Univ.Prof. Dr. Harald Hertz im Gespräch

Prim. Dr. Harald Hertz

Was meint der Ärztlicher Leiter des Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus in Wien, Univ.Prof. Dr. Harald Hertz über seine Erfahrungen bei Erste Hilfeleistungen und Unfallprävention.

BLL: Wie sieht es um die Kenntnisse und die Praxis rund um Erste Hilfeleistungen der Menschen über 50 in Österreich im Unfallfall aus?

Prof. Hertz: Meine Erfahrung dazu ist, dass über 50-Jährige sich doch eher weniger mit dem Thema Erste Hilfe auseinander setzen als jüngere Menschen.

BLL: Wo passieren die meisten Unfälle, im Straßenverkehr oder im Freizeitbereich und um welche Unfälle handelt es sich im Alterssegment ab 50?

Prof. Hertz: Österreichweit geschehen rund 60 Prozent der Unfälle im Bereich Haushalt/Freizeit. Ebenso einheitlich ist als häufigste Freizeitunfallursache der Sturz. Wir haben zwar keine exakten Zahlen vorliegen, aber gerade Stürze nehmen auf Grund der eingeschränkten Mobilität im Alter tendenziell zu.

BLL: Was raten Sie als Ärztlicher Leiter des AUVA-Unfallkrankenhauses Lorenz Böhler den Menschen ab 50, als generelle vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen?

Prof. Hertz: In Bewegung bleiben! Wir wissen, dass eine hohe Bewegungsfreude und eine Agilität die Lebensqualität der älteren Menschen extrem positiv beeinflusst. Der Kreislauf bleibt in Schwung, die Muskeln werden trainiert und auch das Gehirn hat durch die vielen wechselnden Eindrücke wesentlich mehr zu tun und bleibt daher gefordert. Die Mobilität bis ins hohe Alter zu behalten, hat daher oberste Priorität.

BLL: Wie sieht es mit Herz- und Keislaufproblemen aus und welche Vorsorgemaßnahmen empfehlen Sie unseren Lesern?

Prof. Hertz: Die „Sünden“ des Lebens summieren sich nun einmal im Körper. Der Körper eines über 50-Jährigen war also nicht nur vielen Belastungen ausgesetzt – vielleicht Rauchen in der Jugend, zu wenig Sport, zu fetthaltiges Essen – sondern er trägt auch die Spuren eines Lebens in sich. Man kann heute sagen, dass Herz-Kreislaufprobleme bei fast allen älteren Menschen in Österreich nachweisbar sind, wenn natürlich auch in unterschiedlicher Form der Ausprägung. Auch hier gilt: viel Bewegung, viel Abwechslung, kein Nikotin!

BLL: Es flammt immer wieder die Diskussion auf, dass ältere Menschen ihre Fahrtauglichkeit alle paar Jahre überprüfen lassen sollten. Wie sehen Sie die Situation und welche Symptome und Krankheiten treten im Alter aus ihrer Erfahrung häufig auf und werden meist selbst nicht wahrgenommen?

Prof. Hertz: Wenn wir uns die Unfallzahlen ansehen, so sprechen diese Fakten ein völlig anderes Bild. Der Hauptgrund, warum Menschen generell nicht fahrtauglich sind, sind Alkohol und Übermüdung. Diese beiden Faktoren führen zu einer Fehleinschätzung der aktuellen Verkehrssituation. Diese Ursachen treten aber weitaus gehäufter bei der Zielgruppe der unter 50-Jährigen auf. Bei der Zielgruppe der über 50-Jährigen kann es maximal durch das plötzliche Auftreten einzelner Krankheitsbilder – z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall – zu Unfallgefahr kommen. Diese sind jedoch sehr selten und spielen statistisch kaum eine Rolle.

BLL: Sind Sie als Arzt für eine verpflichtende Einführung einer verpflichtenden Fahrtauglichkeitsüberprüfung und in welchen Zeitraum, obwohl die Autofahrerorganisationen dies ablehnen?

Prof. Hertz: Solange ein Mensch fähig ist seinen Rechtsgeschäften uneingeschränkt nachzugehen, sollte man ihm auch die Entscheidung überlassen, ob er noch Autofährt oder nicht. Denn sonst würden auch so manche andere Bevölkerungsgruppen – zum Beispiel jene, die bereits mit Alkohol am Steuer erwischt wurden – überhaupt nicht mehr fahren dürfen.

BLL: Die Menschen in Österreich leben immer länger und auch gesünder, was kann man generell tun um die Gesundheit der Bürger noch weiter zu verbessern?

Prof. Hertz: Da gibt es eine ganze Palette von Möglichkeiten: die Vermeidung von Gefahrenquellen im Haushalt oder durch rücksichtsvolles Autofahren wäre eine Möglichkeit. Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung in der Natur eine andere. Aber auch im Falle des Falles richtig Erste Hilfe leisten zu können – zum Beispiel jeden Bewusstlosen auf die Seite zu drehen und den Kopf danach zu überstrecken – oder Kenntnisse der Herzdruckmassage inklusive der Verwendung eines Defibrillators – wären sehr lohnende Aufgabengebiete.

BLL: Was sind ihre beruflichen und privaten Ziele für das Jahr 2013?

BLL: Mein Ziel ist es, dass ich mich weiter persönlich dafür einsetze, dass Erste Hilfe Unterricht verpflichtend in den Schulen eingeführt wird. Privat ist mir natürlich wichtig, gesund zu bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Prim. Dr. Harald Hertz (Foto: WRK / M. Hechenberger )

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