„Rock Me Amadeus – Das Falco Musical“ im Ronacher, Wien

Ein künstlerischer Drahtseilakt zwischen Genie und Selbstzerstörung.

Die Vereinigten Bühnen Wien haben mit Rock Me Amadeus – Das Falco Musical ein künstlerisches Meisterstück geschaffen wie geleistet. Unter der dramaturgischen Leitung von Christian Struppeck, der seit 2012 Musical-Intendant der Vereinigten Bühnen Wien verantwortlich zeichnet, samt Musik von Rob & Ferdi Bolland entsteht im Ronacher kein reines Jubelstück, sondern eine eindringliche Charakterstudie des außergewöhnlichen Wiener Hans „Falco“ Hölzel.

Dramaturgie & Inszenierung

Der Abend entwickelt sich in chronologischer Erzählstruktur vom rebellischen Teenager in Österreichs Hauptstadt bis hin zum tragischen Weltstar – voll atemberaubender Höhen und tiefer innerer Konflikte. Unterstrichen wird dies durch die gewagte Doppelbesetzung: zwei Darsteller verkörpern Hans und sein alter ego, sodass der Identitätskonflikt sicht-, spür- und hörbar wird, der mit seinem Tod 1998 in der Dominikanischen Republik endet. Die Inszenierung im Ronacher Theater erzählt nicht nur vom Aufstieg eines Künstlers, sondern seziert die Abgründe einer gespaltenen Identität – zwischen Genie, Ego und Verletzlichkeit.

Die Bühnenausstattung setzt auf klare Reflektion, vor allem durch Spiegel, um Falcos gespaltene Persönlichkeit zu unterstreichen, seinem Leben als Bühnen- wie Privatmensch. Einem Spiegel der Seele. Technisch brilliert die Produktion: zactrack SMART‑Systeme und dynamische Lichtsteuerung mit Prolights und Martin Moving Heads erzeugen eine faszinierende Symbiose aus Bewegung und Atmosphäre.

Darsteller & musikalische Umsetzung

Im Zentrum steht der 25jährige Wiener Schauspieler Moritz Mausser, der Falco mit magnetischer Bühnenpräsenz meistert, die Sängerin Katharina Gorgi als Isabella verleiht der Geschichte neben emotionaler Tiefe auch eine außergewöhnliche Stimme. Neben bekannten Falco‑Hits wie „Der Kommissar“ (Album Einzelhaft, 1982), „Junge Römer“ (A.: Junge Römer, 1984), „Jeanny“, „Vienna Calling“ oder „Rock me Amadeus“ (A.: Falco 3, 1985), erklingen vier neue Songs, eigens komponiert von den Bollands, die sich nahtlos in die narrative Struktur einfügen und definitiv Lust auf mehr machen.

Sehen Sie hier einen kurzen Ausschnitt.

Fazit:

Seit der Weltpremiere am 7. Oktober 2023 sind die Vorstellungen regelmäßig restlos ausverkauft, begleitet von stehenden Ovationen und begeistertem Applaus. Für Musical‑ und Falco‑Fans gleichermaßen ein Muss – ein emotionales Erlebnis, das sowohl unterhält als auch bewegt. Für jeden kultivierten wie nicht kultivierten ÖsterreicherIn eine Pflicht. Das Stück ist keine bloße Huldigung, sondern eine intelligente, tiefgründige Auseinandersetzung mit der Fragilität des „Ruhms“.

Rock Me Amadeus – Das Falco Musical im Ronacher ist mehr als eine musikalische Hommage oder einem Biopic – es ist ein psychologisch fein gezeichnetes, technisch hochprofessionelles Bühnenereignis. Es beleuchtet auf packende Weise die Dualität zwischen Hans Hölzel und seiner Kunstfigur Falco, macht Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Austrias Pop-Ikone und sichert seinen Platz als zeitgenössisches Leuchtturmwerk des Wiener Musiktheaters wie einige Medien bereits berichteten.

Unbedingt sehenswert für alle, die zu Falcos Hits neue Einblicke gewinnen wollen und ihn lebend erleben wollen – eine mitreißende Reise durch die Seele einer außergewöhnlichen wie vielschichtigen Persönlichkeit.

Ein musikalisches Psychogramm – bewegend, elektrisierend und absolut sehenswert.

Für weitere Informationen:

Musicals und Veranstaltungen – MusicalVienna

Red Alejandro Boucabeille