Wetterkatastrophen drängen Fischerdörfer in Überlebenskampf.
Der Klimawandel ist keine ferne Bedrohung, sondern vielerorts schon konkrete Realität. Besonders betroffen sind Inselstaaten wie etwa die Philippinen, wo 60 Mio. Menschen an den Küsten leben. „Auch wenn es bei uns kein Wort für ‚Klimawandel‘ gibt, ist dieser bereits im Haus statt nur vor der Tür und bedroht Existenzen. Die Anpassung auf unterster Ebene kann nicht auf die Weltpolitik warten – sie geschieht bereits“, betont Jovelyn T. Cleofe vom Center for Empowerment and Resource Development (CERD).
Feind aus Meer und Luft
Der philippinische Klimawandel hat viele Gesichter: Heftige Regenfälle und starke Taifune nehmen deutlich zu, Meeresspiegel und Wellengang steigen und der Ozean erwärmt sich. Dadurch werden an den Küsten Häuser überflutet, die Erde ausgewaschen und leichtes Material weggetragen. Fischschwärme verschwinden, Korallen bleichen und auch Seetang-Farmen liefern keine Erträge mehr. „Die Folgen sind enorm: Fischer können oft nicht aufs Meer fahren und das Einkommen bleibt aus, weshalb ihre Dörfer bei Nahrungseinkäufen sogar beim Reiskauf Einschnitte und Hungerwochen erleben“, berichtet die Ökologin.
Pflanzen gegen das Klima
Was hier an Anpassung möglich ist, zeigt Cleofe durch die Alltagspraxis ihres Zentrums vor. Die CERD-Experten gehen systematisch in die ärmsten und am meisten betroffenen Dörfer, erheben mit der Bevölkerung, wo es Probleme und Gefahren gibt und erarbeiten gemeinsam Strategien, um mit diesen zurecht zu kommen. So sucht man alternative Einkommensquellen für die Fischerfamilien, unterstützt Lokalpolitiker im Risikomanagement etwa gegen Hangrutsche oder für den Bau von Evakuationszentren und liefert strategische Beratung, wenn etwa Partner wie der Staat mobilisiert oder Fördergelder gut ausgenutzt werden sollen.
Ein Hauptbestandteil der Klimaanpassung ist die Pflanzung von Mangroven in Risikozonen. Zunehmend behauptet sich die in fünf Jahren wachsende Pflanze als Lösung vieler Probleme. „Mangroven bremsen die Wellen, speichern CO2, erhöhen den Fischreichtum und bringen Garnelen und Muscheln zurück“, so Cleofe. Muscheln werden verkauft und bedeuten Einkommen, was besonders für Frauen von Bedeutung ist, die sonst 70 Prozent der Fischereiaktivitäten vom Netzvorbereiten bis zum Verkauf durchführen.
Verantwortung der Verursacher
Auf staatlicher Ebene steigt auf den Philippinen das Bewusstsein für den Klimawandel, was die Forscherin nicht zuletzt auf die beiden Taifune „Nesat“ und „Nalgae“ zurückführt, die Ende September sogar die Hauptstadt Manila überfluteten. Maßnahmen wie etwa gigantische staatliche Mangrovenprogramme auf insgesamt 1,3 Mio. Hektar Küstenland sind im Gange. Gleichzeitig kommt es jedoch immer wieder zu völlig paradoxen Entscheidungen wie etwa der Genehmigung neuer Bergbauprojekte in Naturschutzzonen, weshalb Cleofe noch viel Aufklärung für nötig hält.
Von der am heutigen Montag beginnenden UN-Klimakonferenz in Durban erhofft die Umweltexpertin, dass der Kyoto-Vertrag verlängert und somit „bereits Erreichtes nicht weggeworfen“ wird. Von den Industrieländern erwartet sie vor allem eines: Verantwortung. „Die reichen Länder haben viele der Umweltgefahren und Risiken verursacht und müssen sich nun ernsthaft um Besserung bemühen. Nur sie besitzen die Technologie, die Forschung und wenn sie selbst wollen auch die Finanzmittel, um die CO2-Ausstöße zu verringern. Es geht hier nicht nur um die Zukunft der Menschheit, sondern um die des Planeten.“
pte
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