Skipperin auf Rädern – Hausbooturlaub mit dem Rollstuhl

Ein Mädelswochenende auf der Seenplatte!

Wir vier kennen uns seit der Schulzeit, nur sehen tun wir uns viel zu selten. Dann kam die Ansage, wo wir untergebracht sind: Auf einem Hausboot! Etwas irritiert schrieb ich in unsere Chat-Gruppe: „Hausboot? Im Rollstuhl? Darf ich nicht mit?“

„Keine Panik“, schrieb meine alte Schulfreundin zurück und schickte einen Link. Der führte auf die Webseite des Bootsvermieters KUHNLE-TOURS. Seit 2014 stand da, habe man auch Hausboote im Angebot, die mit dem Rollstuhl befahrbar sind. Das Neueste hat sogar eine Sauna!

„Was es nicht alles gibt!“, dachte ich und klickte die Fotos und eine 360°-Grad-Ansicht durch. Ich würde sogar das Steuer übernehmen können! Hm, das Badezimmer ist klein, aber am Klo sind Haltegriffe, so dass ich mich wohl alleine umsetzen kann. Nur zum Duschen müsste eine der Freundinnen wohl meinen Rollstuhl ins Trockene schieben.

Kaum dass wir an der Müritz an Bord von unserem Boot sind, kommt auch schon der Einweiser. Graue Haare, Bart – wie ein Seebär ohne Bauch wirkt er auf uns. „Ich bin Erich, der Einweiser. Wer ist verantwortliche Schiffsführerin?“ fragt er. Die anderen zeigen auf mich, schließlich bin ich früher mal gesegelt, bevor ich die Diagnose bekam und es dann immer schlechter wurde mit den Beinen. Erich bedeutet mir, zum Fahrstand zu rollen und zieht sich einen Stuhl heran, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.

„Gashebel nach vorne schieben, Boot fährt vorwärts. Gashebel nach hinten: Rückwärts.“ Steuerrad nach rechts, nach links drehen, nein, das ist wirklich kein Hexenwerk. „Zeigen Sie mal, ob Sie an die Ankerwinde drankommen.“ Ich rolle rüber, stecke den Hebel in die Aussparung. „Jetzt vorsichtig lösen.“ Ich tue, was er sagt, klappt alles. „Dann können wir ja mal eine Probefahrt machen“, sagt Erich. Die Leinen müssen aber die Mädels lösen, die sind so in der Ecke angebracht, dass ich nicht dicht genug herankomme. „An Bord muss sich jeder nützlich machen“, sagt Erich der Seebär. Jeder mit dem, was er gut kann.

Wir machen einen Probeschlag im Hafen, beim zweiten Versuch funktioniert fast alles. „Nehmt Euch einfach Zeit für die Manöver“, rät Erich. „Besprecht, wer was macht, und scheut Euch nicht, einen missglückten Versuch abzubrechen und neuen Anlauf zu nehmen.“

Auch im Inneren gibt es ein bisschen was zu erklären, wie der Backofen angeht, das Radio, Warmwasser und die Heizung funktionieren. Und natürlich die Sauna! „Ein Sack Holz für den Ofen ist an Bord, wenn ihr mehr braucht, gibt es für ein paar Euro Nachschub.“ In die Sauna kann ich nicht mit dem Rollstuhl, aber es gibt eine verschiebbare Kiste, auf die ich mich umsetzen kann. Die anderen müssen mich dann zurecht schieben.

In der Zwischenzeit haben die Mädels den Sekt eingeschenkt und die Lebensmittel eingeräumt. Ich rolle an den unterfahrbaren Tisch (die haben wirklich an alles gedacht) und nehme mir ein Glas. „Auf unseren Törn!“ – „Auf unsere Skipperin!“

Info: Das Hausboot Febomobil gibt es mit einer oder zwei Schlafkabinen an Bord oder in der Sauna-Version, wo die Schlafplätze durch Umbau der Salonsitzecke und in der abgekühlten Sauna geschaffen werden. Da die Boote mit 15 PS motorisiert sind, sind sie ohne Bootsführerschein zu fahren. Übergabebasen sind das Hafendorf Müritz und Priepert an der Mecklenburgischen Seenplatte, Mildenberg/Zehdenick mit Fahrtmöglichkeiten zu den Badeseen z.B. Richtung Templin und zum Werbellinsee sowie Berlin-Zeuthen im Dahme-Seenland. Oneways zwischen den Charterstationen sind möglich. Mehr Infos: www.kuhnle-tours.de und www.kuhnle-tours.de/angebote-themen/barrierefrei/.

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