Anfänger, Hobby- oder Profiathleten kommen zum Biken und Hiken nach St. Anton am Arlberg.
Das traditionelle Tiroler Bergdorf ist international bekannt, auch für seinen sportlichen Charakter für jeden Anspruch. Auch im Sommer beeindruckt die österreichische Urlaubsregion mit unterschiedlichen Aktivitäten und sportlichen Events vor spektakulärer Alpenkulisse.
Jedes Jahr im Juni dreht sich beim „E-Bike Fest“ in St. Anton am Arlberg alles ums Rad – besser gesagt ums E-Bike. Wir haben die Gelegenheit genutzt um uns zu informieren und zu testen.
Neuigkeiten aus der E-Bike-Welt
Elektrische Hochgefühle im Test und alpines Kombinieren im Sommer: Beim E-Bike Fest gab es erstmals an allen drei Event-Tagen geführte „E-Bike & Hike“-Touren in die Bergwelt von St. Anton am Arlberg. Ein Highlight bildete zudem die Thule E-Bike Rallye, bei der auf über 70 Kilometern und 2.000 Höhenmetern möglichst viele Hüttenstempel gesammelt werden müssten. Der Zutritt zum Festivalgelände sowie Bike-Verleih war kostenlos.
Wir haben diese Gelegenheit genutzt und sind nach St. Anton gefahren, um uns über alle Neuigkeiten zu informieren und verschiedene Fabrikate zu testen. Bequem: Das eigene E-Bike blieb daheim, denn vor Ort war fast die gesamte Branche anwesend und man konnte sich informieren und testen so lange man wollte. Dies haben wir gemacht. Achtung: Termin für das nächste Jahr vormerken.
Bequeme Anreise mit der Bahn
Im Nightjet in die Berge. St. Anton am Arlberg in Tirol ist dank Railjet-Anbindung ein beliebtes Ziel für Bahnreisende aus ganz Europa. Günstige Verbindungen gibt es etwa in rund fünf Stunden aus Stuttgart, während Urlauber aus dem Raum München nur rund drei Stunden auf Schienen einplanen müssen. Für Gäste aus bestimmten, weiter entfernten Regionen bieten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auch im Sommer 2022 spezielle Kombitickets per Nachtzug an. Ohne Stau reisen sie so bequem und klimaneutral aus Hamburg, Düsseldorf, Amsterdam, Wien oder Graz nach St. Anton am Arlberg. Das Kombiticket beinhaltet die Bahnfahrt (hin und zurück) im ÖBB Nightjet inklusive Sitzplatzreservierung sowie Transfer zum gewünschten Hotel. Entspannter geht’s nicht mehr.
Eine Biketour von St. Anton zur 2.484 m hoch gelegenen Darmstädter Hütte
Wir wollten es wissen wie es so im alpinen Gelände ist. Die Darmstädter Hütte ist elf Kilometer südlich von St. Anton am Arlberg in der Verwallgruppe gelegen. So buchten wir eine Tour mit Guide, es waren sogar zwei Guides, einer vorne und einer blieb am Schluss immer dabei. Los ging es direkt im Festivalgelände. Unsere Guides begrüßten uns, wir waren eine Gruppe von 10 Bikern und erläuterten was auf uns wartet. Aber zu aller erst wollten sie wissen, wer schon so eine alpine Biketour gemacht hat, denn alle E-City Biker, die das gesamte Jahr auf aufgemalten Linien unterwegs sind, sind keine begnadeten Trail-Biker.
Immerhin liegen vor uns 1.180 Höhenmeter bis auf 2.480 Meter Seehöhe. Die Fahrzeit wird rund 2 Stunden betragen, dafür gibt es oben auf der Darmstädter Hütte die besten Knödel weit und breit. Kurz noch einige technischen Einweisungen in Schaltung, Powermodus usw. Die Strecke ist zwar bis zur Hütte nur 12,5 km, also hin und retour 25 km. Wobei bergab man Akku spart. Also meinten unserer Guides, wir sollten nicht ständig in der höchsten Powerstufe fahren, denn sonst bleibt man mit leerer Batterie stehen und muss schieben. Im günstigsten Fall sollte unser getestetes E-Bike von Scott zwischen 30 und 100 km schaffen.
Los geht es in der Gruppe von St. Anton in Richtung Rendelbahn
Zuerst fahren wir noch ein Teilstück auf asphaltierter Straße, dann nur mehr Schotterstraße. Es geht gleich steil bergauf, erst nach rund 15 Minuten wird die Steigung etwas erträglicher. Anfangs noch voller Tatendrang, doch nach der ersten halben Stunde bergauf, kommen die erste Ermüdungserscheinungen. Aber die Guides sind echte Stimmungsmacher, sie motivieren uns mit einem traumhaften Ausblick auf den Stausee und die besten Knödel. Alle 30 Minuten macht die Gruppe einen kurzen Halt zum Verschnaufen und man merkt die anderen TeilnehmerInnen kämpfen auch – das stärkt die Moral ungemein.
So geht es stätig bergauf, vorbei am Kartell Stausee, einige Serpentinen dann wieder eine kurze Pause. Nicht vergessen zu trinken und eventuell einen kleinen Müsliriegel zwischendurch. Die Forststraße ist rund 2 1/2 Meter breit, aber entlang des Stausees geht es rechts ziemlich steil zum See hinunter. Hier ist es besser nicht stehen zu bleiben, denn beim Wiederanfahren macht unser E-Bike immer einen kleinen Satz nach vorne und es ist nicht ratsam diesen zum Abgrund zu steuern.
Unser Guide gibt uns einen Tipp, man sollte die Hinterradbremse ein wenig ziehen, um diesen Satz etwas zu mildern. Wir haben schon verschiedene Mountain Bikes getestet, bei machen ist dieser Anfahreffekt mehr und weniger zu spüren. Aber das war ja auch Sinn unseres Ausfluges die Unterschiede der Bikes zu testen.
Das Sonderbare an dieser Tour, man sieht den gesamten Weg vor sich, sieht die Steigungen die man noch vor sich hat, aber man sieht noch immer nicht die Darmstädter Hütte, denn diese liegt rechts verdeckt durch einen Felsvorsprung.
Wir fahren inzwischen schon mehr als 1,5 Stunden stetig bergauf. Dann kommen die rettenden Worte von unserem Guide: „Noch 2-3 Serpentinen und dann sehen wir schon die Hütte“. Also das motiviert zusätzlich, die Schaltung auf volle Power und dann ist die letzte Steigung geschafft und die Darmstädter Hütte liegt vor uns.
Gewaltige Bergkulisse mit Darmstädter Hütte
Davor liegen gezählte 30 E-Bikes. Also muss es eine beliebte Strecke sein. Wir nehmen Platz und schauen in die ringsum hohe Bergwelt in der teilweise noch Schnee liegt. Es sei kein Wunder erzählt uns der Hüttenwirt Andreas, der die Hütte in 3. Generation betreibt. Normalerweise liegt auf der Forststraße im Juni oftmals vor der Schneeräumung noch bis zu 4 Meter Schnee, dieses Mal war weniger Schnee im Winter und es ist wärmer. Unser Blick schweift über den Scheibler (2.978 m), das Kuchenjöchli (2.730m), die Kuchenspitze (3.148m) bis zum Seeköpfe (3.061m). Besonders beeindruckt waren wir über zwei junge einheimische Mädels mit Rucksack und Seil, die mit uns gefahren sind und nach kurzer Rast noch oben in den Klettergarten einsteigen wollen. Bravo finden wir.
Andreas erzählt uns, dass seine Hütte ein zuverlässiger Bergort für Übernachtungen sein will und dass es ihm ein Anliegen ist, authentische Hüttenkulinarik anbieten zu können. Daher gibt neben mehreren bodenständigen Gerichten die berühmten Knödel – die wir bestellen und genießen. Eines können wir verraten: Es waren die besten Knödel die wir je gegessen haben.
Nach rund 1,5 Stunden Mittagspause, fahren wir zurück. Unsere Guides erläuterten wie man bergab richtig bremst, ohne die Bremsen zu überfordern. In Abschnitten bleiben wir stehen und warten bis die Gruppe wieder zusammentrifft. Anfangs achten wir am Weg auf Geröll und die faustgroßen Steine auch die Serpentinen machen bergab etwas Mühe. Unser E-Bike mit rund 25 kg schiebt ganz schon an.
Bergab sind wir die Strecke in nur einer Stunde gefahren, mit viel bremsen und auch leichten „Rutschern“ in den Kurven. Dann hatten wir wieder das Zentrum von St. Anton erreicht. Erstaunt war ich als die restreichweite bei meinem Bike „rechnerisch“ noch 70 km war.
Es war anstrengend, aber es war eines unserer aufregendsten und schönsten Erlebnisse. Wir sind doch ein wenig stolz die Tour unfallfrei geschafft zuhaben.
Trends und News von den Herstellern
Im Festivalgelände nutzen wir noch die Zeit um mit den verschiedensten Herstellerfirmen über neue Entwicklungen zu sprechen. Es gibt am Markt nun schon E-Bikes mit einer Batterieleistung von 750 kW, die natürlich genügend „Saft“ auch für ausgedehnte Touren habe. Wir waren mit 625 kW unterwegs, was aber auch ausreichte. Teilweise geht der Trend auch wieder zurück, denn die meisten Bikeregionen haben im Sommer fast alle Lifte und Seilbahnen geöffnet. So fährt man mit der Seilbahn hoch und fährt oben oder dann einfach wieder hinunter. Dafür brauchen die Biker Batteriekapazitäten von 350 kW und haben statt 25 nur mehr 15 kg und sind wesentlich handlicher. Auch ist es bei Tragepassagen naturgemäß einfacher.
Auch arbeiten einige Hersteller an einem ABS-System für das Vorderrad – wie bei Motorrädern inzwischen Serie. Dies verhindert, dass das Vorderrad bei Schotter wegrutscht. Wäre ein Sicherheitsgewinn.
Kennen Sie den Unterschied zwischen Trail und Single Trail?
Hier haben wir eine kleine Klassifikation der Schwierigkeitsgrade beim Biken. Leider sind nicht alle Wege mit diesen Informationen versehen. Daher: Vorsicht wenn man mit seinem E-Bike via Seilbahn in Seehöhen von 2.400 m bequem fahrt und dann im hochalpinem Gelände biken will. Lieber vorab gut über seine Wunschroute informieren oder einen lokalen Guide buchen.
Natürlich hat St. Anton am Arlberg noch viele andere Sportmöglichkeiten wie Wandern, Kiten, Schwimmen, Yoga usw. für seine Feriengäste. Hier finden Sie noch einige Bike-Tourenvorschläge – für jede Schwierigkeitsstufe.
Unser Fazit:
Wir waren überrascht über die wundervolle Landschaft die im Sommer wieder ganz anders aussieht. Auch die vielen Sportmöglichkeiten, die es rund um St. Anton am Arlberg gibt, sind für die Sommergäste verlockend. Es hat Spass gemacht und wir kommen wieder.
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