Eine anatomische Weltneuheit ist im Berliner KÖRPERWELTEN Museum zu sehen.
Was verbindet so viele Millionen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Altersstufen und Berufen? Sie alle wollen sich ein authentisches Bild ihrer eigenen inneren Leiblichkeit verschaffen.
Für die Kuratorin Dr. Angelina Whalley, ist das der Schlüssel des Erfolgs:
„KÖRPERWELTEN ist eine Ausstellung über das Leben, die den Blick auf uns selbst nachhaltig verändert. Der Betrachter schaut in einen fremden Körper und entdeckt darin den eigenen auf neue Weise. Dieses Erlebnis lässt uns spüren, dass der Körper nicht nur Grundlage unserer Existenz, sondern auch Spiegel unserer eigenen Lebensführung ist. Was immer wir tun oder auch nicht tun – wie wir uns ernähren, ob wir uns körperlich bewegen, ob wir ein gesundes soziales Umfeld haben, ob wir uns anerkannt oder missachtet, glücklich oder unglücklich fühlen – alles wirkt auf ihn zurück, im Positiven wie im Negativen. KÖRPERWELTEN vergegenwärtigt uns diese Zusammenhänge und die Einmaligkeit des menschlichen Lebens vor dem Hintergrund des Todes. Der Erkenntnisgewinn schärft den Sinn für die eigene Verletzlichkeit und die eigene Gesundheit.“
Das neue Plastinat FR:EIA wurde offiziell enthüllt
Es zeigt ausführlich den komplizierten und aufwendigen Prozess der Faszienplastination sowie die Bedeutung dieses einmaligen Plastinats für die medizinische Forschung und Ausbildung.
Das fasziale Bindegewebe macht je nach Konstitution rund 20% unseres Körpers aus und bildet ein allumspannendes netzartiges Geflecht, das die einzelnen Körperstrukturen miteinander verbindet und gleitfähig im Körper verankert. Dies klingt wenig spektakulär, und darum haben Wissenschaftler diesem Gewebe über Jahrhunderte kaum Beachtung geschenkt.
Funktion der Faszien
Die tatsächlichen Funktionen des Bindegewebes wurden lange Zeit völlig verkannt. Erst seit wenigen Jahren beginnt man zu verstehen, dass es eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit spielt. So haben Rückenschmerzen häufig ihre Ursache nicht in Wirbel- oder Bandscheibenschäden, sondern in den Faszien. Auch Muskelkater und Sportverletzungen beruhen meistens auf Faszienverletzungen.
Obwohl Faszien heute im Fokus wissenschaftlicher und therapeutischer Aufmerksamkeit stehen, stellte die dreidimensionale Darstellung des faszialen Gewebes bislang eine Herausforderung dar. Genau dies ist nun dem Team um KÖRPERWELTEN-Macher Dr. Gunther von Hagens zusammen mit Experten der Internationalen Fasziengesellschaft gelungen. Drei Jahre arbeiteten Anatomen, Wissenschaftler, Mediziner und Physiotherapeuten beider Teams aus verschiedenen Ländern daran, das komplexe und äußerst instabile Bindegewebs-Netzwerk an einem ganzen Körper zu veranschaulichen. Das daraus resultierende Ganzkörper-Plastinat mit dem Namen FR:EIA (= Fascia Revealed: Educating Interconnected Anatomy) zeigt dieses netzartige Gewebesystem bis ins kleinste Detail. Es ist weltweit das einzige Präparat dieser Art.
Dr. Robert Schleip hat mit seinen jahrelangen Forschungsarbeiten die Faszien in ein neues Licht gerückt und dadurch zu einem Umdenken im Sport-, Fitness-, Yoga-, Osteopathie- und Physiotherapie-Bereich sowie in der chinesischen Medizin maßgeblich beigetragen. Für ihn ist FR:EIA ein Durchbruch in der dreidimensionalen Fasziendarstellung:
„FR:EIA verwirklicht eine historisch bedeutsame Erweiterung der konventionellen Anatomie. Bei dieser neuartigen Darstellung steht das fasziale Bindegewebe im Mittelpunkt anstatt nur als unterstützendes Hintergrund- und Verpackungsorgan anerkannt zu werden. Ohne die Segnungen der Plastination wäre diese wunderschöne Ganzkörper-Darstellung des faszialen Netzwerkes nicht möglich gewesen. FR:EIA ist daher ein einzigartiges Studienobjekt für alle Mediziner, Therapeuten und Faszien-Experten, aber auch eine Offenbarung für den medizinischen Laien“, so Dr. Robert Schleip.
Für die Kuratorin Dr. Angelina Whalley ist das Plastinat das absolute Highlight der Ausstellung:
„Schon Leonardo da Vinci ermahnte uns zu erkennen, dass alles mit allem in Verbindung steht. Die ständig wachsenden Erkenntnisse in der Faszienforschung belegen seine Sicht eindrucksvoll. FR:EIA wird unseren Blick auf uns selbst, unser Verständnis für unsere körperlichen Bedürfnisse und die Art, wie wir mit unserem Körper umgehen, nachhaltig verändern. Ich freue mich, dieses einzigartige Plastinat einer breiten Öffentlichkeit in unserem KÖRPERWELTEN Museum in Berlin präsentieren zu können.“
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