Früherkennung zur Bekämpfung von Parkinson und Alzheimer

BILD zu OTS - Saal A mit TeilnehmerInnen (c) IAKW-AG, Ludwig Schedl

Neue Entdeckungen ändern Verständnis fundamental.

Bei der „13th International Conference on Alzheimer’s and Parkinson’s Diseases” werden WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt im Austria Center Vienna über Gründe, Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten von degenerativen Krankheiten sprechen.

Durch den Einsatz von Biomarkern wollen ForscherInnen in den nächsten fünf bis zehn Jahren degenerative Hirnerkrankungen schon mehrere Jahre vor dem Auftreten typischer Symptome erkennen und behandeln.

– Rund 130.000 Menschen in Österreich von Demenz und 20.000 von Parkinson betroffen

– Zahl der Alzheimererkrankungen steigt weltweit: bis 2050 110 Mio. möglich

– Auslöser der Krankheiten neben genetischen Faktoren vor allem Umwelteinflüsse

– Krankheitsverlauf: Proteinablagerungen im Hirn töten Nervenzellen

Österreichische ForscherInnen führend bei Entdeckung: nicht nur Nervenzellen, sondern auch Stützgewebe – die so genannte Gliazelle – kann degenerativ erkranken (ARTAG: Aging-related tau astrogliopathy)

– Vorbeugung von Alzheimer und Parkinson durch innovative Diagnoseverfahren in naher Zukunft möglich

Rund 130.000 ÖsterreicherInnen sind von einer Demenzerkrankung betroffen, bis 2050 soll sich die Zahl verdoppeln. Auch Parkinsonerkrankungen werden immer mehr. Im Moment sind 20.000 Menschen in Österreich betroffen. Durchschnittlich sind die PatientInnen bei Ausbruch dieser degenerativen Krankheiten zwischen 65 und 70 Jahre alt. Momentan werden nur die Symptome der unheilbaren Gehirnstörungen mit Medikamenten behandelt. WissenschaftlerInnen des AKH Wien forschen daher an Biomarkern zur Früherkennung und an der Entwicklung neuroprotektiver Therapien, die die Krankheiten vor den ersten Symptomen bekämpfen sollen. Bei der „13th International Conference on Alzheimer’s and Parkinson’s Diseases” werden WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt im Austria Center Vienna über Gründe, Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten von degenerativen Krankheiten sprechen.

Umwelteinflüsse und Lebenswandel als Auslöser

Gründe für den starken Anstieg der Demenzform Alzheimer und von Parkinson sind neben der höheren Lebenserwartung und genetischer Vorbelastung vor allem Umwelteinflüsse und der Lebenswandel, so Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Gabor G. Kovacs, der am Klinischen Institut für Neurologie der Medizinischen Universität Wien (AKH Wien) an neurodegenerativen Erkrankungen forscht: „Unter Umwelteinflüssen versteht man zum Beispiel mit Pestiziden behandelte Lebensmittel sowie noch nicht identifizierten Erreger. Aber auch der grundsätzliche Lebenswandel nimmt einen starken Einfluss auf die Entstehung von degenerativen Gehirnerkrankungen, wie Alzheimer bzw. Demenz. Präventivmaßnahmen, die jeder für sich treffen kann, sind unter anderem regelmäßige Bewegung, soziale Interaktion mit anderen Menschen und eine ausgewogene, zuckerarme Ernährung. Allein durch diese Maßnahmen wäre es möglich fast 50% der Alzheimer Neuerkrankungen zu verhindern.“

Degenerativ verändertes Protein tötet Zellen

Die wichtigste Charakteristik von Alzheimer und Parkinson ist hauptsächlich auf Proteine zurückzuführen, die sich aufgrund von äußeren oder genetischen Einflüssen in ihrer dreidimensionalen Struktur umformen. Durch diese sogenannte Konformationsänderung wird auch ihre Funktion geändert und sie treten als Eiweißablagerungen an der Außenseite von oder in Nervenzellen auf und sind mit Nervenzellverlust assoziiert. Warum sich die krankhaften Eiweißablagerungen aus körpereigenen Proteinen entwickelt, ist Teil der Forschung an der Medizinischen Universität Wien.

Vorboten erkennen und behandeln

Im Moment werden beide Krankheiten beim Eintreten erster Anzeichen, das heißt unter anderem Bewegungseinschränkungen bei Parkinson und Gedächtnisprobleme bei Alzheimer, erkannt und behandelt. Jedoch konnte durch weltweite Studien herausgefunden werden, dass die meisten PatientInnen schon zuvor unspezifische Symptome wie depressive Verstimmung, Obstipation, schlechter Geruchssinn und Schlafstörungen aufwiesen. Kovacs beruhigt: „Das heißt aber nicht, dass jeder Mensch der hin und wieder nicht schlafen kann, Parkinson bekommt, aber diese Vorzeichen können in Zukunft als zusätzlicher Indikator gesehen werden. Dazu forschen wir gerade an Biomarkern, die die Krankheiten schon Jahre vor den ersten typischen Symptomen anzeigen. Denn es zeigt sich, dass einige neurodegenerative Erkrankungen nicht wie bisher gedacht nur im Gehirn stattfinden, sondern auch in peripheren Organen. Zudem breiten sich sich die pathologischen Proteine im Gehirn hierarchisch aus. Bildlich gesprochen ist es wie ein Domino-Effekt – die Veränderung startet irgendwo im Körper – bei Parkinson zum Beispiel werden Auslöser im Gastrointestinaltrakt diskutiert – und wandert Richtung Hirn. Die Ablagerungen werden mit der Zeit mehr und sind mit Fehlfunktion der Nervenzellen im Gehirn assoziiert. Erst später kommt es zu ersten Anzeichen der Krankheit.“

Biomarker bieten Perspektive zur Prävention

Dieser langsam fortschreitende Krankheitsverlauf bedeutet, dass die Möglichkeit besteht die Krankheiten sehr früh und sehr spezifisch zu erkennen: „Die Forschung ist auf einem guten Weg und ich denke in 5-10 Jahren sind wir soweit die Auslöser von Parkinson und Alzheimer zu finden und wirkungsvolle Medikamente zu entwickeln. Auch wenn es aufgrund der Komplexität der Krankheit kein Allheilmittel geben wird, versuchen wir die Erkrankten in verschiedene Gruppen aufzuteilen und somit individuellere Therapien entwickeln zu können. Dazu werden an der Medizinischen Universität Wien und weltweit Biomarker erforscht, die nicht nur in der Gehirnflüssigkeit nachgewiesen werden können sondern in Zukunft auch in Blut und Urin. Dadurch könnte man bei Verdacht auf eine degenerative Gehirnkrankheit durch einfache Tests die veränderten Proteine abbilden.“ Diese Diagnoseform soll helfen die momentane symptomatische Therapie zu einer neuroprotektiven Therapie zu machen. Dabei wird mithilfe der Früherkennung die Krankheit schon vor ihrem Ausbruch erkannt und bekämpft.

ots

Foto: Ludwig Schedl, IAKW-AG

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