In ihrer Vorstellung sind viele Deutsche wahre Bewegungswunder.
In Betrieben und Behörden führt die Deutsche Schlaganfall-Hilfe regelmäßig Gesundheitschecks und Beratungen durch. Die deutsche Bevölkerung bewegt sich nach wie vor zu wenig. Neu ist: Die meisten denken das Gegenteil. Das zumindest legen Auswertungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nahe.
2081 Menschen in Betrieben und Behörden nahmen 2018 freiwillig an dem Gesundheitscheck der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe teil. In den meisten Bereichen deckten sich die Ergebnisse der durchschnittlich 50 Jahre alten Teilnehmer mit bekannten Studien zum Gesundheitsstand der Bevölkerung. In einem Bereich jedoch lieferte die Testserie ein verblüffendes Ergebnis.
Nur 40 Prozent sind im grünen Bereich, aber 92 Prozent glauben es zu sein
Alle Teilnehmer wurden um eine Selbsteinschätzung zu ihrem Bewegungsverhalten gebeten. Dabei waren 92 Prozent der Meinung, dass sie sich ausreichend viel bewegen. Und dass, auch wenn sie in anderen Bereichen (Blutdruck, Gewicht) teilweise kritische Werte aufwiesen. Tatsächlich allerdings erfüllen in Deutschland lediglich gut 40 Prozent der Bevölkerung die Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie empfiehlt wöchentlich mindestens 2,5 Stunden moderate körperliche Bewegung zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
„Aus unserer Sicht sind die 2,5 Stunden bereits zu tief gegriffen“, urteilt der Kölner Sportwissenschaftler Klaus Clasing. Im Auftrag der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe führt er mit seiner a.l.c. GmbH Gesundheitschecks in Unternehmen und Organisationen durch und berät die Teilnehmer. Die eklatant abweichende Selbsteinschätzung erklärt er sich mit mangelndem Gesundheitswissen. „Die Teilnehmer sind oft völlig überrascht, wenn wir ihnen erklären, dass zum Beispiel Hausarbeit nicht in diese Bewegungsbilanz zu rechnen ist“, berichtet Clasing aus dem Berateralltag.
Deutlich mehr Aufklärungsarbeit notwendig
Auffällig sei auch, dass durch die Testungen immer wieder Risikopatienten identifiziert würden, die bisher nichts von ihrem kritischen Gesundheitszustand wussten. „Das sind deutliche Belege dafür, dass wir in Sachen gesundheitlicher Aufklärung in Deutschland noch lange nicht so weit sind, wie wir meinen“, lautet Clasings Schlussfolgerung. „Wir brauchen deutlich größere Anstrengungen in der Prävention. Gerade die Betriebliche Gesundheitsvorsorge eignet sich hervorragend dafür, Zielgruppen zu erreichen, die in der Regel weniger empfänglich für Prävention sind. Und durch den persönlichen Kontakt wirken solche Instrumente deutlich nachhaltiger als mediale Kampagnen.“
Der Gesundheitscheck der Deutschen Schlaganfall-Hilfe wertet Blutdruck, Blutzucker, Blutfett, Körpergewicht, körperliche Aktivität und andere Lebensstilfaktoren der Teilnehmer aus. Ein wissenschaftliches Analyseprogramm wertet die Daten aus, anschließend bespricht ein Arzt oder Gesundheitsberater das Ergebnis mit den Teilnehmern. Rund zehn Minuten dauert eine Testung. Unternehmen, Behörden und andere Organisationen können den Gesundheitscheck bei der Schlaganfall-Hilfe buchen.
ots
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