Die Juwelen untergegangener Dynastien

Besonderen Geschenke aus Edelsteinen

Die Schätze europäischer Kaiser und Könige auf den Mineralientagen in München.

Jedes Jahr Ende Oktober finden die Mineralientage in München statt. Diesmal zeigt die kulturhistorische Sonderschau „Die Juwelen untergegangener Dynastien“, kuratiert von Historiker und Filmautor Dr. Bernhard Graf, beschäftigt sich mit der Sammelleidenschaft ehemaliger europäischer Monarchen. Den Besuchern öffnet sich eine Schatzkammer mit beeindruckenden Exponaten der Habsburger, Wittelsbacher, Wettiner und Romanows. So sind die Star-Diamanten der vier Dynastien als Rekonstruktionen zu bewundern: Florentiner, Blauer Wittelsbacher, Dresdner Grüne und Orlow. Die von Juwelier Abeler kunstvoll angefertigten Kronen (Repliken) des Königs und der Königin von Bayern, des Kaisers von Österreich, des Königs von Polen sowie des Zaren von Russland vermitteln ein Gefühl für den Glanz, der von den ehemaligen europäischen Herrscherhäusern ausging. Vor allem für die europäischen Herrscher galt über Jahrhunderte das Motto: „Wer sammelt, schreibt Geschichte“.

Geschenke an Richard Wagner

Unter den ausgestellten originalen Preziosen von König Ludwig II. aus der Sammlung von Sepp Schleicher befinden sich grandiose Kleinodien aus dem Besitz des Monarchen sowie auch wertvollste Geschenke an Richard Wagner, wie eine Prunktaschenuhr mit zahlreichen Diamanten sowie ein Taktstock mit Brillanten und Rubinen. Das erste Mal in der Öffentlichkeit zu sehen ist das bislang noch nicht publizierte Ölgemälde „König Ludwig II. von Bayern“ des damals berühmten Oberpfälzer Malers Josef Nepomuk Bernhardt. Der Monarch schätzte den Stielerschüler so sehr, dass er ihm dafür sogar Porträt saß. Am 26. und 27. Oktober ist die Munich Show – Mineralientage München von 9-18 Uhr auf dem Messegelände in Riem für Privatbesucher geöffnet.

Die Preziosen des Märchenkönigs

„Seine Prachtliebe ist ein Ausfluss seiner Neigung zu den Bourbonen, dessen höchste Steigerung sich in der Nachahmung Louis XIV. findet“, stellte der Leibarzt Ludwigs II., Dr. Max Joseph Schleiß von Löwenfeld, in seinem Tagebuch fest. Besonders gefielen dem bayerischen Monarchen funkelnde Diamantrosen und glitzernde Brillanten von Rohdiamanten aus Lagerstätten in Indien, Brasilien oder Südafrika. Neben dem Weiß der Diamanten konnten nur die wertvollsten, dunkelblauen Saphire aus Sri Lanka, Kaschmir und Burma sowie das Blau eines Lapislazuli aus Fundstellen in Badakhshan (heute: Nordafghanistan) das Königreich Bayern mit seinen weiß-blauen Rauten repräsentieren. Dies spiegelt sich auch in einem Anhänger mit dem Drachentöter, dem hl. Georg wider, den der König Zeit seines Lebens bei sich trug.

König Ludwig II. beauftragte Edelsteinhändler und Kunstagenten, auch andere erlesene Mineralien, wie Türkise, Rubine, Amethyste oder Edelopale, für seine Preziosensammlung aus den besten Fundstellen der Welt zu besorgen. Zu seinen Kleinodien zählten Krawatten- und Anstecknadeln, Petschaften und seine persönliche Taschenuhr. Sicherlich hätte sich im Laufe seines Lebens eine beachtliche Kollektion wertvollster Kleinodien zusammengefunden, wenn der Märchenkönig nicht so großzügig seine Verwandten, verdienstvolle Personen, Gleichgesinnte und vor allem Künstlerfreunde beschenkt hätte – allen voran Richard Wagner.

Die berühmten Fabergé-Eier

Zar Alexander III. beauftragte 1885 den St. Petersburger Goldschmied und Juwelier Peter Carl Fabergé mit einem besonderen Geschenk für seine Gemahlin Maria Fjodorowna. Er wollte ihr der russischen Tradition entsprechend ein kostbares Osterei überreichen. Das sogenannte „Hennen-Ei“ aus Mehrfarbgold, Emaille und einem Tierkamm aus Rubinen gestaltet, war das erste von mehreren Fabergé-Eiern, die Zar Alexander III. beauftragte. Nach dem Tod des Vaters setzte Zar Nikolaus II. den Osterbrauch fort und schenkte seiner Gattin Alexandra Fjodorowna ebenfalls von Fabergé gefertigte Eier. Mehr als 50 Exemplare kreierte Fabergé für die Zarenfamilie. Während der Russischen Revolution wurden sie, wie alle Kleinodien aus dem Besitz der Zarenfamilie und der russischen Aristokratie, konfisziert und zum Großteil verscherbelt.

Fabergés glanzvolles Dasein endete, als er mit nicht mehr als einem Köfferchen aus Russland floh und drei Jahre später am Boden zerstört in Lausanne starb. Peter Carls Nachkommen führten die Fabergé Goldschmiedekunst fort und vermehrten den weltweiten Ruhm ihres Familiennamens. Die Fabergé-Eier werden auch heute noch als Inbegriff hoher Goldschmiedekunst und als Symbol für Luxus geschätzt und zählen zu den höchstbezahlten Antiquitäten der Welt. Bei Versteigerungen erzielen sie Preise in zweifacher Millionenhöhe.

Edelsteinkünstler der Gegenwart

Als „deutscher Fabergé“ der Gegenwart gilt der Kirschweiler Edelsteinkünstler Manfred Wild. Schon als kleiner Junge war er fasziniert von Fotos zu den berühmten Eiern. Um die 250 Ei-Kreationen hat er bereits entworfen. Seine Meisterstücke sind in exklusiven Kundenkreisen in Privatsammlungen, Museen, Königshäusern und Sultanspalästen in aller Welt zu finden. Dabei erfüllt er fast jeden Ei-Kreationswunsch seiner Kunden, sei er auch noch so außergewöhnlich. Wild absolvierte keine Ausbildung zum Edelsteinschleifer, sondern lernte das Schleifen, Gravieren, Goldschmieden und Emaillieren autodidaktisch. Auf der Munich Show präsentiert er mehrere seiner Kunstwerke, gefertigt in der Tradition von Peter Carl Fabergé. So besteht das „Herren-Ei“ zum Beispiel aus rotem Email auf Silber, gefasst in 18 Karat Gelb-Gold mit einem Nodus aus zwei facettierten Bergkristall-Rondellen und einem Onyx-Fuß. Im Ei befindet sich die Krawattennadel „Hundekopf“ mit Diamantenaugen (schwarz) und einem Roh-Diamanten.

ots

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