Beim größten Jedermann-E-Bike-Rennen der Welt nahmen 1106 Fahrer aus 26 Nationen in den Klassen „Jedermann“ und „Elite“ teil.
Im Rahmen unserer Serie „Radschwerpunkt 22“ ist dies der vorletzte Beitrag und stellt zugleich auch den Höhepunkt der Serie dar. Auch wir waren dabei, lesen Sie wie es mir ergangen ist.
Am 3. September 2022 gastierte die E-Bike WM für Jedermann zum 2. Mal in Ischgl und Galtür und ließ bei 1106 Profisportlern und Gelegenheitsradlern aus 26 Nationen Weltmeisterträume wahr werden. Gekürt wurden in den Klassen Elite und Jedermann insgesamt 42 Weltmeister.
„Dass wir unser Teilnehmerfeld nach der Ischgl-Premiere 2021 so schnell vergrößern konnten, zeigt uns, dass wir mit dieser Renn-Veranstaltung voll im Trend liegen“, freut sich Alexander von der Thannen, Obmann des Tourismusverbands Paznaun – Ischgl.
E-Bike Weltmeister 2022 mit den jeweils schnellsten Zeiten in der Klasse Elite wurden auf der 37 Kilometer und über 1.180 Höhenmeter langen, technisch anspruchsvollen Strecke mit steilen Anstiegen und spektakulären Singletrails Daniel Klemme aus Deutschland bei den Herren und Barbara Oberdorfer aus Italien bei den Damen. Auf der panoramareichen 26 Kilometer langen Jedermann-Strecke sind über 740 Höhenmeter zu absolvieren. Lediglich 40 Teilnehmern gelang das gesetzte Gold-Limit von 55:30 Minuten zu unterschreiten und sich damit ihren Weltmeistertitel zu sichern.
Unter den Rennteilnehmern fanden sich auch heuer wieder prominente Namen wie der ehemalige Fußballprofi Walter Schachner und Snowboard-Olympiasieger Benjamin Karl. Die E-Bike WM für Jedermann war die Auftaktveranstaltung der neuen Eventserie “Golden Summits” im Paznaun und das erste von vier sportlichen Highlights in dieser Zeit.
Besonderes Reglement beim weltgrößten E-Bike-Rennen
„Während bei der Wertungsklasse Elite der jeweils Schnellste Weltmeister wird, treten die Teilnehmer der Klasse Jedermann gegen die definierten Fahrzeitlimits Gold, Silber und Bronze an. Bei Unterschreitung einer der drei Limits erhalten die E-Biker eine offizielle Jedermann WM-Gold-, Silber- oder Bronzemedaille. Wer das Goldlimit unterschreitet, darf sich dann auch Weltmeister nennen“, erklärt Dr. Markus Mitterdorfer von der E-Bike World Federation die Regeln. Neben der Gesamtwertung gibt es auch Kategoriepreise je nach Altersklasse und Geschlecht.
Mein persönliches Rennen
Als ambitionierter Radfahrer absolvierte ich eine Woche zuvor eine 3-Tagestour rund um den Dachstein, quasi als erstes Training. Lesen Sie hier. War diese Tour – um nicht zu sagen Tortour nicht schon genug – war dieses Vorhaben in Ischgl noch viel anstrengender.
Es ist etwas völlig anderes mit rund 1.000 Startern zu fahren. Ist das Gedränge am Start noch leicht verkraftbar. Gestartet wir in 2 Minuten Abständen und immer 50 Starter. Aber dann auf der Strecke geht es so richtig zur Sache. Es geht um Zeit. Anfangs etwas ungewohnt, dass immer einer vorfahren will, oder man auch selber überholen will. Da geht es mitunter schon etwas rauer zu und auch so mancher Ellbogen kommt zum Einsatz.
Bergauf geht es naturgemäß noch einigermaßen langsamer zu, denn die Steigungen der Schotterpassagen des Kurses haben es in sich. Alle stöhnen und keuchen und geben ihr Letztes bergauf – so auch ich. Gedanken, warum tue ich mir das an, musste ich sofort bei Seite schieben. Durchhalten, nicht absteigen – vielleicht auch eine WM-Medaille. Das war meine Motivation.
Leider hatte der liebe Wettergott mit uns Radlern kein Einsehen und es begann plötzlich aus allen Kübeln zu regnen. Die Trails und Wege wurden nasser und nasser. Aber mein GIANT eBike ist zuverlässig und die Reifen halten auch bei Nässe und Schlamm. Manche müssen sogar wegen technischen Defekten aufgeben. Aber es ist schon grenzwertig wie manche sich auf schlammigen Bergab-Passagen „runterhauen“ ohne Rücksicht auf andere und auch sich. So musste es auch kommen, dass bei einer steilen Bergab-Passage ein schwerer Unfall eines Teilnehmers passierte und den Einsatz von Rettungskräften und auch des Rettungshubschraubers mit sich zog.
Aber Kopf hoch und sich neu motivieren
Die Strecke in Ischgl bis nach Galtür und wieder zurück hat alles was man für eine e-Bike WM braucht. Steile Bergauf-Passagen, steile Bergab-Passagen, asphaltierte Güterwege, die links und dann gleich nach rechts einiges an Mut und Können erfordern, aber alles sehr gut abgesichert. Das gemeine ist, dass es dann gleich wieder nochmals steil bergauf geht und man die Karawane oben ziehen sieht. Alle noch zu überholen!
Nach gut einer Stunde Fahrzeit sieht man dann schon den Ort Ischgl, ein zwei enge Kurven noch und dann – ist die rund 150 m lange Zieleinfahrt. Nochmals voll reintreten und – es ist eine Zeit von 1,12 Minuten geworden. Leider keine WM Medaille, aber dabei sein ist das Motto. Im Ziel wird noch über das ein oder andere Erlebnis erzählt. Viel getrunken und auch Essen ist wichtig.
Es war ein wahnsinniges Unterfangen und wenn man auch nur eine Chance auf eine WM Medaille haben will, heißt es Gas geben und gegen sich selbst zu kämpfen. Aber es hat Spass gemacht, seine eigenen Grenzen auszuloten und ein 13. Platz in seiner Gruppe samt Medaille freut einem schlussendlich doch auch. Interessant: Von den 1.106 Startern sind nur rund 500 innerhalb der gesetzten Zeitwertung geblieben oder haben aufgegeben.
Die hohe Teilnehmerquote zeigt das Ischgl und der Tourismusverband Galtür/Ischgl mit dieser Veranstaltung voll im Trend liegen. Jung und Alt waren mit Leidenschaft dabei, immerhin war der älteste Teilnehmer Geburtsjahr 1944. Dafür muss man den Verantwortlichen in Ischgl und im Tourismus Galtür/Ischgl nur gratulieren. Hoffentlich bleibt diese Veranstaltung auch über das Jahr 2023 hinaus noch bestehen.
Anmerkung: Eine Teilnahme an dieser e-Bike WM ist natürlich nur guten Radlern mit Können, Ausdauer und einem gesunden Ehrgeiz zu empfehlen.
Hinweis: Unser letzter Radbeitrag – der am 13. September bei uns erscheint, berichtet von einem gemütlichen Rad- und Genuss-Ausflug für Jedermann/-frau ins Weinviertel rund um Retz.
Fotos©E-Bike WM und eigene
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