Die Region Mährisch-Schlesien in Tschechien ist in gut drei Autostunden erreichbar, vergleichbar mit der Strecke Wien – Salzburg. Wir steuern die Stadt Ostrava (Ostrau) an, eine ehemalige Garnisonsstadt. Eine Reise zwischen Vergangenheit und Heute.
Ostrau ist heute die drittgrößte Stadt Tschechiens und in ihr wohnen knapp 300.000 Einwohner und ist das Verwaltungszentrum der Mährisch-Schlesischen Region. Die Stadt liegt am Fluss Oder und es sind nur zehn Kilometer zur Grenze nach Polen. Die Region rund um Ostrava war und ist heute noch ein großes Industriegebiet. Fabriken für Schwerindustrie – Kohlenförderung (Heute alle geschlossen), Hüttenwerke, Schwermaschinenbau, Kokereien, Kraftwerke, Gaswerke, Chemieunternehmen haben sich im Lauf der Geschichte hier angesiedelt.
Ein ehemaliges Stahlwerk mutiert zum Eventgelände
Natürlich muss man sich bei der Industriebedeutung in Ostrava eines der wichtigsten Produktionsstätten nämlich die ehemaligen Eisenhüttenwerke ansehen, die gleich hinter dem großen Einkaufscenter liegt. Besonders interessant finden wir die Wandlung des ehemaligen Stahlwerks, dass in den letzten Jahren als Eventlocation ausgebaut wurde und heute besichtigt werden kann und ebenfalls heute für Veranstaltungen gebucht werden kann. Jedes Jahr finden hier Popkonzerte, Technikveranstaltungen und unzählige Events statt. Wo früher Stahlarbeiter tätig waren, feiern heute Jung und Alt. Jedes Jahr besuchen den Ort mehr als eine Million Besucher.
Auch ein Blick in die Geschichte ist überaus spannend. Bereits 1827 gründete die Familie Rudolf die Rudolfs Eisenhüttenwerke. Diese wurden später von der Familie Rothschild erworben und in Witkowitzer Eisenhüttenwerke umbenannt und somit wurde Ostrava wurde zum Zentrum der Stahlindustrie. Heute heißt das Eventgelände DOV (Dolnivitcovice)
Unser erster Eindruck. Ein Gewirr von überdimensionierten Stahlrohren, Stahltürmen, Treppen und gesicherte Wegen in schwindelerregender Höge und nicht zuletzt ein Gasometer mit rund 50 m Durchmesser, der geöffnet wurde und mit großen Fenstern versehen wurde und heute als Konzerthalle dient. Auch in luftiger Höhe findet man ein Cafe von dem man einen sehr guten Überblick auf Ostrava und die Umgebung hat. Ein Lift führt dorthin, allerdings nichts für Menschen mit Höhenangst.
Beim Verlassen des Cafes fährt man mit dem Lift wieder talwärts und gelangt direkt zum Hochofen Nr. 1. Hier schaut man direkt in den Hochofen wo die Schlacke entstand und man kann sich gut vorstellen welchen Temperaturen die Stahlarbeiter hier ausgesetzt waren. Als Besucher kann man in so einen silbergrauen feuerfesten langen Mantel schlüpfen und mit dem obligaten Helm schaut man aus wie ein richtiger Stahlarbeiter.
Übernachten in Ostrava
Wir haben ein kleines feines aber wunderschön revitalisiertes Schloss entdeckt das Hotel Zámek Zábřeh. Nur 15 ehrwürdige Zimmer und Suiten, die allesamt historischen Ursprung sind und liebevoll restauriert wurden. Alle Holzböden und Hozdecken, historische Möbel und Gegenstände von damals zieren jeden Winkel des Hotels. Das Besondere ist sein gepflasterter Innenhof mit dem guten Restaurant /Braustube, denn hier wir eigenes Bier gebraut.
Das Essen schmeckt vorzüglich und im Sommer sitzt man im Garten und lauscht mitunter einem Volksänger der hier auftritt. Im Winter sitzt man in den alten Gewölben und genießt das Haus-Bier und die Spezialität der Region einen Wildschweinbraten von der Försterfrau mit Semmelknödel, Sauce und Preiselbeeren. Zum Abschluss noch ein typisches Dessert die Großmutter Kiscok – ein besonderer Schokokuchen mit Sauermilch.
Auch das Stadtcenter von Ostrava hat einiges zu bieten, große Plätze, Parks und romantische Straßen. Wer einen Rundblick von der Aussichtsterrasse von oben auf die Stadt machen will, kann im Rathaus mit dem Lift hinauffahren und sich einen guten Überblick verschaffen. Jedenfalls etwas schwindelfrei sollte man in Anbetracht der Höhe schon sein.
Auch Abends kann man in die Fußgängerzone von Ostrava gehen, dort findet man rund 60 Clubs, viele junge Menschen und ausgelassene Stimmung. Sehr interessant fanden wir wie sich eine Industriestadt noch dazu vormals kommunistisch inzwischen gewandelt hat.
Wir erkunden die Umgebung
Bereits im Hotel gibt man uns bereitwillig einige Information für diverse Ausflüge im Umland. Aber auch vor der Reise kann man sich auf der Homepage der Tschechischen Tourismusstelle wertvolle Informationen und Ideen holen.
Für Wanderer und Sparziergeher bietet sich beispielsweise eine Auffahrt mit der Seilbahn auf den Berg Radhošť an. Dort findet man die Kapelle des St. Cyrillus und Methodius auf dem denkwürdigen Berg Radhošť aus dem Jahre 1898 und das in 1988 eröffnete Denkmal der Gebrüder Strnadel und des Bildhauers, Malers und Grafikers Jan Knebl. Ein wirkliche Alternative nach der Industriestadt Ostrava, mit guter Luft und Bergen. Nach unserer Wanderung fahren wir nach Příbor (Prior).
In Příbor besuchen wir das Geburtshaus von Sigmund Freud
Die Stadt ist eine der ältesten Städte in Nordmähren und das Sigmund Freud Geburtshaus wurde 2006 vom Architekten Zdenek Tuply rekonstruiert. Das Haus zeigt im Rahmen einer Ausstellung seinen interessanten Lebensweg. Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren, als Sigismund Schlomo Freud geboren und starb am 23. September 1939 in London.
Er war ein nach seiner Studienzeit in Wien, österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker. Er war der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Seine berühmte „Couch“ steht ganz aus Metall vor seinem Geburtshaus.
Frauen wollen Hüte kaufen und sehen
Wir fahren nach Nový Jičín (Neutitschein), einst war die Stadt berühmt wegen ihrer Viehmärkte, der Tucherzeugung (Firma Preisenhammer, gegründet 1786) und der Herstellung von Hüten (Firma Hückel, gegründet 1799) wo heute das Hutmuseum im Laudonhaus ist. Aber auch ein anderes besonderes Erlebnis verhalf dem Ort zur Bekanntheit. In diesem Haus am Stadtplatz 29 verstarb am 14. Juli 1790 der österreichische Feldherr Ernst Gideon von Laudon.
Das als lapidar abgestempelte Hutmuseum ist viel mehr als das – es soll ein Ort der Begegnung sein. Die Ausstellung im ersten Stock zeigt die Stationen des Lebens des Generals von Laudon und bringt uns auch den historischen Zeitabschnitt etwas näher.
Ein Blick in die Geschichte: Im Jahre 1790 versammelte sich in der Umgebung von Neu Titschein ein großes Heer, mit dem Marschall Laudon versuchen sollte, das verlorene Schlesien für Österreich erneut zurückzuerobern. Während einer Militärinspektion der Befestigung Ende Juni erkrankte Laudon und musste nach Neu Titschein gebracht werden, wo ihn sein Zustand dazu zwang, das Bett zu hüten. Eben am 14. Juli verstarb er in Neu Titschein. Im Jahre 1800 entstand in der Etage des Hauses ein Musik- und Tanzsaal – angeblich der zweitgrößte in Mähren – gleich nach Brünn.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts verwandelte sich das Gebäude allmählich in ein Gasthaus. Anlässlich des 200. Todestages von Laudon wurden am Hause die gegenwärtige Gedenktafel und die Büste Marschall Laudons enthüllt. Das Laudon-Haus, in dem der Marschall verstorben war, wurde zu einem zwangslosen Ort zur Erinnerung an diesen volkstümlichen Feldherrn.
„Bei meinen Reisen durch Mitteleuropa habe ich mich davon überzeugen können, dass Laudon ein dermaßen großes Markenzeichen ist, dass es eine riesige Sünde wäre, dieses Markenzeichen nicht zu nutzen und brach liegen zu lassen. Wir möchten, dass dies kein Museum sondern ein lebendiges Haus ist.“ erklärt Jaroslav Zezulčík, Kurator der Ausstellung.
Im Erdgeschoß bekommt man einen guten Eindruck von der Erzeugung von Hüten aus Filz und deren Geschichte und man kann die verschiedenen Kreation bestaunen und teils auch selbst probieren. Dies macht Jung und Alt Freude.
Die Region Mährisch-Schlesien bietet noch so viel an Sehenswürdigkeiten, Historische Schlösser und Natur, aber dazu finden Sie bei uns demnächst den Teil 2. Für Sport- und Golffreunde lesen Sie den Bericht über die wunderschönen Golfressorts in dieser Region. http://www.besserlaengerleben.at/reiseangebote/golfspielen-in-nordmahrentschechien.html
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