Nein, sie möchte nicht in Pension gehen, ihr Beruf ist ihr liebstes Hobby.
Seit mehr als 60 Jahren steht die britische Schauspielerin schon auf der Bühne oder vor der Kamera. Für ihre Rolle in Shakespeare in Love gewann sie sogar einen Oscar als beste Nebendarstellerin. Ihr Humor und ihre raue Whisky-Stimme ziehen das Publikum immer wieder in ihren Bann. Im Gespräch mit MADAME am 5. Juni erzählt Judi Dench, warum sie noch gar nicht daran denkt, in Rente zu gehen und wie sie mit ihrer positiven Lebenseinstellung auch schwere Zeiten meistert.
Aufgrund einer Netzhauterkrankung verliert die 84-Jährige langsam an Augenlicht, doch davon lässt sie sich nicht unterkriegen: „Wenn man auch die komische Seite der Dinge akzeptieren kann, hilft das sehr weiter. Und ich will mich sowieso nicht zu ernst nehmen. Inzwischen kann ich selbst Plakate meiner Filme kaum noch erkennen. Ich denke dann: Dieser dicke Klecks mit etwas Weißem drauf, das muss wohl ich sein, außer mir hatte von den Schauspielern ja niemand weiße Haare.“
Das Leben muss man positiv erleben
Diese positive Einstellung half ihr auch durch die schwere Zeit, als ihr Mann an Krebs starb. David Mills brachte später wieder Glück in ihr Leben: „David und ich haben einfach viel Spaß und können wunderbar miteinander lachen.“ Die beiden ergänzen sich: „David ist in meinem Leben etwas sehr Außergewöhnliches. Denn er hat rein gar nichts mit dem Kulturbetrieb zu tun, sondern sich ganz dem Tierschutz verschrieben. Er führt einen Wildpark. Ich genieße es, durch ihn völlig neue Dinge zu erfahren und zu lernen.“
Die fröhliche Britin sagt von sich selbst, dass sie sich auch im Alter noch jung wie ein Kind fühlt: „Das ist tatsächlich immer noch so. Wenn ich mich mit Freunden treffe und sie im Spaß sagen: ‚Wie alt wir doch geworden sind!‘ ,ärgert mich das. Zu sagen, dass man alt ist, wird zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Ich will nicht in eine Schublade gesteckt werden, auf der ‚Achtzigjährige‘ steht. In der Kategorie fühle ich mich einfach nicht wohl.“
Darum denkt Judi Dench auch gar nicht daran, ihre Arbeit niederzulegen: „Ich werde jetzt oft gefragt, ob ich nicht in Rente gehen will. Nun, wenn Leute in Rente gehen, dann meist, um Dinge zu tun, die sie schon lange tun wollen: lesen, malen oder auf Weltreise gehen. Aber mein Beruf gibt mir all das. Ich arbeite mit verschiedensten Menschen, lerne immer wieder etwas Neues – mein Beruf ist mein liebstes Hobby! Daher: Nein, ich möchte nicht in Rente gehen. Ich möchte arbeiten, solange es geht.“
Großbritanien und der Brexit macht ihr Sorgen
Als Mutter und Großmutter geht die aktuelle politische Situation in England, an Judi Dench nicht spurlos vorbei: „Ich habe mir noch nie so viele Sorgen um die politische Lage gemacht wie heute – und ich habe immerhin den Krieg miterlebt. Aber die Umbrüche, die jetzt stattfinden, sind schrecklich. Es bedrückt mich, die Abendnachrichten zu sehen. Gerade meine Heimat befindet sich durch den Brexit in einer besonders kritischen Lage.“ Für sie bedeutet Europa Zusammenhalt: „Beim europäischen Gedanken geht es für mich genau darum: um eine Gemeinschaft unterschiedlicher Menschen, die ihre Ressourcen miteinander teilen. Ein Künstler fühlt sich auch viel lebendiger, wenn er Teil eines Ensembles ist. Ich bin dafür, Gemeinsamkeiten zu pflegen und Wissen zu teilen, anstatt Grenzen zu erschaffen.“ Der vollständige Bericht erscheint in der aktuellen Ausgabe von MADAME Nr. 7/2019
Judi Dench ist ab dem 4. Juli im Film „Geheimnis eines Lebens“ wieder auf der Leinwand zu sehen, als Ex-Spionin die für den KGB arbeitete und mit 87 Jahren wegen Hochverrats verhaftet wurde.
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