Mit Ingrid Korosec im Gespräch

Was unterscheidet Sie zu Präsident Khol?

Wir sprachen mit der Bundesvorsitzenden des Österreichischen Seniorenbundes und derzeitigen Präsidentin des Seniorenrates LAbg. Ingrid Korosec über ihre neuen Ziele.

BLL: Zunächst dürfen wir zu ihren neuen Funktionen sowohl im Seniorenbund als auch im Seniorenrat gratulieren.

Korosec: Herzlichen Dank, die beide Aufgaben machen mir sehr viel Spaß, wenn doch einige neue Arbeitsbereiche dazu kommen.

BLL: Sie haben das Präsidium im Seniorenbund von Ihrem Vorgänger Präs. Dr. Andreas Khol übernommen. Beschreiben Sie unseren Lesern bitte ihren Aufgabenbereich?

Korosec: Als Seniorenvertreterin ist das Aufgabengebiet sehr breit gestreut. Wir sind da für Menschen zwischen 50 bis über 100 Jahren da. Während im ersten Altersbereich um die 50 Jahre meist der Berufsumstieg oder die frühzeitige Kündigung zu Problemen und Einkommenseinbußen führt, ist unser Schwerpunkt für die Mitte zwischen 60 und 75 Jahren die möglichst lange Erhaltung der Mobilität und Gesundheit. Im dritten Altersabschnitt über 80 Jahre, wird mehr der Pflegebereich und die Heimsituation von uns thematisiert.

Wir sind im Seniorenbund für unsere Mitglieder da, helfen bei Unklarheiten und Problemen mit Sprechstunden, Clubabenden, Wandertagen, sportlichen Aktivitäten und Informationen und mit unseren Kontakten bei Sorgen zu öffentlichen Stellen. Dieses Spezialwissen um die Bedürfnisse der Menschen zwischen 50 und bis über 100 Jahren bringen wir bei unseren Verhandlungen mit der Bundesregierung, den Sozialpartner und Hilfsorganisationen ein. Wir verhandeln als Seniorenrat überparteilich und im Sinne der Senioren.

Bereits aus meiner Tätigkeit als Volksanwältin kenne ich die verschiedensten Problemstellungen, da auch ich an gesetzliche Vorschriften gebunden bin und ab und zu auch unserem Mitglied die Richtigkeit des Pensionsbescheids bestätigen muss – wenn auch das Mitglied nicht mehr weiß wie er mit seiner geringen Pension durchkommt. Daher kann ich der nächsten Generation nur dringend empfehlen frühzeitig mit Vermögensaufbau oder dem Abschluss einer Zusatzpension zu beginnen.

BLL: Was werden ihre Schwerpunkte im Seniorenrat in ihrer Amtszeit sein? Bisher herrschte doch im Seniorenrat mit ihrem gegenüber Präsident Karl Blecha traute Zweisamkeit oder gibt es doch deutliche Differenzen.

Korosec: Wie schon vorher angedeutet, werde ich mich zusätzlich mit Themen wie einer optimierten Tagesfreizeit, modernen Medien wie Internet, Sport- und Freizeitgestaltung beschäftigen und die Ideen und Vorschläge an unser älteren Menschen herantragen. Einer breiten Diskussion werde ich der Jugend widmen, wir haben bereits einen Arbeitskreis mit Außenminister Sebastian Kurz unter dem Titel „Respekt“ ins Leben gerufen. Hier soll ein Dialog zwischen Älteren und Jüngeren entstehen, mit dem Ziel ein verstärktes Verständnis für einander zu entwickeln. Letztlich arbeiten wir ja heute schon für die Pensionsrahmenbedingungen der Jugend.

Im Seniorenrat gibt es natürlich politisch unterschiedlichen Meinung – wie zuletzt bei der Themenstellung „Pensionskürzung bei Zuverdienst“, aber wir finden immer im Sinne der älteren Menschen eine gemeinsame Lösung. So auch bei diesem Thema und es gelang mir Präsident Blecha zu überzeugen.

Auch das Thema Altersarmut bei Frauen nach Scheidung oder Tod des Partners und Wiedereinstieg ins Berufsleben als Teilzeitkraft habe ich auf meiner Agenda. Hier gibt es wirklich noch einiges zu tun.

BLL: Im Unterschied zu Präsident Khol sind Sie in den sozialen Medien sehr stark vertreten – ist das ein neuer Ansatz oder reagieren Sie auf den Trend der Senioren zu mehr Internetpräsenz?

Korosec: Diesem Trend können sich auch ältere Menschen und somit auch wir vom Seniorenbund nicht verschließen. Ist es doch heute praktisch unmöglich ohne Internet günstige Flüge, Bahntickets, Reisen zu buchen und Informationen zu finden. Wir dürfen auch nicht vergessen fast alle Menschen die heute in Pension gehen, haben im Berufsleben schon mit Computer gearbeitet.

BLL: Was sagen Sie Mitgliedern – auch aus Unternehmerkreisen – die mit monatlich mit rund 800,- auskommen müssen, während die Durchschnittspension bei Beamten um die 3.300,- monatlich liegt oder wie bei Frau Dr. Griss 9.000,- monatlich. Worin besteht die Mehrleistung zwischen einem Unternehmer und einer Höchstrichterin? Die einbezahlten Beiträge können den Auszahlungsunterschied ja nicht rechtfertigen.

Korosec: Natürlich gibt es in unserem Pensionssytem Ungerechtigkeiten, doch einiges hat sich schon gebessert, ich denke hier an die Beamten. Leider gibt es auch Fälle die von Gerichten als rechtens anerkannt werden. Grundsätzlich ist unser Pensionssystem umlagenorientiert, das heißt je mehr man einzahlt umso mehr Pension erhält man. Viele Menschen wissen gar nicht das die Grundzüge unseres ASVG-Pensionssystems aus dem Jahre 1959 stammt und es inzwischen an die 80 Novellen gab.

Damals wurde vereinbart, ein Aufteilungsschlüssel für die Finanzierung der Pensionen in Österreich von 1/3 vom Staat, 1/3 von den Arbeitgebern und 1/3 von den Arbeitnehmern. Bis heute wurde der Staatsanteil von 33% noch nie erreicht, wir liegen etwas bei 25% Zuschuss.

Speziell bei ehemaligen Selbständigen, die all die Jahre ein Minimum einbezahlt haben und inzwischen allein ohne Partner leben für die wird es schwer mit einer geringen Pension zu leben. Aber wenn Sie im Urlaub aufmerksam beobachten, werden Sie feststellen das viele ältere Menschen zusätzlich zur Pension arbeiten. Unser Pensionssystem ist für ein Ehepaar aufgebaut, alleinlebende Singles tun sich da schon schwerer. Auch hier wollen wir Akzente vorschlagen.

BLL: Wie sehen Sie die Ungerechtigkeiten bei Kosten die über die Pensionen hinausgehen für Rehabilitation, Kuren, vermehrte Operationen udgl?

Korosec: Wir alle wissen, wer zuviel Kilogramm auf die Waage bringt, wer wenig Sport betreibt, wer raucht und ungesund lebt, der hat im Alter so seine Probleme mit seiner Gesundheit. Leider gibt es noch kein Bonus/Malussystem wie bei Autoversicherungen. Natürlich verursacht diese Risikogruppe dem Staat mehr Kosten. Das ist auch eine Ungerechtigkeit, dass die eine Gruppe die andere Risikogruppe mitfinanzieren muss.

Es gibt schon bei der SVA Gratisfitnesskurse um seinen Gesundheitszustand zu verbessern – doch freiwillig und ohne Sanktionen bei Nichtbesuch.

BLL: Wie steht es um den Vorschlag bei „Pensionszuverdienen dann eine Pensionskürzung bis zu 50“%? Sie waren ja optimistisch dies noch wegzuverhandeln.

Korosec: Sowohl Bundeskanzler als auch Vizekanzler haben nach dem Ergebnis des Pensionsgipfel gesagt, dass wird so nicht kommen. Ich denke das ist vom Tisch. Im Übrigen war der Seniorenrat bei der Pensionsgipfel nicht eingeladen, auch hier gibt es für die Zukunft eine Zusage für eine Teilnahme. Wir bringen gerne unser spezielles Fachwissen der vielen Jahre ein.

BLL: Wir hören immer wieder von unseren Lesern, dass bei älteren Menschen Einschnitte, Leistungsreduktionen von Unternehmen gemacht werden. zB: wo die BAWAG einem 84 Jährigen die Kreditkarte aufgrund seines Alters verweigerte. Auch an Kredite für Wohnungsumbauten zu gelangen ist nahezu unmöglich. Dabei wäre doch die monatliche Pension die beste Garantie für die Banken, mehr als bei jungen Menschen, wo immer ein Risiko des Jobverlustes besteht. Wie sehen Sie dies und was unternimmt der Seniorenrat dagegen?

Korosec: Ich kenne den Fall und andere Fälle, wir haben schon Gespräche mit dem Bankenverband eingeleitet und werden dagegen vehement auftreten. Ebenso eine Bankomatgebühr kommt für mich nicht in Frage, auch dagegen werden wir auftreten.

BLL: Sind sie mit dem Ergebnis des Pensionsgipfels 2016 zufrieden? Was stört Sie und was ist verbesserungswürdig.

Korosec: Nach dem Pensionsgipfel haben wir unsere Sorgen und Ablehnungen deponiert. Wie es aussieht werden einzelne beanstandete Punkte nicht in den Gesetzesentwurf aufgenommen. Wir wurden für die Zukunft als Mitverhandler eingeladen und hoffen, dass wir unsere Expertisen in die Verhandlungen einbringen können.

BLL: Sie wirken sehr sportiv und jugendlich – wie schaffen Sie das – wie halten Sie sich persönlich geistig und körperlich fit?

Korosec: Ich betreibe fast täglich zwischen 5 und 6 Uhr Sport und Fitness und um 1/2 8 Uhr bin ich im Büro. Es würde mir fehlen, wenn ich keinen Sport mache, ich fühle mich fitter, gesünder und ausgeglichener. Ich kann nur Jeden raten zumindest 2-3 Mal wöchentlich Bewegung zu machen- es zahlt sich aus.

BLL: Was sagen Sie zum Abschneiden ihres Vorgängers Dr. Andreas Khol bei der Bundespräsidentenwahl?

Korosec: Ich kenne Andreas Khol natürlich schon viele Jahre, er hat gekämpft bis zum letzten, er wäre meiner Meinung nach der beste Kandidat gewesen. Nicht nur deshalb auch gerade wegen seiner Verdienste um die Seniorinnen und Senioren, werde ich Andreas Kohl als Ehrenpräsident des Österreichischen Seniorenbundes vorschlagen.

BLL: Verraten Sie uns noch Ihre privaten und beruflichen Ziele für die nächste Zeit.

Korosec: Das meine Familie und ich weiterhin gesund bleiben und beruflich wünsche ich mir, dass ich die Interessen der Best Ager mit besten Wissen und Gewissen wahrnehme und Problempunkt aus dem Weg räumen kann.

Vielen Dank für das Interessante Gespräch!

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2 Kommentare

  1. Gratulation, endlich wieder frischer Wind beim Seniorenbund.
    Bin gespannt was sich für uns „leidgeprüften“ Senioren verbessern wird.

  2. Endlich kommt eine Frau an die Spitze in einer Seniorenorganisation. Bravo und viel Erfolg und für unsere Anliegen kämpfen.

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