In 2024 wird in Mecklenburg-Vorpommern Caspar David Friedrich mit über 160 Veranstaltungen gefeiert. Lesen Sie hier alles über den Ausnahmekönner.
Schicksalsschläge in der Kindheit
Caspar David Friedrich wurde am 5. September 1774 in Greifswald – damals Schwedisch-Pommern und heutiges Mecklenburg-Vorpommern – geboren. Er ist das sechste von insgesamt zehn Kindern des Neubrandenburger Ehepaares Adolf Gottlieb und Sophie Dorothea (geb. Bechly) Friedrich. Sein Vater, ein Seifensieder und Lichtzieher, wird 79 Jahre alt (1730–1809), seine Mutter verstirbt dagegen 33-jährig im März 1781. Es ist nicht der einzige schwere Schicksalsschlag in der Kindheit von Caspar David Friedrich. Schon im Jahr darauf stirbt seine jüngste Schwester Elisabeth im Alter von nur 20 Monaten an Fleckfieber. Und am 8. Dezember 1787 kommt es zu einem tödlichen Unfall, aus dem laut Überlieferung ein lebenslanges Trauma des Künstlers resultiert: Sein um ein Jahr jüngerer Bruder Johann Christoffer ertrinkt beim Versuch, den ins Wasser gefallenen Caspar zu retten.
Künstlerische Anfänge in Greifswald und Studium in Kopenhagen
Greifswald verfügt als Hansestadt über eine Universität, an der um 1790 rund 60 Studenten eingeschrieben sind. Johann Gottfried Quistorp ist dort zu jener Zeit als Universitätsbaumeister und Zeichenlehrer tätig und erteilt nebenbei Privatunterricht an interessierte Studenten und Schüler, zu denen auch der damals 16-jährige Caspar zählt. Quistorp macht ihn nicht nur vertraut mit Werken deutscher und internationaler Künstler, sondern weckt ebenso das Interesse seines Schülers für die Natur. Daneben bestimmt der mit Quistorp befreundete Pastor Ludwig Gotthart Kosegarten, berühmt für seine Uferpredigten unter freiem Himmel auf Rügen, in denen sich Glaube und Natur vereinen, das Weltbild von Caspar, nach dessen Verständnis die Kunst zwischen Mensch und Natur vermitteln soll.Schließlich vermittelt Quistorp dem mittlerweile 20-Jährigen das 1794 begonnene Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, die Ende des 18. Jahrhunderts als fortschrittlichste Akademie in Europa gilt und an der die besten dänischen Maler der Zeit unterrichten. Dort lernt der Deutsche Strichführung, Licht- sowie Schattensetzung und studiert Landschaftsbilder in den Sammlungen von Kopenhagen.
Umzug nach Dresden, Verfeinerung der Technik und erste Rügen-Reisen
1798 zieht Friedrich von Kopenhagen über Greifswald und Berlin nach Dresden, wo er sich im Herbst an der dortigen Akademie einschreibt, um seine Ausbildung fortzusetzen. Zwar ist er bereits im Folgejahr erstmals als Künstler auf der Jahresausstellung der Dresdener Akademie, die als Deutschlands beste gilt, vertreten, doch seinen Lebensunterhalt muss er sich als Prospektmaler verdienen. Seine ersten Landschaften in Sepia-Tusche entstehen ab 1800. Diese Technik, durch die sich Motive fast ausschließlich durch die Abstufung diverser Helligkeitsgrade herausbilden, verfeinert er im Laufe der Jahre so sehr, bis er sie schließlich meisterhaft beherrscht. Mit exzellentem Gespür für Proportionen und Blickwinkel zeichnet er Naturmotive und komponiert Landschaftsbilder von magischer Schönheit, aber auch voll düsterer Melancholie. Das Malen von Figuren zählt dagegen nicht zu seinen Stärken, mitunter bittet er sogar einen befreundeten Kollegen, diese in seine Bilder zu malen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts reist Friedrich wiederholt zurück in die vorpommersche Heimat und nach Rügen. Seine Sepia-Bilder mit Motiven der größten deutschen Insel werden auf Dresdner Kunstausstellungen gezeigt und verkaufen sich gut. 1805 darf sich Friedrich über seinen ersten bedeutenden künstlerischen Erfolg freuen: Für zwei eingesendete Sepiablätter erhält er den halben Kunstpreis der Weimarischen Kunstfreunde. Obwohl seine beiden Werke nicht den Vorgaben, eine antike Saga zu illustrieren entsprechen, verfügt Deutschlands bedeutendster Dichter, Johann Wolfgang von Goethe, die Auszeichnung.
Ölmalerei, Ramdohr-Streit und Freundschaft mit Heinrich von Kleist
Ab 1807 widmet sich Friedrich verstärkt der Ölmalerei. Schon sein erstes ausgestelltes Ölgemälde „Das Kreuz im Gebirge“ (auch „Tetschener Altar“) spaltet an den Weihnachtstagen des Jahres 1808 die Kunstwelt Dresdens. Der preußische KammerherrFriedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr, ein strikter Anhänger des Klassizismus, sorgt dann mit seiner öffentlichen Kritik sogar dafür, dass erstmals im ganzen Land über ein Kunstwerk heftig debattiert wird. Der so genannte Ramdohr-Streit führt zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung um die romantische Kunst und verhilft dem Maler zu erster Berühmtheit.
1808 beginnt auch Friedrichs Freundschaft mit dem Dramatiker Heinrich von Kleist, der 1810 über das Gemälde „Mönch am Meer“ seinen berühmt gewordenen Aufsatz „Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft“ in den Berliner Abendblättern veröffentlicht. „Herrlich ist es, in einer unendlichen Einsamkeit am Meeresufer, unter trübem Himmel, auf eine unbegrenzte Wasserwüste, hinauszuschauen“, schreibt Kleist. Dank dieser Aufmerksamkeit und dem Ankauf der beiden 1810 in Berlin ausgestellten Gemälde durch das preußische Königshaus gelingt Friedrich endgültig der Durchbruch zum Erfolg.
Heirat, Kinder, Professur, Krankheit und Ausstellung in Hamburg
1816 wird Friedrich Mitglied der Königlichen Kunstakademie in Dresden und verfügt nun über ein festes Gehalt. Am 21. Januar 1818 heiratet der 43-Jährige die erst 24-jährige Dresdnerin Caroline Bommer, die als Rückenfigur auf vielen seiner Gemälde erscheint. Die Hochzeitsreise führt das Paar im Juni nach Greifswald, Wolgast, Stralsund und Rügen. In dieser Phase entstehen seine „freundlichsten“ Arbeiten wie die „Kreidefelsen auf Rügen“, auch tauchen nun immer häufiger Menschen in seinen Bildern auf. Seine erste Tochter Emma Johanna erblickt am 30. August 1819 das Licht der Welt und macht das Familienglück perfekt. Doch als im Folgejahr sein Dresdner Malerfreund Gerhard von Kügelgen einem Raubmord zum Opfer fällt, werden Friedrichs Werke zunehmend düster und kryptisch.
Seine bekannteste Arbeit aus dieser Zeit ist „Das Eismeer“ (1824)
Seine zweite Tochter Agnes Adelheid wird am 2. September 1823 geboren, sein erster Sohn, den er nach dem schwedischen König Gustav Adolf benennt, am 23. Dezember. Dazwischen wird Friedrich am 17. Januar 1824 zum außerordentlichen Professor der Königlichen Kunstakademie in Dresden ernannt, schlittert aber auch in eine schwere gesundheitliche Krise. 1826 reist er zur Erholungskur nach Rügen – zum letzten Mal. Im selben Jahr ist Friedrich auf der ersten Ausstellung des Hamburger Kunstvereins mit drei Werken vertreten, darunter „Das Eismeer“.
Caspar David Friedrichs Gemälde „Eule auf einem kahlen Baum“, dass die Pariser Galerie Talabardon & Gautier im Februar 2010 in Cannes auf einer Hausratsversteigerung als „Schule des 19. Jahrhunderts“ für 350.000 Euro kaufte, wurde 2011 von der Galerie für 6,5 Millionen Euro an einen französischen Privatsammler verkauft.
Friedrichs „Tragödie der Landschaft“ begeistert noch immer
Friedrichs letzter Lebensabschnitt bis zu seinem Tod am 7. Mai 1840 in Dresden ist geprägt von zwei Schlaganfällen (1835 und 1837) sowie vom Wandel der Kunstepochen, da in der Malerei der Realismus die Romantik ablöst. So wird er 1830 von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen in seinem Atelier besucht und ist 1833 auf der dritten Kunst- und Gewerbeausstellung in Königsberg mit neun Werken vertreten, doch sein Ruhm nimmt langsam ab.
Noch vor dem ersten Schlaganfall besucht ihn am 7. November 1834 in Dresden auch der französische Bildhauer David d’Angers – bekannt für seine Goethe-Büste, die heute in der Bibliothek zu Weimar aufgestellt ist – und würdigt dabei die Pionierleistung von Greifswalds berühmtesten Sohn: „Friedrich! Der einzige Landschaftsmaler, der es bislang vermochte, alle Kräfte meiner Seele aufzurühren, der Maler, der eine neue Gattung erschaffen hat: die Tragödie der Landschaft.“ Diese begeistert bis heute Betrachter der Werke von Caspar David Friedrich.
Seine Geburtsstadt Greifswald, die er erst 1794 verließ, feiert in 2024
Eröffnet wird das Festjahr-Programm am 20. Jänner 2024 in der Taufkirche Friedrichs, dem Dom St. Nikolai, für den der international bekannte Electronica-Musiker Christian Löffler extra eine ganz spezielle Lichtshow konzipiert hat. Der Dom steht am 7. April erneut im Fokus, nachdem es der Gemeinde St. Nikolai gelungen ist, einen Weltstar nach Greifswald zu holen: Der Däne Ólafur Elíasson zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern und hat die Neugestaltung der Ostfenstergruppe übernommen. Diese wird den Dom in ein Licht tauchen, das an das Farbspektrum Caspar David Friedrichs erinnern soll, und am ersten Sonntag im April im Rahmen eines Gottesdienstes feierlich eingeweiht wird.
Der 28. April 2024 ist der Startschuss für die vielen Sonderausstellungshighlights im Jubiläumsjahr
Während „Lebenslinien“ im Pommerschen Landesmuseum die umfangreichen Zeichnungsbestände des Museums erstmals nahezu geschlossen präsentiert, sind in den Ausstellungen „Sehnsuchtsorte“ und „Heimatstadt“ weltberühmte Werke wie „Kreidefelsen auf Rügen“ und „Wiesen bei Greifswald“ zu Gast. In der Sonderausstellung „Caspar David Friedrich. Das verborgene Leben der Bilder“ im Caspar-David-Friedrich-Zentrum geht es ab Mai um die Wege der Bilder vom Maler zu seinen Familienmitgliedern und schließlich in die verschiedensten Sammlungen. Anschließend widmet sich das St. Spiritus ab Juni in der Ausstellung „Caspar David Friedrich: Freunde und Bekannte in Greifswald“ den Wegbegleitern des Malers, so auch Friedrichs erstem Zeichenlehrer in Greifswald, Johann Gottfried Quistorp.
Wenn Sie eine der vielen Ausstellungen in Mecklnburg Vorpommern besuchen wollen, hier finden Sie alle weiteren Informationen unter www.caspardavid250.de
Diese Vorschau von Casper David Friedrich beeindruckt mich! werde für nächstes Jahr eine Kulturfahrt planen. Sehr informativ, gefällt mir!! Viele Grüße Olivia
Finde ich super, dass ihre Redaktion auch Beiträge über Kultur und Persönlichkeiten aus der Vergangenheit bringt. Findet man in vielen Medien nicht mehr.