Fachleute und Politiker streiten um neueste Forschungsergebnisse.
Der Klimawandel bleibt weiterhin die größte Herausforderung unserer Zeit. Die Ursache für die globale Erderwärmung und ihre dramatischen Konsequenzen – extreme Wetterereignisse und der Anstieg des Meeresspiegels – ist hausgemacht: Die steigenden Temperaturen sind auf das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kommt die präsentierte „Assessment Report“ des Weltklimarats Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der wissenschaftliche Erkenntnisse von insgesamt über 850 Autoren aus 85 verschiedenen Ländern beinhaltet. Industrienahe Verbände und Lobbyisten kritisieren den Bericht und sprechen von „unsicheren Daten“ und „mangelhaften Klimamodellen“.
„In dem Weltklimareport des IPCC werden die wichtigsten neuen Forschungsergebnisse zum Klimawandel zusammengefasst“, betont Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid im Gespräch die Bedeutung des vorgelegten Papiers. „Darin werden unterschiedliche Szenarien dargestellt, die die steigende Temperaturentwicklung eindeutig aufzeigen“, erklärt der Fachmann. Wesentlich dabei sei, dass die „kritische Schwelle“ nicht überschritten werde. „Die Obergrenze einer Erwärmung um zwei Grad soll nicht erreicht werden. Im Bericht werden auch einige Emmissionsszenarien erläutert, bei denen diese Grenze nicht erreicht wird“, so Smid.
Politisches Hickhack
Von industrienahen Interessenverbänden, Lobbying-Organisationen und Regierungsvertretern wird der IPCC-Report wenig überraschend heftig kritisiert. Sie wollen weder einen beschleunigten Klimawandel noch größeres Risiko für Extremwetter bestätigen und bezeichnen die für die diversen Berechnungen herangezogenen Klimamodelle als „mangelhaft“. Auch der Einfluss von Treibhausgasen werde bei weitem überschätzt, kontert die Gegenseite. „Wir wollen die Öffentlichkeit informieren, dass die Daten des IPCC zu unsicher sind, um fundierte Schlüsse zu ziehen“, argumentiert etwa das industrienahe Heartland Institute in Chicago in einem eigenen Bericht, der denjenigen des IPCC entkräften soll.
Vor der jetzigen öffentlichen Auseinandersetzung um das Zustandekommen und die Interpretation der neuesten Klimadaten wurde bereits ausgiebig und hartnäckig im vertraulichen Kreis gestritten. Im Wesentlichen ging es dabei darum, dass sich Wissenschaftler und die politischen Delegierten der EU an einen gemeinsamen Tisch setzen mussten, um den genauen Wortlaut des 30-seitigen Dokuments festzulegen. „Natürlich ist der Klimawandel auch ein Spielball der Politik. Aber gerade die ist nun auch am Zug und muss geeignete Maßnahmen setzen, um diesem Problem zu begegnen“, meint Greenpeace-Experte Smid.
Globale Umwelt- und Energiepolitik
Der IPCC wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ins Leben gerufen. Seine zentrale Aufgabe als zwischenstaatliche Institution ist es, politischen Entscheidungsträgern den Stand der aktuellen wissenschaftlichen Forschung zusammenzufassen. Diese Zusammenfassung bildet für Politiker die Basis für die Gestaltung der globalen Umwelt- und Energiepolitik. Für seinen Kampf gegen den Klimawandel erhielt der IPCC 2007 den Friedensnobelpreis. Der nun veröffentlichte Bericht ist bereits der fünfte seiner Art.
pte
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