Erfolg durch Telemonitoring, Hausbesuche und Telefonbetreuung.
Herzinsuffizienz ist bei Menschen ab 65 die häufigste Ursache für Spitalsaufnahmen und erzeugt immense Kosten für das Gesundheitssystem. Innovative Modelle der Betreuung erlauben es, mehr Menschen mit deutlich weniger Aufwand zu versorgen und dabei bessere Ergebnisse zu erzielen als bisher. Drei Best-Practise-Beispiele dafür haben Vertreter der Kardiologen-Gesellschaft Österreich (ÖKG) anlässlich des „Europäischer Tages der Herzschwäche“ in Wien präsentiert: Die Betreuung zu Hause, per Telefon sowie durch Telemonitoring.
Vier Prozent aller Gesundheitskosten
„Herzschwäche hat bereits das Ausmaß einer Volkskrankheit erreicht“, berichtet Hans Altenberger, Vorsitzender der AG Herzinsuffizienz der ÖKG. Zehn Prozent der Menschen über 80 Jahren sind betroffen, was europaweit eine Patientenzahl von 28 Mio. oder 300.000 alleine in Österreich ausmacht. „Absehbar ist, dass diese Zahl weiter steigen wird – angesichts der Alterung der Gesellschaft, doch auch wegen des medizinischen Fortschrittes, da immer mehr Menschen den Herzinfarkt überleben“, erklärt der Salzburger Internist.
Jeder zweite Herzinsuffizient-Patient stirbt binnen vier Jahren, womit die Überlebenschance unter jener vieler Krebsarten liegt. Viele stationäre Wiederaufnahmen ins Spital sind in der Regel nötig, was die Versorgung extrem teuer macht: Herzinsuffizienz verschlingt zwischen zwei und vier Prozent aller Kosten des Gesundheitssystems, wobei zwei Drittel davon nur die Spitalskosten ausmachen. „Alternative Formen intensivierter Betreuung sind gefragt. Die drei von der Heart Failure Association vorgeschlagenen Modelle dazu sind in Österreich bereits lokal umgesetzt. Studien bestätigen ihren Erfolg“, betont Altenberger.
Daten selbst erheben
Das erste Modell ist jenes der Betreuung zu Hause (Home-based Care), bei der geschulte Krankenpfleger den Patienten daheim besuchen, Diagnosewerte und Therapie überprüfen, ihn einschulen und ein soziales Netz aller Beteiligten und Behandelnden knüpfen. Erfolgreich gelingt dies bereits im Bundesland Salzburg im Projekt „Kardiomobil“. „Man erkennt somit Verschlechterungen früh und kann bei Auffälligkeiten rasch gegensteuern. Wesentlicher Vorteil ist jedoch der direkte und persönliche Bezug zwischen Pflegekraft und Patient“, streicht Altenberger hervor.
Andere Ansätze wie das Telemonitoring machen sich die Vorteile moderner Technik zunutze, wie Kardiologe Christian Ebner vom Elisabethinen-Krankenhaus Linz darlegt. „Bei früheren Modellen erhob man die täglich selbst erhobenen Gesundheitsdaten und gab sie in eine Smartphone-App ein. Um die Hemmschwelle für Senioren zu senken, versorgen wir Patienten mit Waage, Herzfrequenz-Messgerät und einer Eventkarte für Befindlichkeit und Medikation, deren Daten per NFC-Technik automatisch über ein eigenes Klapphandy an einen Zentralserver weitergeleitet werden.“ Das Spital hat passwortgeschützten Zugang zu den Daten und reagiert im Notfall.
Pflegekraft in Schlüsselrolle
Ein drittes Konzept wurde bisher am Landeskrankenhaus Krems erprobt: Telefonbasiertes Nursing, wobei Patienten und Angehörige zuerst computergestützt geschult und anschließend am Telefon durch „Telenurses“ kontinuierlich betreut werden. „Die Pflegekräfte rufen nach bestimmten Schema an, fragen Gesundheitsparameter ab und unterstützen in der Aufdosierung. Bei Problemen helfen sie weiter und liefern auch psychologische Unterstützung“, erklärt der zuständige Internist Armin Böhmer.
Für jedes der drei „Disease Mangement Programme“ (DMP) bestätigten bisherige Studien eine Verringerung von Morbidität und Mortalität, jedoch auch der nötigen stationären Aufnahmen sowie der Gesamtkosten. „Lokale Gegebenheiten entscheiden, welches Modell sich jeweils am besten eignet. Wenn diese Möglichkeiten im Zuge einer Gesundheitsreform bundesweit zugänglich gemacht werden, könnte dies in der Kardiologie erhebliche Kosten sparen“, betont Altenberger. Eine Vorbedingung zur Umsetzung sei jeweils die bessere Ausbildung des Krankenpflegers, dem dabei eine Schlüsselfunktion zukommt.
pte
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