Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Älteren ist diskriminierend

Fahrtauglichkeit über 70 Jahre Foto: Tim-Reckmann_pixelio.de_

Die EU-Kommission möchte, dass die Fahrtauglichkeit von Menschen über 70 Jahren regelmäßig überprüft werden soll.

Wir vom Magazin besser länger leben, ebenso die Autofahrerorganisation ARBÖ und viele Leser*Innen halten eine verpflichtende Untersuchung für ältere Menschen ab 70 Jahren für ungerecht und lehnen dieses Vorhaben strikt ab.

Die Aufregung: Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass Menschen ab 70 Jahren alle fünf Jahre eine amtsärztliche Untersuchung durchführen oder eine Selbsteinschätzung zu ihrer Fahrtauglichkeit abgeben müssen.

Grundsätzlich sind Maßnahmen die den Straßenverkehr sicherer machen zu begrüßen, aber eine verpflichtende ärztliche Untersuchung ist für den ARBÖ diskriminierend und ungerecht, wie KommR Mag. Gerald Kumnig, ARBÖ- Generalsekretär ausführt:

„Man kann doch nicht aufgrund der Geburtsurkunde feststellen, ob eine Person schlecht oder unsicher autofährt. Ältere Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer sind oftmals aufgrund ihrer Erfahrung umsichtiger und somit auch sicherer unterwegs, als junge Verkehrsteilnehmer. Das belegen auch die absoluten Unfallzahlen: Je älter die Autofahrerinnen und Autofahrer sind, desto weniger Unfälle werden von dieser Personengruppe verursacht. Der ARBÖ setzt auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit. „Die Möglichkeit, die eigene Fahrtauglichkeit beim Augen- oder Hausarzt untersuchen zu lassen, hat in Österreich jeder“, hält Kumnig fest.

KFZ-Inbetriebnahme bereits geregelt

Zudem ist bereits im Führerscheingesetz geregelt, dass jede Autolenkerin und jeder Autolenker nur dann ein Fahrzeug in Betrieb nehmen darf, wenn es die körperliche und geistige Verfassung zulässt. Zudem wird durch den immer weiter verbreiteten Einsatz von Assistenzsystemen das Autofahren generell immer sicherer.

„Eine Selbstüberprüfung zur Fahrtauglichkeit auf freiwilliger und anonymer Basis könnte sinnvoll sein. So kann man Menschen dazu ermutigen über die eigene Fahrtauglichkeit zu reflektieren und gegebenenfalls – in Eigenverantwortung – zu handeln, beispielsweise mit einem Besuch beim Augenarzt“, so Kumnig abschließend.

Was glaubt die EU – Manche sind anders?

In Zeiten wo in USA der derzeitige Präsident als auch der 2. Präsidentschaftskandidat für die US-Wahl 24 an die 80 gehen, oder auch in Österreich, wo der Präsident an die 80 geht und eigentlich dieses Amt in voller geistiger Frische ausüben muss, spricht die EU tausenden Autofahrer*innen in Europa ihre Selbsteinschätzung ab.

Vielfach sind 70 bis 75-Jährige frischer und fitter als so mancher Jüngere. Die Entscheidung muss jeder Autofahrer und jede Autofahrerin ab 70 Jahren selbst treffen. Selbstbestimmung geht vor. Vielleicht sollte die EU auch einmal bei den vielen Jüngeren eine Verpflichtung einführen, die – wie die Polizei bestätigt – vermehrt Lenker mit Drogenkonsum beim Fahren erwischt. Oder ist Drogenkonsum kein Delikt mehr?

Auch die Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes Ingrid Korosec spricht sich dagegen aus und meint dazu:

Ich lehne die Einführung von verpflichtenden Fahrtauglichkeitsprüfungen ab 70 im Rahmen der Novelle der EU-Führerscheinrichtlinie ab. Dabei handelt es sich um klare Altersdiskriminierung. Die Fahrtauglichkeit ist eine Frage der individuellen Fähigkeiten, nicht des Alters!

Es ist unrecht, eine ganze Personengruppe unter Generalverdacht zu stellen. Gerade ältere Menschen sind routinierte und sichere Fahrer und verursachen statistisch gesehen nicht mehr Unfälle als andere Altersgruppen. Außerdem hat es enorme, negative Auswirkungen auf die Lebensqualität älterer Menschen, wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt werden. Das gilt besonders für im ländlichen Raum lebende Personen. Ich appelliere daher an die Kommission, die altersdiskriminierenden Fahrtauglichkeitsprüfungen ersatzlos zu streichen!“

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2 Kommentare

  1. Was ich persönlich wichtiger als vorgeschriebene Zwangsuntersuchungen einstufe, ist die Überprüfung der verordneten Dauermedikationen! Ein Medikamentencocktail beeinflusst durchaus das Reaktionsvermögen! Wenn man hört wie viele unterschiedliche Medikamente manche Menschen täglich und dazu gehören auch junge Autofahrer, zu sich nehmen müssen oder nehmen,dann frage ich mich schon, warum man diesbezüglich nicht schon lange reagiert hat! Das ist wie Drogen zu sich nehmen und genau da lauert die Gefahr, sowohl bei jungen als auch älteren Menschen!

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