BELVEDERE: Die Kraft des Alters

Die Ausstellung „Die Kraft des Alters“ Ende 2017 bis März 2018 im Unteren Belvedere war ein voller Erfolg.

Kein Lebensabschnitt ist in unserer Gesellschaft derart kontroversiell besetzt wie das Alter. Während die Werbeindustrie neue verheißungsvolle Begriffe wie Woopies, Best Agers oder Medioren für die anwachsende Käuferschicht jenseits der 65 findet, sind Personen ab 50 auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar. Die Filmindustrie zeigt rüstige Junggebliebene, die Kosmetikindustrie unterstützt den vorherrschenden Jugendkult mit unzähligen Anti-Aging-Produkten. Künstlerinnen und Künstler haben in diesem Diskurs oft Gegenentwürfe zum gängigen Alters-Modell. In der ersten medienübergreifenden Ausstellung zu dieser hochaktuellen Thematik DIE KRAFT DES ALTERS werden historische und aktuelle künstlerische Zugänge zum Alter(n) gezeigt.

Man müsse schon sehr lange leben, „um jung zu werden”, meinte Pablo Picasso. Er ist nur einer von 103 Künstler_innen, deren insgesamt 174 Werke in der aktuellen Ausstellung im Belvedere zu sehen sind. Sie alle stellen sich den drängenden Fragen, die das Alter(n) in unserer Gesellschaft aufwirft. Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere:

„Es ist eine der großen Fragen unserer Zeit, wie wir mit dem Älterwerden umgehen, zumal die Lebenserwartung deutlich zunimmt“

Statt Wertschätzung für das Alter besteht reale Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Ausstellung im Belvedere zeigt Bilder des Alters, die Stärke, Schönheit und Freude vermitteln: die Kraft der späten Jahre.

Alter ist nicht nur ein biologischer Prozess, sondern auch eine kulturelle Konstruktion.

Es wird gegenwärtig nicht als natürlicher Lebensabschnitt wie Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter erfasst. Begriffe wie Anti-Aging beschreiben das Altern als etwas Pathologisches, das therapiert werden muss. Dabei trifft  Doing-aging Frauen ungleich härter als Männer. Gemäß einem seit Jahrhunderten gültigen Schönheitsideal werden sie vorrangig nach ihrer Jugendlichkeit beurteilt, schneller als alt wahrgenommen und früher aus der öffentlichen Wahrnehmung gefiltert. Kuratorin Sabine Fellner stellt die Frage: Braucht unsere Gesellschaft Nachhilfe darin, wie man den letzten Lebensabschnitt bewältigt, und wenn ja, warum? Fehlen etwa die richtigen Leit- und Vorbilder? Hat die Kunst neue, „Alter-native“ Entwürfe anzubieten?

Kunstschaffende haben eine alternative Sicht auf den letzten Lebensabschnitt und illustrieren, dass Alter tatsächlich auch für Erfahrung, Lebensweisheit, Macht, Kontemplation, Würde, Lebenslust, Triumph über gesellschaftliche Konventionen und Produktivität steht. So entwickelte Maria Lassnig ihre Malerei bis zu ihrem Tod im Alter von 95 Jahren beständig weiter und Künstler_innen wie Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Joan Semmel oder Margot Pilz sind jenseits der Achtzig ungebrochen produktiv. Es gelingt ihnen, Chancen und Grenzen des Alterns realistisch differenziert wahrzunehmen und seine speziellen Qualitäten herauszufiltern. Mit unterschiedlichen künstlerischen Medien veranschaulichen sie kritisch, einfühlsam, aber auch mit Ironie und Witz, wie das Alter auf wertschätzende Weise in unser Leben integriert und Solidarität zwischen den Generationen gelebt werden kann.

Die Ausstellung überprüft Traditionen der Darstellung von Alter auf Geschlechterrollen und Rollenzuweisungen. Gegenwärtige Diskurse werden spezifischen Bildern des Alter(n)s der letzten rund hundert Jahre gegenübergestellt. Sechs Themenkomplexe leiten durch die Schau – Ewige Jugend/stolzes Alter, Vergänglichkeit, Einsamkeit/Verbundenheit, neue Freiheit, Muße und Erinnerung. Die mit internationalen Positionen zusammengestellte Schau präsentiert neben zahlreichen Werken aus der Belvedere Sammlung hochkarätige Leihgaben aus in- und ausländischen Museen und Sammlungen.

Mit Werken von Gustinus Ambrosi, Tina Barney, Pina Bausch, Renate Bertlmann, Herbert Boeckl, Aleah Chapin, Heinz Cibulka, John Coplans, Edgar Degas, Carola Dertnig, Ines Doujak, Lucian Freud, Adolf Frohner, Friedl vom Gröller, George Grosz, Johannes Grützke, Ernst Haas, Barbara Klemm, Heidi Harsieber, Edgar Honetschläger, Alfred Hrdlicka, Bernadette Huber, Konstantin Jatropulus, Birgit Jürgenssen, Alex Katz, Barbara Klemm, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Nikolaus Korab, Brigitte Kowanz, Maria Lassnig, Annie Leibovitz, Inge Morath, Shirin Neshat, Max Oppenheimer, Martin Parr, Pablo Picasso, Margot Pilz, Arnulf Rainer, Egon Schiele, Elfie Semotan, Daniel Spoerri, Evelin Stermitz, Juergen Teller, Henri de Toulouse-Lautrec, Jeff Wall, Harry Weber, Todd Weinstein, Nives Widauer, Martha Wilson und vielen mehr.

ots

Foto1: © Aleah Chapin, Courtesy of Flowers Gallery London and New York, Sammlung Klöcker, Bad Homburg v. d. Höhe.

Foto 2: Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

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