Statement des DIVI-Präsident Prof. Gernot Marx zur Situation der Pandemie.
„Die Politik hat erkannt, dass wir in einer schwierigen Phase der Pandemie sind und die Impferfolge nicht gefährden dürfen. Hier können wir Intensivmediziner der MPK nur beipflichten! So sind die Entscheidungen hin zu verstärkten Notbremsen, einer Ruhephase ohne Versammlungen über Ostern und geschlossene Gastronomien hart, aber wichtig. Nur so können wir das derzeitige exponentielle Wachstum der Inzidenzen wieder verlangsamen – und auch nur so sehen wir Intensivmediziner in einigen Wochen wieder weniger Patienten auf den Intensivstationen. Unsere Zahlen steigen leider seit einigen Tagen wieder. Bereits jetzt liegen mehr als 3.100 Intensivpatienten mit COVID-19 auf der Intensivstation. So starten wir in die dritte Welle auf dem Niveau des Hochpunktes der ersten – und das macht uns trotz aller Erfahrung nach einem Jahr Pandemie als Intensivmediziner schon große Sorgen.“
„Auch wir Intensivmediziner wünschen uns Fahrpläne für die nächsten Monate. Die Zeit im Lockdown bis Mitte April ist für viele Menschen in der Bevölkerung nur auszuhalten, wenn alle sich die Möglichkeiten im Sommer bereits vor Augen führen können.
Was kann unter welchen Bedingungen möglich sein?
Wie viele Tests sind verfügbar?
Wann ist mein Impftermin – wer diese Antworten kennt ist auch heute bereit sich besser an Regeln zu halten, um dieses große Ziel von mehr Bewegungsfreiheit nicht zu verspielen. Wer somit als Familie bereit ist sich über Ostern nicht zu treffen, weil der Glaube an das Treffen im Garten im Juni realistisch erscheint, der hilft auch sehr schwere Verläufe auf den Intensivstationen zu vermeiden. Und mehr wollen wir nicht. Unsere Patienten sind wahrscheinlich gezeichnet fürs Leben. Die sind nicht genesen, wenn wir sie entlassen. So müssen wir die Zahl der Erkrankten so gering wie möglich halten.“
Derzeit haben wir noch keine belastbaren Zahlen, dass die Patienten auf den Intensivstationen jünger werden. Was wir wissen: Der Altersdurchschnitt der ersten wie auch zweiten Welle war gleich. Durchschnittlich betrug das Alter auf den Intensivstationen etwa 68 Jahre. Mehr als 75% der Intensivpatienten sind derzeit unter 80 Jahre alt – also noch nicht durch Impfungen geschützt.
Und aus der zweiten Welle wissen wir weiterhin: Die Überlebenschance der 60jährigen ist deutlich besser als die der 70jährigen. Weiterhin ist „Alter“ eines der höchsten Risiken, an Corona zu versterben. Für die dritte Welle erwarten wir aber einen deutlich jüngeren Altersdurchschnitt, da die 80jährigen zum Großteil geimpft sind. Die werden wir nicht mehr auf den Intensivstationen sehen, die sind durch die Impfung vor schweren Verläufen geschützt.“
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