Einfache Untersuchung schützt vor einem Herzinfarkt.
Das Kombinieren von Infos über die Muster von Blutgefäßen in der Netzhaut mit genetischen Daten ermöglicht eine genaue Vorhersage des Risikos einer koronaren Herzkrankheit oder gar eines Herzinfarkts. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der University of Edinburgh http://ed.ac.uk . Diese Entdeckung könnte zu einem einfachen Screening-Verfahren führen, bei dem das Risiko eines Herzinfarkts im Rahmen einer Routine-Untersuchung des Auges berechnet wird.
Spiegelbild der Gesundheit
Laut Forscherin Ana Villaplana-Velasco war bereits bekannt, dass Veränderungen der Netzhaut Einblicke in die Gesundheit eines Menschen liefern. Da es sich bei der retinalen Bildgebung um ein nicht-invasives Verfahren handelt, haben die Forscher beschlossen, die Vorteile, die diese Bilder mit sich bringen könnten, zu untersuchen. „Zuerst haben wir die Verzweigungsmuster der retinalen Gefäße durch die Berechnung der fraktalen Dimension auf Basis der Daten der UK Biobank festgestellt. Wir haben herausgefunden, dass eine niedrigere fraktale Dimension, vereinfachte Verzweigungsmuster der Gefäße, mit koronaren Herzkrankheiten und daher mit Herzinfarkten in Verbindung stehen.“
Demografische Daten nutzen
Im nächsten Schritt haben die Forscher ein Modell entwickelt, das das Risiko eines Herzinfarkts mittels der Untersuchung der Daten von Studienteilnehmern vorhersagen konnte, die nach der Erstellung der Bilder von der Netzhaut einen Herzinfarkt erlitten. Dieses Modell beinhaltete die fraktale Dimension sowie traditionelle klinische Faktoren wie Alter, Geschlecht, systolischer Blutdruck, BMI und den Raucherstatuts für die Berechnung des personalisierten Herzinfarktrisikos. „Unser Modell konnte Teilnehmer mit einem niedrigen oder hohen Risiko eines Herzinfarkts im Vergleich mit bekannten Modellen, die nur demografische Daten nutzen, besser klassifizieren. Die Verbesserung des Modells war sogar noch größer, wenn wir einen genetischen Score hinzufügten, der mit der mit der genetischen Neigung eines Herzinfarkts in Verbindung stand“, so Villaplana-Velasco.
Neun genetische Regionen
Die Experten haben bei der Genetik der fraktalen Dimension neun genetische Regionen identifiziert, die die Verzweigungsmuster der Gefäße der Retina beeinflussen. Vier von diesen Regionen sind dafür bekannt, dass sie bei der Genetik von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen. „Diese gemeinsamen genetischen Regionen sind an Vorgängen beteiligt, die mit der Schwere des Herzinfarkts und der Genesung in Zusammenhang stehen“, erzählt die Fachfrau. Die Ergebnisse könnten auch bei der Erkennung einer Neigung zu anderen systemischen Erkrankungen wie einer diabetischen Retinopathie und Schlaganfällen nützlich sein.
Die Forscher halten es für möglich, dass jede Krankheit ein einzigartiges Netzhautvariationsprofil hat. Sie planen bereits weitere Untersuchungen sowie eine geschlechtsspezifische Analyse. „Wir wissen, dass Frauen mit einem höheren Risiko einer koronaren Herzkrankheit oder eines Herzinfarkts im Vergleich mit Männern dazu neigen, ausgeprägte retinale Gefäßabweichungen zu haben. Die Wissenschaftler wollen ihre Analyse bei Frauen und Männern getrennt wiederholen, um herauszufinden, ob ein geschlechtsspezifisches Modell für Herzinfarkte eine bessere Klassifikation des Risikos ermöglicht.
Künftig könnte eine einfache Untersuchung der Netzhaut ausreichend Infos für die Identifizierung von Personen mit einem Risiko liefern. Das Durchschnittsalter für einen Herzinfarkt liegt bei 60 Jahren. Das neue Modell zeigt eigenen Angaben nach fünf Jahre vor dem Herzinfarkt die beste Prognoseleistung. „Daher würde die Berechnung eines individuellen Risikos bei Personen über 50 Jahren laut Villaplan-Velasco Sinn machen. „Damit könnten Ärzte Verhaltensweisen vorschlagen, die das Risiko verringern, wie einen Rauchstopp, das Aufrechterhalten von normalen Cholesterinwerten und Blutdruckwerten.“
pte
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