COVID-19, Flüchtlingskrise, Klimawandel … Welche Krise schreit am lautesten?
„Dieser mediale Fokus spiegelt sich letztendlich im persönlichen Wissensstand wider, den 7 von 10 in Punkto Corona als hoch einstufen. Bei den Themen Klimawandel und Flüchtlingskrise herrscht hingegen Aufholbedarf“ meint Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent
Verfolgt man momentan die Nachrichten, entsteht unweigerlich der Eindruck, als gäbe es nur ein Thema: Die Coronakrise in all ihren Facetten. Der anfängliche Wissensdurst rund um das neue Virus und dessen Relevanz stehen außer Frage. Aber gab es da nicht noch andere Themen, oder besser gesagt „Krisen“, die uns kurz vor dem Lockdown intensiv beschäftigt haben? Und ob! Und wie eine aktuelle Studie von Marketagent zeigt, haben die Österreicherinnen und Österreicher keineswegs darauf vergessen. Wie präsent Klimawandel und Flüchtlingskrise trotz des Coronavirus tatsächlich noch in unseren Köpfen sind, haben die Online Marktforscher jetzt herausgefunden.
Vor nicht allzu langer Zeit stolperte man beim Aufschlagen einer Zeitung noch häufig über Schlagzeilen wie „Ist die Erderwärmung noch zu stoppen?“ oder „Wie soll Österreich im Zuge der Flüchtlingsdebatte agieren?“. Doch dann kam Corona. Und mit einem Schlag drehte sich alles nur noch rund um das neue Virus, seine globale Verbreitung, die Auswirkungen auf den Menschen und Wirtschaft und unsere „neue Normalität“. Für Greta Thunberg und die brenzlige Situation auf Lesbos schien in der Berichterstattung plötzlich kein Platz mehr zu sein. Doch weder für die sich anbahnende Klimakatastrophe, noch die anhaltende Flüchtlingskrise war ein Ende in Sicht, ehe sie vom Coronavirus überschattet wurden.
Messen wir hier mit dreierlei Maß?
Corona, Corona, Corona … oder etwa doch nicht?
Wenn eine Krise derart laut schreit, haben es die anderen schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Das sehen auch Herr und Frau Österreicher so und sind der Ansicht, dass mittlerweile mehr als genug über das Coronavirus und seine Folgen berichtet wurde. Den Schutz des Klimas und die Flüchtlingssituation sehen sie in den Medien hingegen stark unterrepräsentiert. So würden sich 56% mehr Aufmerksamkeit für den Klimawandel wünschen, 48% vermissen Informationen rund um die aktuellen Entwicklungen in der Asylpolitik.
„Dieser mediale Fokus spiegelt sich letztendlich im persönlichen Wissensstand wider, den 7 von 10 in Punkto Corona als hoch einstufen. Bei den Themen Klimawandel und Flüchtlingskrise herrscht hingegen Aufholbedarf“, fasst Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent zusammen.
Dass diese beiden Krisen der heimischen Bevölkerung aber auf jeden Fall noch unter den Nägeln brennen, lässt sich aus den Daten klar ablesen. So werden auch die gesetzten Maßnahmen als zu milde eingestuft. 75% würden sich weitreichendere Schritte zur Rettung unseres Klimas wünschen, 70% sind der Meinung, dass zu wenig in der Flüchtlingskrise unternommen wird. Ein Versäumnis, das die Österreicher tendenziell auf EU-Ebene sehen (39%). Im Kampf gegen die voranschreitenden Klimaveränderungen fordern zwei Drittel hingegen einen globalen Zusammenschluss, also ein gemeinsames Handeln aller Staaten. Den Umgang mit dem Coronavirus sehen sie jedoch besser im eigenen Land aufgehoben (46%). Dass die Österreicher hier mehrheitlich auf nationale Kompetenzen setzen, rührt vermutlich daher, dass sie COVID-19 im Vergleich zu den beiden anderen Krisen als stärkste Bedrohung für die heimische Gesellschaft einstufen (65% vs. 62% Klimawandel und 50% Flüchtlingskrise).
Der Klimawandel und seine Folgen als größtes Sorgenkind
Auch wenn die aktuell zurückhaltende Berichterstattung es nicht direkt vermuten lässt: Die Klimakrise bereitet den Österreicherinnen und Österreichern die größten Sorgen. So zeigen sich 53% hinsichtlich der prognostizierten Entwicklungen beunruhigt, wobei sich vor allem die jüngere Generation stark von den möglichen Auswirkungen bedroht sieht (47% vs. 33% bei den 60- bis 75-Jährigen). Kein Wunder, immerhin sind sich drei Viertel der Befragten sicher, dass der Klimawandel unser Leben in Österreich nachhaltig beeinflussen wird. 71% schreiben der Coronakrise anhaltende Nachwehen auf unseren Alltag zu. Vergleichsweise gering werden langfristig gesehen hingegen die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf unser aller Leben eingeschätzt (54%).
Auslöschen per Knopfdruck?
Ein bisschen Träumen muss aber auch in krisengebeutelten Zeiten erlaubt sein. Genau dazu wurden die Österreicherinnen und Österreicher im Zuge der Umfrage aufgefordert und gefragt, welche der drei Krisen sie am liebsten per Knopfdruck auslöschen würden. Ergebnis: 47% würden bevorzugt die Klimakrise von heute auf morgen verschwinden lassen, vor allem die unter 50-Jährigen. 3 von 10 – und hier allen voran die Generation 50 Plus – sehnen ein Ende der Coronakrise herbei. Und knapp jeder Vierte würde die Flüchtlingskrise mit sofortiger Wirkung stoppen, wenn er könnte.
Zurückgeholt auf den Boden der Realität sind die Österreicher aber mit einem weniger rosigen Bild konfrontiert und gehen davon aus, dass uns insbesondere der Kampf gegen den Klimawandel und die Flüchtlingsdebatte noch lange begleiten werden. Der Coronakrise blicken sie hingegen mit mehr Optimismus entgegen und sind zu 77% davon überzeugt, dass wir das neuartige Virus mitsamt seinen Konsequenzen in den Griff bekommen werden.
Na dann, auf in die neue Normalität!
ots
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