Jeden Tag fließt etwa 1.700 Liter Blut durch unsere Nieren.
Neben der Entgiftung steuern diese lebenswichtige Organe, auch den Knochenstoffwechsel sowie Blutbildung und Blutdruck. Das ist jedoch längst nicht bei jedem Menschen der Fall: So leiden etwa 10% der Deutschen an einer Nierenerkrankung. Dabei kann eine Nierenschwäche mit schwerwiegenden Folgen einhergehen.
Was ist eine Niereninsuffizienz?
Eine Niereninsuffizienz ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nieren lediglich eingeschränkt (Nierenschwäche) oder, im schlimmsten Fall, überhaupt nicht funktionsfähig sind (Nierenversagen). Damit können sie ihrer Aufgabe, welche in der Regulierung des gesamten Salz- und Wasserhaushalts liegt, nicht mehr nachkommen. Für den gesamten Organismus hat eine Niereninsuffizienz weitreichende Folgen. Denn die Nieren haben vielfältige Aufgaben zu erfüllen, zu denen insbesondere die Ausscheidung giftiger Substanzen sowie stickstoffhaltiger, harnpflichtiger Stoffwechselendprodukte mit dem Urin gehört. Wird diese Fähigkeit aufgrund eines erkrankten Nierengewebes eingeschränkt, verbleiben die gefährlichen Stoffe in unserem Organismus. Zudem kann es zu einer Überwässerung kommen. Weitere mögliche Folgen sind:
– Knochenabbau
– Blutarmut
– Störungen des Nervensystems
– Bluthochdruck
– Wasseransammlung im Gewebe (Ödem)
Formen von Niereninsuffizienz
Medizinisch lassen sich zwei Arten von Niereninsuffizienz unterscheiden:
– Akute Niereninsuffizienz
Bekannt ist diese Form auch als akutes Nierenversagen oder akute Nierenschwäche. Dabei geht die Funktion der Niere plötzlich binnen Tagen oder Stunden stark zurück. Ursachen können etwa Operationen oder Verletzungen mit hohem Blut- und Flüssigkeitsverlust oder aber Medikamente, Infektionen, Entzündungen sowie Blockaden des Harnabflusses (z.B. wegen einer vergrößerten Prostata oder Nierensteinen) sein. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung kann sich das zerstörte Nierengewebe nicht selten wieder erholen. Bleibt eine rasche Behandlung dagegen aus, kann eine akute Niereninsuffizienz lebensgefährlich werden.
– Chronische Niereninsuffizienz
In diesem Fall verschlechtert sich die Nierenfunktion über Jahre oder gar Monate kontinuierlich. Zumeist ist Bluthochdruck (Hypertonie) oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) für das schleichende Nierenversagen verantwortlich. Im Gegensatz zur akuten Form, ist die chronische Niereninsuffizienz mit einem bleibenden Verlust des funktionsfähigen Nierengewebes verbunden. Jedoch kann das Fortschreiten der Niereninsuffizienz durch rechtzeitige und konsequente Behandlung gebremst werden.
Symptome
Diese hängen neben der Form der Niereninsuffizienz auch vom Stadium der Erkrankung ab. Zu den Anzeichen der jeweiligen Form zählen:
– Akute Niereninsuffizienz
Typische Beschwerden zu Beginn der Erkrankung sind Übelkeit, Konzentrationsstörungen und plötzliche Müdigkeit. Darüber hinaus geht die Harnausscheidung zurück. Von einer sogenannten Oligurie sprechen die Mediziner bei einer Urinausscheidung von weniger als 500ml in 24 Stunden. Eine Anurie liegt hingegen vor, wenn in dem selben Zeitraum sogar weniger als 100ml ausgeschieden werden. Es kommt zu Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), als Folge der zurückgehenden Urinausscheidung. Vorwiegend bilden sich diese Ödeme an den Beinen. Im Laufe der Zeit lagert sich überschüssiges Wasser auch in anderen Organen wie etwa der Lunge ein, was Luftnot zur Folge haben kann. Weil akute Niereninsuffizienz auch einen Anstieg des Kaliumwertes nach sich zieht, kann es zu kurzen Bewusstseinsverlusten, Schwindel und lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen. Die Symptomatik wird auch wesentlich von der Ursache beeinflusst. Während sich so ein postrenales Nierenversagen durch kolikartige Schmerzen im Unterbauch auszeichnet, geht eine prärenale Niereninsuffizienz mit trockenen Schleimhäuten, niedrigen Blutdruck oder Durchfall und Erbrechen einher.
– Chronische Niereninsuffizienz
Im Anfangsstadium verspüren die Betroffenen keine Beschwerden oder höchstens eine gewisse Müdigkeit und Leistungsschwäche. Im fortgeschrittenen Stadium kommen oft folgende Symptome hinzu:
– Durchfall
– Übelkeit und Erbrechen
– Muskel- und Knochenschmerzen
– erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen
– schäumender Urin beim Wasserlassen
– blasse Hautfarbe
– Ödeme, vor allem an Augenlidern und Beinen
– manchmal rotgefärbter Urin
– geringe Urinmengen (unter 500ml täglich)
– Bluthochdruck (Hypertonie) und Blutarmut (renale Anämie)
Ein Fortschreiten der Erkrankung vermag die Funktionen sämtlicher Organe derart zu beeinflussen, dass es später zu Krämpfen, Schläfrigkeit, Benommenheit, unregelmäßigem Herzschlag, massiver Luftnot und sogar Koma führen kann.
Dialyse bei Niereninsuffizienz
Die Behandlung der Niereninsuffizienz richtet sich nach der Form und dem Stadium. Zumeist erfolgen bei der akuten Niereninsuffizienz zunächst die Vergabe von Infusion und Medikamenten sowie die Anordnung eines Ernährungsplans. Vorübergehend ist oft auch eine Dialyse erforderlich, was im Falle der chronischen Form grundsätzlich der Fall ist. Zusätzlich besteht die Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz aus der Wiederherstellung eines angemessenen Bluthochdrucks oder der Zuckerkrankheit, dem Entfernen von Nierensteinen sowie einer Diät. Zumeist muss der Patient auch Medikamente einnehmen, welche etwa Knochenveränderungen entgegenwirken. Bei Blutarmut wird das fehlende Hormon Erythropoetin verabreicht. Ferner muss sich der Patient einer Nierentransplantation oder einer lebenslangen Dialyse unterziehen.
Bei der Dialyse handelt es sich, einfach ausgedrückt, um eine Blutwäsche. Diese übernimmt die Aufgabe der funktionsunfähigen Niere und reinigt den Organismus von giftigen und harnpflichtigen Substanzen. Unterschieden werden dabei zwei Dialyseverfahren, die Hämodialyse sowie die Peritonealdialyse. In aller Regel kommt Erstere zum Einsatz, wobei das Blut extrakorporal mithilfe eines externen Gerätes gereinigt wird. Meistens ist dabei das Aufsuchen einer Arztpraxis oder einer Klinik erforderlich. In einigen Fällen kann die „künstliche Blutwäsche“ aber auch selbständig von zu Hause durchgeführt werden. Wer sich dahingehend informieren möchte, findet hier eine Übersicht über lokale Dialyse-Zentren im Großraum München. Rund 80.000 chronisch Nierenkranke sind hierzulande zumeist mehrmals pro Woche für mehrere Stunden mit der Dialyse beschäftigt. In diesem Zusammenhang spielt auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Wichtig sind demnach eine Betreuung und Schulung der Betroffenen sowie deren Angehörigen durch einen Diätassistenten.
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