Den Ort Caorle an der nördlichen Adria, kennen die meisten von ihren letzten Badeurlaub. Aber ich war im Feber dort. Wie ist das Leben in der Nichtsaison? Lesen Sie hier.
Als ich im Februar (!!!) nach Caorle reiste, erwartete mich eine ganz andere Seite dieser charmanten Küstenstadt. Keine sommerlichen Touristenströme, keine Hitze stattdessen offenbarte sich ein ruhiges, authentisches Fischerdorf, das seinen traditionellen Wurzeln treu geblieben ist.
Aber zuerst Caorles Geschichte
Caorle hat eine lange und faszinierende Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Die Stadt wurde bereits in vorrömischer Zeit von den Veneti besiedelt und entwickelte sich später zu einem wichtigen römischen Hafen. Archäologische Funde belegen, dass Caorle bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Handelsstadt war. Venedig hingegen entstand erst später, im 5. und 6. Jahrhundert, als Flüchtlinge vor den Einfällen germanischer Stämme (wie der Hunnen und Langobarden) in die Lagunen flohen.
Caorle ist älter als Venedig!
Ja, Caorle ist vermutlich älter als Venedig: Historische Funde deuten darauf hin, dass in Caorle bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. reger Handel betrieben wurde. Während Venedig sich allmählich zu einer mächtigen Handelsrepublik entwickelte, blieb Caorle ein wichtiger Fischerort und Hafen, der jedoch zunehmend von der wachsenden Metropole Venedig überschattet wurde.
Während der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert suchten viele Menschen aus dem Hinterland Zuflucht in den Lagunenstädten, darunter auch in Caorle. Im Mittelalter erlebte die Stadt eine Blütezeit und wurde zu einem wichtigen Bischofssitz. Der markante zylindrische Glockenturm des Doms aus dem 11. Jahrhundert ist ein Zeugnis dieser Epoche.
Später fiel Caorle unter die Herrschaft der Republik Venedig und blieb bis zu deren Untergang 1797 ein bedeutender Fischer- und Handelshafen. Nach wechselnden Herrschaften wurde Caorle 1866 Teil des Königreichs Italien. Heute ist die Stadt eine Mischung aus historischen Traditionen und modernem Tourismus, wobei der Fischfang noch immer eine zentrale Rolle spielt.
Angenehme Temperaturen laden ein
Die Temperaturen im Februar sind mild, mit durchschnittlichen Höchstwerten um 12 °C und Tiefstwerten um 1 °C, meist am Morgen. An sonnigen Tagen fühlt sich die Luft angenehm frisch an, perfekt für Spaziergänge entlang der Küste oder durch die engen Gassen der Altstadt. Eine warme Jacke und eine Haube reichen meist.
Schlendern durch die Altstadt
Man kann in dieser Jahreszeit ohne großen Touristenströme durch die Altstadt schlendern, sich die alten Bauten anzusehen und vielleicht etwas shoppen – ohne sich den üblichen Sonnenbrand dabei zu holen. Ideal kann es auch sein im Hotel ein Rad auszuleihen und damit herumzufahren, je nach Vorliebe. In der Altstadt von Caorle beeindruckte mich der Duomo, eine Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert, mit ihrem markanten, zylindrischen Glockenturm. Dieses architektonische Meisterwerk zeugt von der reichen Geschichte der Stadt.
In der Altstadt beeindrucken die bunten Häuser. Es könnte mir keiner eine reale Erklärung geben, warum jedes Haus eine andere Farbe hat. Im Volksmund sagt man, damit die feuchtfröhlichen Fischer nach Hause fanden. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade führte mich dann zur Kirche Madonna dell’Angelo, die malerisch am Ende eines Felsendamms liegt und einen atemberaubenden Blick auf die Adria bietet.
Obwohl der Winter als Nebensaison gilt, gibt es in Caorle dennoch Veranstaltungen, die einen Besuch lohnenswert machen. So findet jährlich im Februar oder März die Hotelfachmesse in der Mehrzweckhalle Palaexpomar statt, ein wichtiger Treffpunkt für Hoteliers der oberen Adria.
Das Leben der Fischer ist in Caorle allgegenwärtig
Auch im Winter kehren täglich die Boote mit frischem Fang in den Hafen zurück und der Fischmarkt bietet eine Vielzahl von Meeresfrüchten von klein bis groß an. Hier dürfen Private nicht einkaufen, es wird gefeilscht, versteigert, hier kaufen Hotelköche und Restaurantbesitzer ein. In den örtlichen Restaurants kann man dann natürlich die vielen traditionellen Gerichte genießen, die sowohl Fisch aus der Lagune als auch aus der Adria beinhalten. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der angebotenen Speisen, die von gegrilltem Aal bis zu frischen Muscheln reicht.
Caorle hat auch eine soziale Ader
In Caorle gibt es eine Gemeinschaft, organisiert von der Kommune von pensionierten Fischern und Seeleuten, die überwiegend berufsbedingt heute allein leben, sich regelmäßig in ihrem Clublokal treffen, um Erinnerungen auszutauschen und die maritime Tradition der Stadt zu pflegen. Dieses Clublokal dient als Treffpunkt für ehemalige Seefahrer, die ihre Erfahrungen teilen und die Kameradschaft aufrechterhalten möchten.
Das Clublokal ist mit maritimen Erinnerungsstücken dekoriert, die die reiche Geschichte der Fischerei und Seefahrt in Caorle widerspiegeln. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen statt, bei denen Geschichten erzählt, traditionelle Lieder gesungen und das kulturelle Erbe der Stadt gefeiert wird.
Für Besucher bietet sich die Gelegenheit, in diesem Clublokal die authentische Atmosphäre des Fischerlebens zu erleben und mehr über die Geschichte und Traditionen von Caorle zu erfahren. Es ist ein Ort des Austauschs und der Bewahrung des maritimen Erbes, der sowohl Einheimische als auch Interessierte zusammenbringt.
Ich war dort mit Vittorio Emanuele dem Leiter der Gemeinschaft verabredet, der mir viele Geschichten über das Meer, die Adria und das Leben als Seemann erzählen konnte. Er war viele Jahre selbst Seemann, kümmert sich nun um die Gemeinschaft und schreibt in seiner Freizeit Bücher über die Marine, das Leben auf einem Uboot und Themen wie Salz im Meer. Es ist eine Freude hier mit allen Älteren zusammen zu treffen. Sie sind alle aktiv, spielen im Sommer gemeinsam Bocca. Im Winter trinken sie gemeinsam und spielen Karten und es ist eine wahre Freude wie man auch mit dem Ältesten der 91 Jahre ist, kommunizieren kann. Das können nur Italiener so perfekt, auch wenn man nicht Italienisch perfekt beherrscht. Man versteht sich, mit Hand- und Körperzeichensprache.
Zum Abschluss kochte mir Emanuele eine typische Pasta mit frischen Meeresfrüchten. Als Abschluss servierte er mir noch ein, zwei oder waren es doch drei Sambuca (= ein fein süßer Anislikör mit Hauptaromageber Anis und Sternanis).
Auch sportlich Aktive kommen nicht zu kurz
Im Februar bietet Caorle trotz kühlerer Temperaturen eine Vielzahl von Sportmöglichkeiten, insbesondere für Golfliebhaber. Der Prà delle Torri Golf Caorle ist ein beeindruckender 18-Loch-Golfplatz mit einer Länge von 6.045 Metern und einem Par 72, der praktisch das gesamte Jahr offen hat. Der Platz liegt direkt am Meer und befindet sich nur 7 Kilometer von Caorle und 15 Kilometer vom Lido di Jesolo entfernt.
Die ersten neun Löcher bieten einen faszinierenden Meerblick und verlaufen parallel zum Strand. An windigen Tagen wird der Kurs besonders anspruchsvoll und bietet sowohl Anfängern als auch erfahrenen Spielern eine spannende Herausforderung. Für diejenigen, die ihre Fähigkeiten verbessern möchten, steht eine Driving Range zur Verfügung.
Neben dem Golfen bietet Caorle im Februar weitere Sportmöglichkeiten. Das städtische Hallenbad, betrieben vom Schwimmverein Caorle Nuoto, bietet zahlreiche Aktivitäten für Erwachsene und Kinder.
Für Tennisbegeisterte gibt es in der Nähe des Campingplatzes Caorle Tennisplätze, die auch im Winter genutzt werden können. Zudem stehen ein Fußball- und Basketballplatz sowie ein Minigolfplatz zur Verfügung.
Lagune in Caorle
Die Lagune von Caorle ist ein beeindruckendes Naturgebiet, das sich zwischen der Adria und dem Hinterland erstreckt. Sie ist Teil eines weitläufigen Lagunensystems, das von Kanälen, Inseln und Salzwiesen geprägt ist. Dieses Gebiet wurde durch den ständigen Wechsel von Ebbe und Flut geformt und bietet eine einzigartige Landschaft, die Ernest Hemingway einst als Inspiration für sein Buch „Über den Fluss und in die Wälder“ diente.
Hier leben zahlreiche Vogelarten wie Reiher, Kormorane und Seeschwalben, die in den ruhigen Gewässern und dicht bewachsenen Ufern ideale Brutplätze finden. Auch Fische, Krebse und Muscheln sind in den seichten Gewässern der Lagune zahlreich vertreten. Ein besonderes Merkmal der Lagune sind die Casoni, traditionelle Fischerhütten aus Holz und Schilf. Diese einfachen, aber robusten Behausungen wurden jahrhundertelang von Fischern genutzt, die während der Fangzeiten in der Lagune lebten.
Egal ob Sie mit dem Rad, mit dem Boo , Kajak, Kanu oder zu Fuß die Lagune entdecken, es ist immer ein gewisser Abenteuer für Groß und Klein.
Ambiente Mediterran
Mein Winteraufenthalt in Caorle war geprägt von authentischen Erlebnissen, kulturellen Entdeckungen und kulinarischen Genüssen. Hier finden Sie ein paar Veranstaltungen in der nächsten Zeit.
Abseits des sommerlichen Trubels bietet die Stadt eine einzigartige Gelegenheit, das echte Leben eines italienischen Fischerortes zu erleben und die Schönheit der Natur in Ruhe zu genießen. Zusammenfassend bietet Caorle im Februar trotz der Nebensaison vielfältige Sportmöglichkeiten. Ob auf dem Golfplatz mit Meerblick, im Hallenbad oder auf den verschiedenen Sportplätzen – für jeden Sportbegeisterten ist etwas dabei.
Haben Sie Gusto bekommen auf ein paar Tage Caorle in der Nicht-Saison? Dann nichts wie hin.
Hier finden Sie noch weitere Informationen.
Tolle Aufnahmen.
Das wusste ich nicht, dass Caorle auch im Winter ein Reiseziel sein kann.
Sehr interessant die Frage „Wie schaut es in Caorle im Winter aus?“
Gut geschrieben und macht Lust auf mehr.
Ja, Caorle, gibt es noch das kleine Eisgeschäft in der Altstadt?
Jeden Sommer die letzten jähre dort gewesen.
Leider spielt meine Konstitution nicht mehr so mit.
Sehr guter Beitrag, macht Lust auf eine Entdeckungsreise – die Adria im Winter kennenzulernen. Gute Anregungen für den nächsten Urlaub. Liebe Grüße Gretl