselkurs war sicher eine sehr unangenehme Überraschung für die Schweizer Exportwirtschaft – und ganz besonders für den Tourismus. Die Schweizer Hotellerie ist traditionell sehr klein strukturiert, besteht aus vielen Familienbetrieben (übrigens wie in Österreich). Das bedeutet einerseits besondere Gastgeberqualitäten – aber auch die Herausforderung, dass man nicht wie größere Hotels von einer gewissen Einkaufsmacht profitiert, etc..

Die Schweizer Angebote sind nun auf einen Schlag 15% – 20% teurer geworden – ohne, dass die Gäste dafür grundsätzlich mehr als davor bekommen, bei den Hoteliers / Gastronomen mehr hängen bleibt (die Margen im Tourismus sind auch in der Schweiz nicht üppig).

BLL: Sie sind ja für Incominggäste aus Österreich und Ungarn zuständig, wie glauben Sie wird sich das für diese Gäste aus diesen Ländern auswirken, zumal für diese Gäste schon bisher ein Schweizaufenthalt teurer war. Glauben Sie, werden weniger Gäste in der Schweiz ihren Urlaub verbringen – trauen Sie sich eine Einschätzung zu?

Weber: Wie am besten darauf reagieren? Einfach tumb die Preise senken geht nicht – betriebswirtschaftlich, vor allem aber auch von den  Marketingeffekten, unserer strategischen Positionierung; die Schweiz ist kein Billig-Produkt.

Daher müssen wir uns auf andere Vorteile konzentrieren:

Qualität – Kreativität  – Flexibilität

Das ist auch der Bereich, wo der Schweizer Tourismus gerne in Konkurrenz mit den Mitbewerbern tritt: Qualität, Innovation, Kreativität. Und das ist auch für alle Marktteilnehmer besser.

BLL: Aber auch aufgrund der Tatsache das für Schweizer der Inlandurlaub um 16 % teurer wird, ist anzunehmen das viele Schweizer nun ihren Urlaub beispielsweise in Österreich verbringen. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Weber: Die Natur, das wichtigste Argument von Schweiz-Gästen, ist einer der großen – und völlig währungsunabhängigen – Stärken unseres Landes: Wir haben das Glück, dass wir 29 Skigebiete über 2.800m ü M haben; beinahe alle Seen haben bei uns Trinkwasserqualität. Aber auch einen integrierten, öffentlichen Verkehr, der hervorragend funktioniert, und Panoramastrecken wie z.B. der Glacier- und Bernina Express, die Bahn auf`s Jungfraujoch Top of Europe auch international einmalig sind.

Diese Vorteile müssen wir noch stärker herausstreichen, und zusätzlich eben auch an der Kommunikation weiterer Vorteile arbeiten: z.B. unsere Boutique-Städte, die ein unglaubliches Kulturangebot haben, fast ausnahmslos in kürzester Erreichbarkeit von einer beeindruckenden Bergwelt liegen, oder die Vielfalt, die vier Sprach- und Kulturräume einfach „von Natur aus“ schon bieten, etc..

BLL: Wie und mittels welchen Maßnahmen oder Preislockangeboten werden Sie Österreicher versuchen zu „motivieren“ doch ihren Urlaub in der Schweiz zu verbringen.

Weber: Darüber hinaus sind aber klar neue / zusätzliche Aktionen notwendig. Und die touristischen Leistungsträger strengen sich auch wirklich an und möchten den Gästen zeigen, dass sie in der Schweiz sehr willkommen sind, die Gastgeber sich sehr um sie bemühen, gerne „die extra Meile“ für sie gehen.

Eine der ersten, sichtbaren Aktionen ist z.B. die Plattform www.wir-bieten-mehrwert.ch <http://www.wir-bieten-mehrwert.ch> , bei der mehrere Schweizer Ferienorte mitmachen: zahlreiche Mehrwert-Angebote wie Gratisbusse, fix garantierte Eurokurse (z.B. in Grächen / Wallis: 1 Euro entsprich 1,35 CHF), eine heiße Ovomaltine serviert am Lift, etc..

BLL: Wird sich das Verhalten der Gäste aufgrund der Frankenaufwertung relativ rasch verändern oder glauben Sie das sich das Incominggeschäft längerfristig wieder normalisieren wird?

Weber: Einer der Vorteile, die der Schweizer Tourismus auch hat, ist die starke Aufteilung der Herkunftsnationen: die meisten Nächtigungen kommen aus der Schweiz selbst – wo es ja keinen Währungsnachteil gibt: dies sind jeweils zwischen ungefähr 47% und 53% der Gesamtnächtigungen. Nr. 2 ist auch bei uns Deutschland – allerdings in einem relativ deutlich kleineren Umfang als in Österreich. Die Nächtigungen in Hotel- und Kurbetrieben machten im vergangenen Jahr „nur“ 12,2% (Jan bis Nov) aus.

BLL: Wird diese Aufwertung hauptsächlich Langzeiturlauber betreffen und wie schätzen Sie die Situation bei Tagesgästen ein?

Weber: In der Schweiz übernachten deutlich mehr Gäste aus „neuen“ Märkten wie Indien, China, GCC-Countries, Brasilien – aber auch USA, GB, F. Dies „streut“ das Risiko, hilft uns in der aktuellen Situation.

BLL: Was können Sie Österreichischen Urlaubsreisenden die in die Schweiz fahren möchten und derzeit etwas verunsichert sind, empfehlen?

Weber: In der Schweiz übernachten deutlich mehr Gäste aus „neuen“ Märkten wie Indien, China, GCC-Countries, Brasilien – aber auch USA, GB, F. Dies „streut“ das Risiko, hilft uns in der aktuellen Situation.

Vielen Dank für das Interessante Gespräch!

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2 Kommentare

  1. Wir waren letztes Jahr zum skifahren in Davos. Die Preise sind geschmalzen wenn nicht zu sagen eine frechheit. Aber die Schweizer reagieren, es ist inzwischen vieles inkludiert, was in Österreich nicht inkludiert ist (Beispiel Lifpass, Zug, Bus und Skikurs.

  2. Die Schweiz war für uns Österreicher immer schon ein teures Pflaster, aber gewisse Orte wie beispielsweise Zermatt und Sehenswürdigkeiten wie die Jungfraubahn machen vieles wieder wett.Nur eines kann ich mir nicht vorstellen, dass es die Hoteliers so locker nehmen.

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