Mehr als 400.000 Berichte über illegale Praktiken veröffentlicht.
Wenn es darum geht, illegale Praktiken wie Korruption aufzudecken, ist das Internet ein ungemein vielversprechender und öffentlichkeitswirksamer Aufdeckungskanal. Dass derartige Ansätze sehr erfolgreich sein können, beweist das Beispiel der indischen Webseite I Paid A Bribe http://ipaidabribe.com , die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit der frappierenden Bestechungswirtschaft im eigenen Land aufzuräumen. Mehr als 400.000 anonyme Berichte über unzulässige Geldgeschäfte und Schmiergeldzahlungen hat die Seite seit August 2010 gesammelt und veröffentlicht. Auch in Kenia und Pakistan sind entsprechende Portale gestartet.
„Der Todfeind von Korruption ist Transparenz und das Internet ist ein hervorragendes Instrumentarium, um Transparenz herzustellen“, erklärt Uwe Dolata, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter http://bdk.de. Dabei eigne sich das Web sowohl zur Prävention als auch zur Strafverfolgung von derartigen Delikten. „In Deutschland bietet das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen über das Netz die Möglichkeit, anonym Berichte über Korruptionsvergehen abzugeben. Diese werden zentral gesammelt und an die jeweils zuständigen regionalen Behörden weitergeleitet“, so Dolata.
User schildern Fälle anonym
„Berichte uns anonym deine Bestechungen“, so die Aufforderung, die zentral auf I Paid A Bribe zu lesen ist. Gefragt sind dabei vor allem Schilderungen zur Art und Weise, der Häufigkeit, Mustern, Orten und Höhe der Beträge von konkreten korrupten Handlungen. „Dein Bericht wird vielleicht zum ersten Mal einen Einblick liefern, wie Bestechungsgelder in deiner Stadt hin- und herverschoben werden“, schreiben die Seitenbetreiber weiter. Die veröffentlichten User-Beiträge haben aber nicht nur Informationscharakter, sondern werden auch an die zuständigen Behörden zur Nachverfolgung weitergeleitet.
Bei der indischen Bevölkerung ist dieser Aufruf offenbar auf offene Ohren gestoßen. Seit dem Start der Webseite vor knapp eineinhalb Jahren haben User beinahe eine halbe Mio. Berichte über Korruptionsfälle gepostet. In mehr als 80 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um Bestechungsversuche von Beamten und öffentlichen Funktionären, die sich beispielsweise für die Herausgabe eines bestimmten Formulars oder die Absegnung eines Antrags „schmieren“ lassen, um den im Regelfall eher bescheidenen Verdienst etwas aufzubessern.
Internationaler Erfolg
Doch das Erfolgskonzept von I Paid A Bribe ist längst nicht mehr nur auf Indien beschränkt. Ähnliche Internetinitiativen existieren auch bereits in Pakistan, Kenia oder dem Königreich Bhutan. Wie Swati Ramanathan, Mitgründerin der indischen „Pionierseite“, gegenüber der New York Times verrät, haben mittlerweile zudem mindestens 17 internationale NGOs und Regierungsbehörden bei ihr Anfragen bezüglich der Herausgabe des verwendeten Source Codes deponiert. Mit diesem wollen sie dann ganz nach indischem Vorbild auch im eigenen Land der Korruption den Garaus machen.
pte
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