ÖVIH fordert Maßnahmen von der öffentlichen Hand zur Erhöhung der Durchimpfungsrate.
Bei vielen Krebsarten ist Vorbeugen bis zu einem gewissen Grad möglich. Entsprechende Maßnahmen umfassen gesunde Ernährung, Bewegung beziehungsweise einen ausgewogenen Lebensstil. Doch auch wer diese Maßnahmen befolgt, kann erkranken. Anders ist das bei Gebärmutterhalskrebs, da dieser fast immer durch Humane-Papilloma-Viren (HPV) ausgelöst wird.
Bereits das Risiko für Krebsvorstufen kann um 90 Prozent gesenkt werden, wenn schon im Kindesalter gegen das Virus geimpft wird. Lassen sich ausreichend viele Mädchen und Buben impfen, kann Gebärmutterhalskrebs sogar ausgerottet werden. Leider ist Österreich von diesem Ziel noch sehr weit entfernt. Trotz Aufnahme der Impfung ins Gratis Kinderimpfprogramm sind die Durchimpfungsraten bei HPV deutlich zu niedrig. Aus Sicht des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH) müssen daher von der öffentlichen Hand nun vier konkrete Schritte gesetzt werden, um dies zu ändern.
400 Gebärmutterhalskarzinome pro Jahr in Österreich
Trotz Vorsorgeuntersuchungen und der Möglichkeit gegen die wichtigsten HP-Virusarten zu impfen, erkranken in Österreich jährlich etwa 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Meist sind sie erst zwischen 40 und 59 Jahre alt. Die Konsequenzen für die betroffenen Frauen sind gravierend und reichen von Operation über Strahlen- und/oder Chemotherapie bis hin zu zielgerichteten Therapien (Antikörpertherapie). Wird der Krebs zu spät entdeckt oder kommt es zu einem Rezidiv, ist eine Heilung oft nicht mehr möglich.
Auch Männer erkranken
HPV ist aber nicht nur Auslöser für Gebärmutterhalskrebs, denn eine Infektion kann auch für Männer schwere Konsequenzen haben. Schätzungen zufolge betrifft etwa ein Drittel aller HPV-assoziierten Krebserkrankungen in Österreich Männer. So stehen beispielsweise auch Tumore des Hals- und Rachenraumes oft mit HPV in Verbindung, außerdem kann eine chronische HPV-Infektion auch Penis- oder Anuskarzinome zur Folge haben.
HPV-Infektion extrem häufig, aber vermeidbar
Etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV-Arten an, die potenziell zu Krebs führen können. Meist wird der Körper selbst mit der Infektion fertig, dauert sie jedoch länger an, steigt die Gefahr, dass es zu einer Krebserkrankung kommt. Auch die Verwendung von Kondomen bietet keinen ausreichenden Schutz. Die beste
vorbeugende Maßnahme gegen eine Ansteckung durch die häufigsten HPV-Stämme ist die Impfung. Sie ist nicht nur auf individueller Ebene hochwirksam und senkt unter anderem das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent, sondern durch sie wird bei einer ausreichend hohen Durchimpfungsrate auch eine Übertragung auf andere Personen vermieden (Gemeinschaftsschutz).
Gebärmutterhalskrebs könnte ausgerottet werden
Die WHO hat das Ziel ausgerufen, den Gebärmutterhalskrebs auszurotten. Um dies zu erreichen, sollen bis 2030 90 Prozent aller Mädchen bis 15 Jahre gegen HPV geimpft sein. Außerdem soll die altersadaptierte Inzidenzrate auf unter 4 pro 100.000 Frauenjahre gesenkt werden. Österreich liegt derzeit bei 8 Fällen pro 100.000 Frauenjahren – also dem Doppelten des WHO-Zieles.
HPV-Impfung im Schulimpfprogramm zu wenig genützt
In Österreich ist die HPV-Impfung sowohl für Mädchen als auch für Buben seit 2014 im Gratis-Kinderimpfprogramm enthalten. Laut Österreichischem Impfplan sollten alle Kinder ab 9 Jahren gegen HPV geimpft werden. Diese frühe Impfung wird deshalb empfohlen, weil in diesem Alter eine besonders gute Immunantwort erreicht werden kann und somit nur zwei, statt später drei, Teilimpfungen notwendig sind.
Außerdem kann so schon die Erstinfektion in den meisten Fällen vermieden werden.
Aber:
„Leider wird diese wichtige Impfung im Schulalter nicht so durchgeführt und angenommen wie das notwendig wäre, um einen Gemeinschaftsschutz zu erreichen“, berichtet Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH.
Nach aktuellen Schätzungen des Gesundheitsministeriums ist derzeit nur etwa jedes zweite Kind im entsprechenden Alter geimpft.
ÖVIH fordert Maßnahmenpaket
Die ÖVIH-Vizepräsidentin. Der ÖVIH fordere daher:
- eine verstärkte und forcierte öffentliche Kommunikation an Schüler und Eltern durch Gesundheitsbehörden und Länderebenen, aber auch durch Bildungsinstitutionen. Letztere sollten dabei eine zentrale Rolle einnehmen
- eine schnelle Implementierung des elektronischen Impfpasses und ähnlicher Maßnahmen.
- ein Opt-out System, bei dem alle Kinder gegen HPV geimpft werden, wenn die Eltern sich nicht ausdrücklich dagegen aussprechen. Eine adäquate Immunisierung von Kindern müsse als Standard angesehen werden und „Nicht-Impfen“ als Ausnahme.
- ein flächendeckendes Anbieten und Durchführen von Impfungen in allen öffentlichen und privaten Schulen.
„Wenn diese Maßnahmen umgesetzt werden, muss auch in Österreich in einigen Jahren niemand mehr ans Gebärmutterhalskrebs sterben“, folgert Haslinger.
ots
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