Das Ausseerland ist sich treu geblieben

Landschaft pur

Wer das erste Mal ins Ausseerland kommt mit seinen Orten Ebensee, Altaussee, Grundlsee, Bad Aussee und Tauplitz wundert sich schon über die Besonderheiten in dieser Region.

Sind es die vielen ungewöhnlichen Bräuche, die Menschen mit ihrem Gespür für Freiheit, die teils schroffe Landschaft und der Umgang der Ausseer mit sich selbst, mit den Zweitwohnbesitzern und den Touristen schlechthin. Wir besuchten das Ausseerland, haben einiges hinterfragt und suchten eine schlüssige Begründung für dieses Freidenkertum.

Der typische Ausseer

Wenn wir vom Ausseer sprechen, ist sehr wohl der männliche Ausseer gemeint, denn im Ausseerland geht es meist noch wie in der Kirche zu. Männer rechts und Frauen links. So sind viele Bräuche egal ob Faschingsumzüge, Schießstadt oder Eisstockschießen hauptsächlich den Männern vorbehalten. Nebenbei auch Aussee-Gäste dürfen nicht daran „teilnehmen“. man muss schon jemand kennen um dabei zu sein. Frauen gehen am Dienstag mit den Kindern nachmittags Eisstockschießen und es scheint sowohl Frauen – den Männern sowieso – so zu gefallen. Hier gelten noch andere Bräuche und die Welt dreht sich trotzdem weiter.

Es soll Ausseer geben, die bis zu ihrem 14.ten Geburtstag in Gössl am Grundlsee wohnten und lebten und erst zum 14. Geburtstag nach Bad Aussee kamen. Ob deren Weltbild zu kurz geraten ist, haben wir nicht feststellen können, denn dem richtigen Ausseer interessiert alles unterhalb des Pötschenpasses sowieso nicht. Es scheint vielleicht auch eines der vielen Geheimnisse für den Ausseer Freigeist zu sein – nämlich mit sich im Reinen zu sein.

Um uns etwas mit der Geschichte und dem Zeitgeist der Ausseer näher zu beschäftigen trafen wir uns mit der Volkskundlerin Monika Gaiswinkler in Altaussee. Ein bleibender Eindruck, sie kennt die Seele des Ausseers in und auswendig, hat für vieles eine schlüssige Erklärung. Für Sie rührt belegbar der spürbare Freigeist der Ausseer daher, dass durch die traditionsreiche Salzgewinnung und der damit verbundenen Sonderstellung es den Ausseern relativ gut ging, sie wurden nicht reich, hatten aber vielerlei Sonderprivilegien. Immerhin steuerten die Ausseer fast 1/5 der Einnahmen der K&K Monarchie bei.

Bereits im 12. Jahrhundert bearbeiteten Zisterziensermönche die Berge im Ausseerland und suchten nach Edelmetallen und Salz. Salz war damals als Konservierungsmittel für Lebensmittel und Fleisch nötig. So mussten Ausseer Bergleute nicht zum Militär und wenn sie Musiküben gingen wurde das zur Arbeitszeit angerechnet, daher vermutlich auch die intensive Berührung zu Musik und ihren Instrumenten. Fast kein Ausseer wächst auch heute noch auf, ohne ein Instrument zu lernen. Es gibt wahrlich nichts stimmungsvollerem als einer Paschergruppe oder der Salinenmusik zu lauschen. Wir finden die Ausseer Musik spielgelt die Seele der Einheimischen wieder.

Im 19. Jahrhundert entdeckten die Gäste, Kurleute, Adeligen und Künstler die verschiedenen Kurorte wie Bad Ischl, Altausse, Bad Aussee und Gäste aus aller Welt brachten Devisen und einen gewissen internationalen Flair nach Aussee. Die Ausseer ließen sich dadurch – fast wie immer – nicht beeinflussen. Ausseer ticken anders meint unsere Volkskundlerin und gipfelt in dem fast klassischen Satz den jeder Ausseer verinnerlicht hat „Kimmts zuwei wenns Euch trauts“.

Mit dem K&K Sommer-Gepflogenheiten in Bad Ischl kamen aber auch viele musische Menschen, Schauspieler, Dichter, Schriftsteller, Kaufleute und Vermögende ins Ausseerland. Egal ob Grillparzer, Hoffmannstal oder Mauthner sie waren alle da.

Der Ausseeliebhaber Dr. Hannes Androsch war das erste Mal bereits 1942 mit seinen Eltern in Altaussee

In diesem Zusammenhang darf die Frage gestattet sein, wie lange muss man in Aussee leben, einen Zweitwohnsitz haben um als Ausseer zu gelten beziehungsweise „dazu zu gehören“. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, die einen meinen erst in der dritten Generation, andere meinen wieder nie. Dr. Hannes Androsch den wir extra in Altaussee trafen und der seit seinen Kindertagen im Jahr 1942 und dann später bis heute als Zweitheimischer (©Alfred Komarek) in Altaussee lebt, beschreibt uns eine Bierrunde beim legendären Schneiderwirt, wo ein Ausseer zu ihm meinte „Bist eh schon a halber Ausseer“. Damals lebte er schon gut 30 Jahre hier.

Wir trafen Dr. Androsch in seiner schmucken Altausseer Villa mit viel Holz und erstaunlich selbstverständlicher Gemütlichkeit. Wir wollten natürlich auch von ihm, der inzwischen einige Unternehmen im Aussererland sein Eigen nennt wie die Salinen, die Loser Bergbahnen oder das neue Hotel Viamayr, dass auf die neue Mayerkur spezialisiert ist, wissen, was macht den typischen Ausseer aus.

Dr. Androsch, der natürlich eine gewisse Sonderstellung als bedeutender Arbeitgeber im Ausseerland und als privater Ausseerliebhaber andererseits hat, der gerne seine Freizeit hier verbringt, bringt seine Formel auf den Tisch „Des Ausseers Grundwurzel ist seine Freiheit, sein Brauchtum und sein Eigenständigkeit“. „Das hat Tradition und ist in den Menschen tief verwurzelt“. Ausseer sind nicht Menschen mit denen man sofort warm wird, man muss sogar sehr aufpassen auf eine gewisse Ausgewogenheit bei Biereinladungen von Einheimischen. „Man darf niemals mehr ausgeben, was sich jeder Ausseer auch selbst leisten könnte“. Verkehren auf Augenhöhe würde man heute dazu sagen. Aber auch er stellt uns gegenüber fest,“ Im Ausseerland hat sich in den letzten Jahren vieles verändert, nur die Menschen in Aussee bleiben sich selbst treu“. Das ist auch ihr wahrer Wert und sie sind über viele Jahre damit gut gefahren.

Unser Ausseer Gwand ist Eure Tracht

Wenn man, egal ob als Gast, Tourist oder Artikelverfasser im Ausseerland tiefer eintaucht, man stoßt auf ihre Bräuche, ihre Traditionen und ihr tief geerdetes Seelenleben. Viele dieser Bräuche sind für Touristen und selbst für Zweitwohnsitzer tabu, man wird geduldet.

So ist es symptomatisch für das Ausseerland wo die Tracht noch sehr oft getragen wird, dass es keine einzige Trachtenbrauchtumsgruppe gibt. Während andernorts regelrechte Aufführungen für Gäste und Touristen gibt, die Ausseer sprechen nicht von Tracht sondern meinen „ihr Gwand“ – das sehr wohl noch täglich getragen wird. Der Ausseer hat auch nichts dagegen wenn sich Zugeraste mit Dirndl und Lederhosen „verkleiden“, wenn es ihm zu viel wird, weil manche wie am Oktoberfest einfach übertreiben, meint er nur „des is net unsers“. Wir san wir und den anderen gfallt eh a, wie ein Ausseer zu uns meinte. Ein Ausseer würde sich wegen einem Gast niemals im Leben „verbiegen“ und seine Wurzeln verlassen. Eine gewisse rebellische Hartnäckigkeit schwingt hier schon mit.

Überraschend ist es andererseits, dass es in Bad Aussee allein 9 Trachtengeschäfte gibt, die davon leben und jeder Gast wenn er nach Aussee kommt hier nach Lust und Laune einkaufen kann und „seine“ Tracht findet. Nicht zu vergessen die Lederhosenmacher wie Leder Traninger oder Raich Lederhosen, wo Lederhosen nach Maß mit manuell gemachten Verzierungen gefertigt werden.  Wartezeiten bis zu einem Jahr und Preise von gut über 1.500,-. Typisch für Aussee, es gibt eine Grundlsee Hose, eine Altausseer Hose und eine Ebenseer Hose. Jede Tal und wenn es nur 4 km weit entfernt ist hat seine eigene Lederhose, die sich durch kleine Details unterscheiden.

Der Fasching ist im Ausseerland etwas ganz Besonderes und einen Besuch wert

Der Fasching und seine Bräuche gehen bis ins Mittelalter zurück und beginnen im Ausseerland um den 5.1. im Jahr, da gehen vormittags bis Mittag die Glöckler – Kinder die von den Bewohner des Dorfes selbstgemachte Krapfen bekommen – nachdem sie „bitt gar schön“ sagten, weil es soll niemand betteln und hungern müssen. Bräuche hatten früher oftmals auch ihren Sinn.

Gegen Abends treiben die Berigln ihr Unwesen. Dann ziehen verkleidetete junge Männer mit Masken, Hüten, Kopftüchern und Staubfetzen von Nachbarschaft zu Nachbarschaft. Die Berigln „schauen“ ob in der Stube alles ordentlich sauber ist, wischen mit ihrem Fetzen beim Ofen und in allen Ritzen. Die Hausfrau kann die Berigln nur milde stimmen, wenn der Hausschnaps aufgewartet wird. Feuchtfröhlich geht es dann weiter zum nächsten Nachbarn.

Speziell im Fasching merkt man als Gast sofort, die Ausseer spielen gerne Musik, sind lustig und gesellig, aber eigen. Mit viel Glück erlebt man in einem der vielen Gasthäuser die Maschkera. Bunt zusammengewürfelt sind dies Einzelpersonen oder Paare, die von Ort zu Ort ziehen und „ihr“ Spiel spielen. Es werden originelle Faschingsbriefe verlesen und so mancher Einheimische kommt da gar nicht gut weg, es wird über allerlei Missgeschicke erzählt und alle lachen zu Lasten des Betroffenen. Dabei wird auch nicht mit Kritik an Obrigkeiten gespart und manchmal wird auch in Reimform vorgetragen.

So kann man zur Faschingszeit auch so manche verkleidete Gruppierung beobachten, wie beispielsweise die Trommelweiber die mit viel Lärm, alten Topfen und Kochlöffeln durch die Straßen von Bad Aussee marschieren. Hört sich nach engagierten Frauen an, nein weit gefehlt, die Trommelweiber Gruppen bestehen nur aus Männern und tragen Frauenmasken. Das Besondere ist man kann hier nicht einfach mitmachen, man wird von der jeweiligen Gruppe ausgewählt und gebeten dabei zu sein – was einer besonderen Ehre beispielsweise für den Zweitwohnsitzer Dr. Androsch darstellt.

Die Frauen kommen im Fasching auch nicht zu kurz, die formieren sich zu Weiberrocker Gruppen und ziehen in ziviler Kleidung – natürlich nicht erkenntlich von Wirtshaus zu Wirtshaus. Dabei ist Ihnen eine Ausgelassenheit eigen, die sie das gesamte Jahr über nicht ausleben. Hier ist noch für Ausgleich gesorgt. Auch den Flinserln begegnet man, so tragen beispielsweise die Arbeiterflinserl die es seit 2006 gibt blaue Arbeitsgewänder, die statt der sonst üblichen Silberpaletten mit hunderten Bierkapseln bestickt sind. Sie alle ziehen begleitet von einer Musikkapelle die den Ausseer Faschingsmarsch spielt schon am Faschingssamstag von Lokal zu Lokal und verteilen Süßigkeiten.

Alt Aussee und seine Literaten, Künstler, Schriftsteller und Schöngeister

Wenn Sie in einem der zahlreichen literarischen Teilen Aussees eintauchen und mehr wissen wollen, dann empfehlen wir den Besuch des Literaturmuseums. www.literaturmuseum.at Hier erhalten Sie einen wunderbaren Überblick über die Ortsgeschichte, die Künstler in Altaussee – ihr Leben und Wirken im Ausseerland – und können sich an den vielen Exponaten im Museum mit der Vergangenheit auseinandersetzen und verstehen dann viel besser die Seele der Ausseer. Der Museumsleiter Dr. Anton Auerböck führt Sie durchs Museum und hat viele Geschichten auf Lager. Im ersten Stock findet man das Museum und im Erdgeschoß der Leseraum, der Bookshop und so manch Kaufbares.

Unbedingt muss man im Ausseerland auch die ein oder andere kulinarische Spezialität verkosten. Was liegt näher, wenn man am See ist, einen See-Saibling mit seinem zarten rosa Fleisch zu kosten oder auch auf einer der zahlreichen Almen und Hütten  wie der Blaa Alm, der Loserhütte, der Geigeralm eine Cremschnitte oder einen Bauernkrapfen zu verkosten.

Das Familienskigebiet Loser ist für Jung und Ältere bestens geeignet

Hoch oben trohnt er der Loser und wenn man mit dem Sessellift bergauf fährt steht er da wie ein Mahnmal an die Natur zur Erhaltung der Schönheit der Berge. Tatsächlich wird hier seitens der Bergbahnen auch einiges für die Nachhaltigkeit getan. Das Skigebiet Loser und Sandling ist der Hausberg der Ausseer. Hier kommen Familien, Freeryder und auch ältere Semester ideal zurecht. Hier herrscht noch die Beschaulichkeit eines kleineren Skigebietes. Keine Spur von Skihektik und Höhenmetervergleichen wie in anderen Skigebieten.

Ein oder zwei Skitage am Loser aktivieren Herz und Seele, man genießt bei schönem Wetter die Weitsicht und die beschaulichen Pisten. Es scheint hier oben wie bei den Menschen unten im Ausseerland zu sein, die Berge verstellen sich nicht – sie sind wie sie sind. Womit wir wieder die Bestätigung bekommen das Ausseerland ist sich treu geblieben, die Menschen, ihre Bräuche, die Art des Musizierens und die Natur, die Landschaft und die Seen.

Da fällt uns noch der Ausspruch der Mutter von Barbara Frischmuth http://barbarafrischmuth.at ein, „Und in der Nudelsuppe spiegelt sich die Dachstein Gruppe“, so sollte das kleine Mädchen zum Auslöffeln der täglichen Suppe animiert werden, die sie nur widerstrebend essen wollte. Dieser lustige Ausspruch, der der Künstlerin bis heute im Gedächtnis haften blieb. Mit Nudelsuppe ist natürlich der Altausseer See gemeint.

Das Land und die Ausseer Menschen haben noch so viele Geheimnisse versteckt und alle warten um entdeckt zu werden. Ist das nicht eine Reise ins Ausseerland wert?

Hier finden Sie noch weitere nötige Informationen. http://ausseerland.salzkammergut.at

Fotos: Altausseerland Salzkammergut, AIC

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6 Kommentare

  1. Artikel trifft sehr gut die Ausseer Seele, wenn es auch so ganz leider nicht mehr stimmt. Altaussee hat in den letzten Jahren viel von seinem ursprünglichen Charme verloren. Fast keine privaten Vermieter, Große, Teure, moderne Hotels, die ziehen auch viele Nichtaltaussee-Urlauber an. Viele wollen halt schnell reich werden.

  2. Das ist typisch Österreich, kleine charmante Orte mit viel Herz und Gemütlichkeit und die Luft ist noch gut und klar.

  3. Macht richtig Lust auf ein paar Tage Aufenthalt in der Gegend. See ist warm und die Temperatur ist auch nicht so hoch wie in der Stadt. Wir werden hinfahren.

  4. Alt Aussee war jahrelang unser Sommer Urlaubsort. Leider nun nicht mehr, denn die Ausseer und die Gastronomie hat sich nicht nicht zum Vorteil verändert. Was wir eigentlich schade finden, denn der Platz unterhalb des Losers ist wirklich schön – wenn ein ein Riesenhotel nun dort steht.

  5. Wir waren erst ein paar Tage in Bad Aussee, es war wie im Beitrag beschrieben. Alles etwas anders als in reinen Tourismusorten. Die Steira sind halt anders – und das macht den Charme der Region aus.

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