Bei starken Empfindungen verdrängen die meisten.
Relativeren oder Ablenken – so lauten die beiden Strategien, die Menschen am häufigsten bei negativen Gefühlen anwenden. Das Relativieren und Neudeuten einer Situation funktioniert jedoch nur bis zu einer bestimmten Grenze, haben Forscher aus Stanford und Groningen nun herausgefunden. Wird die Emotion zu stark, lenken sich die meisten ab und verdrängen ihr Gefühl dadurch, berichten sie in der Zeitschrift „Psychological Science“.
Geheimnis der Illustrierten
Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt – weshalb die Forscher ihn als Beispiel heranziehen. „Viele lenken sich im Wartezimmer vom Gedanken an die Behandlung ab, indem sie Klatschzeitschriften durchblättern – was deren Beliebtheit auch erklären dürfte. Oder sie reden sich selbst etwa zu: Nun gut, ich muss die Wurzelbehandlung hinter mich bringen, hab aber schon Schlimmeres hinter mir und lebe immer noch“, so Studienleiter Gal Sheppes.
Welche Taktik wann zum Einsatz kommt, wurde in zwei Experimenten sichtbar. Freiwilligen zeigte man zunächst Bilder von unterschiedlicher Bedrohlichkeit – etwa von Schlangen, die entweder im Gras lagen oder den Mund zum Angriff öffneten. Schließlich bereitete man sie darauf vor, Elektroschocks zu empfangen, die unterschiedlich schmerzhaft ausfallen sollten. Die Probanden berichteten gleichzeitig, ob sie mit ihrer Angst durch Relativieren oder Verdrängen begegnete – beide Strategien hatte man mit ihnen zuvor trainiert.
Trainieren statt Kreiseln
Neudeutung und Relativieren ist die am häufigsten angewandte Strategie, allerdings nur bei schwach negativen Gefühlen. Bei großer Angst flüchten die meisten ins Verdrängen und Ablenkung, zeigte die Auswertung. Für die Forscher ein Hinweis, der wertvoll für die Therapie sein kann. „Gefühle sind nützlich und schützen uns, da sie auf Flucht oder Kampf vorbereiten. Menschen mit Depression oder Phobien schaffen es allerdings kaum, angemessen auf ihre Gefühle zu reagieren. Spezielles Training könnte hier helfen“, so Sheppes.
pte
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