Gefährliche Blutsauger sind in Wald und Garten unterwegs.
Durch den Klimawandel begünstigt dringen die kleinen Spinnentiere in immer mehr Regionen vor und bleiben dort oft ganzjährig aktiv
Die Experten geben Zeckenalarm. Aus gutem Grund: „Zeckenbisse“ können sogar Lähmungen, Gelenkentzündungen und schwere Nervenschäden verursachen. Lesen Sie, wie Sie sich schützen können.
Jeder fünfte der vier Millionen deutschen Schmerzpatienten hat nach Ansicht von Medizinern sein Leiden einem vor Jahren unbemerkten oder verharmlosten Zeckenstich zu verdanken. Es kann Jahre nach der Infektion zu Gelenksentzündungen, zu Immunschäden, Blutarmut, Muskelentzündungen, Harnsäurestörungen, ja sogar zu einer Form von Leukämie kommen. Die Krankheit ist in ihrer Erscheinungsform der Multiplen Sklerose sehr ähnlich.
Zeckenimpfung gegen FSME
Alle reden vom Impfen gegen Zeckenkrankheiten, dabei ist gegen die schlimmste Krankheit, die unsere heimischen Blutsauger übertragen, gar keine Impfung möglich. Impfen lässt sich nur gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine infektiöse Gehirnhautentzündung.
Ansonsten überträgt jede dritte bis fünfte Zecke die Infektion. Natürlich ist auch die FSME durchaus nicht harmlos. Wer in gefährdeten Gebieten lebt oder in solche reist, tut jedenfalls gut daran, sich impfen zu lassen. Die Gehirnhautentzündung FSME ruft anfangs Symptome einer Grippe hervor, es können aber auch schwere Komplikationen wie Nervenschäden, Gehirnentzündung und Rückenmarksentzündungen auftreten. Einmal ausgebrochen, ist gegen die Virus-Infektion FSME medikamentös nichts zu machen.
„Wanderröte“ bei Infektion mit Borrelien
Die Bakterien gelangen beim Biss einer Zecke ins Blut des Menschen. Typisches Anzeichen ist die sogenannte Wanderröte – ein roter Fleck, der sich um die Einstichstelle bildet und mit der Zeit immer größer und innen blasser wird.
Die gefährliche Lyme-Borreliose kommt 50 bis 100 Mal häufiger vor. Im Bereich des Bodensees sind beispielsweise fast 60 Prozent aller Zecken zugleich Träger der Erreger von Borreliose. Der Erreger der Lyme-Borreliose wird wegen der Heimtücke und Gefährlichkeit auch als „Bakterium des 21. Jahrhunderts“ genannt. Wegen der Ähnlichkeit des Krankheitsverlaufs wird diese Infektion auch als „Syphilis aus dem Wald“ bezeichnet wurde.
Gegen bakterielle Infektionen helfen Antibiotika, sie müssen aber rechtzeitig eingesetzt werden, damit es nicht zu gravierenden Spätfolgen kommt. Wenn innerhalb von zwei Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden auftreten, begleitet von hohem Fieber (bis 39,5° C) und Gelenk- oder Muskelschmerzen, sollte jedenfalls ein Arzt aufgesucht werden. In etwa der Hälfte aller Fälle bleibt sogar das typische Anzeichen einer Borreliose aus, nämlich eine ausgedehnte Rotfärbung um die Einstichstelle (erythema migrans).
Zecken werden auch Holzbock genannt
Die beste Waffe gegen alle die von Zecken übertragenen Krankheiten ist immer noch die Verhütung, damit es erst gar nicht zu einer Infektion kommt. Dabei ist es hilfreich, etwas über die Entwicklung der Blutsauger aus dem Reich der Spinnen zu wissen. Die Zecke, auch Holzbock genannt, entwickelt sich als Larve aus den Eiern, die das Weibchen im Waldlaub ablegt. Die nur einen halben Millimeter großen Jungen sind bereits aktive Blutsauger: Allerdings erwischen sie meist nur Kleinnager wie Mäuse und Ratten, die als Zwischenwirt für die FSME-Erreger dienen. Ob auch Borrelien auf diesem Wege übertragen werden, ist noch nicht geklärt. Im zweiten Stadium, als ein Millimeter große Nymphen, suchen sich die Jungzecken erneut einen Wirt, den sie beim Blutsaugen mit dem Erreger infizieren, falls er es nicht schon ist. Aus der Nymphe entsteht die erwachsene Zecke.
Zecken lauern im Gras oder Gebüsch
Allerdings kursieren eine Menge Märchen über dieses Tier. Es lässt sich weder von Bäumen auf den Menschen herunterfallen, noch hat es ein Schraubgewinde am Saugrüssel. Zecken lauern im Gras oder Gebüsch bis in Höhen von etwa einem Meter. Erst wenn ihnen ein Tier oder Mensch so nahe kommt, dass sie die Ausdünstungen der warmen Haut wittern, lassen sie sich fallen.
Sie stechen mit ihrem hornigen Blutsäbel, der Dutzende von Widerhaken trägt, meist nicht sofort zu. Oft krabbeln sie bis zu eineinhalb Stunden auf dem Körper, um die schmackhafteste Einstichstelle zu finden. Sie lieben besonders gut durchblutete Hautpartien: Kopfhaut, Ohren, Hals, Arm- und Kniebeugen, Leisten, Hände und Füße. Die Krabbelzeit sollte jedenfalls genutzt werden, um nach einem Waldspaziergang den Körper nach den Tierchen abzusuchen, noch bevor sie sich in die Haut gebohrt haben. Ärzte empfehlen neuerdings die bekannten Fusselrollen, die sowohl krabbelnde Zecken, als auch die nur millimetergroßen Nymphen mit ihrem Klebstoff packen und entfernen.
Ansonsten gilt:
* Meiden Sie Unterholz, Gebüsch und hohes Gras im Wald.
* Tragen Sie festes Schuhwerk, lange Hosen und Kniestrümpfe.
* An unbedeckten Körperstellen können Insekten-Repellents Zecken abschrecken.
So kriegen Sie die Zecke weg:
* Bitte nicht mit Alleskleber oder Öl beträufeln, sonst bleibt dem Insekt die Luft weg. Eine Zecke, die keine Luft mehr kriegt, würgt aber ihre Verdauungssäfte in die Wunde ‑ und gerade darin sind die gefährlichen Krankheitserreger enthalten.
* Aus dem gleichen Grunde sind auch nur schmale Pinzetten oder Zeckenzangen, die das Tier direkt an der Einstichstelle auf der Haut packen, ratsam. Wird nämlich Druck auf den Zeckenkörper ausgeübt, ergießen sich die Erreger aus dem Leib des Blutsaugers in die Wunde.
* Manche Ärzte raten, im Zweifelsfall die Zecke mit einer scharfen Schere abzuschneiden. Der schwarze Punkt, der in der Haut zurückbleibt, ist nicht der Kopf, denn Zecken haben keinen Kopf. Es handelt sich um das Stechwerkzeug, das von der Haut mit der Zeit abgestoßen wird.
* Sobald sich nach einem Zeckenstich eine kreisförmige Rötung zeigt oder grippeähnliche Beschwerden auftreten, sofort zum Arzt! Da Symptome oft mit Verzögerung auftreten, sollte jeder Zeckeneinstich mindestens vier Wochen beobachtet werden.
obx
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