Mit Pirmin Zurbriggen im Gespräch

Pirmin Zurbriggen vor seinem Hotel©besser länger leben

Pirmin Zurbriggen in den 80er Jahren eine Größe im Skiweltcup. Wir haben ihn zu einem Gespräch in Zermatt getroffen. Wie lebt heute der 40-fache Weltcupsieger?

Pirmin Zurbriggen geb. am 4. Feber 1963 in Saas-Almagell in der Schweiz hat in den 80er Jahren den Skiweltcup dominiert. Er gewann 40 Weltcuprennen, er gehört zu den wenigen Skigrößen die in allen fünf Disziplinen Siege feiern konnte. Er gewann bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1990 viermal WM Gold, viermal WM Silber und einmal WM Bronze. Von 2004 bis 2016 war er Präsident des Walliser Skiverbandes. Er hat mit seiner Frau Monika (geb: Julen) fünf Kinder. Seit 2022 ist er Hotelier in Zermatt. Dort im Suitenhotel Zurbriggen https://zurbriggen.ch/zermatt/ haben wir ihn besucht.

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Vielen Dank für den Termin und der Möglichkeit für ein Gespräch!

Ich persönlich erinnere mich noch an die vielen Siege, die Sie anderen Nationen und vor allem uns Österreichern weggeschnappt haben. Erinnern Sie Sie sich noch öfters an diese Zeit und was sind ihre Erinnerungen an damals.

Pirmin Zurbriggen

Ja, ich erinnere mich, es war irgendwie eine sehr intensive Zeit, das ständige Reisen, die verschiedenen Orte, das beinharte Training, die Rennen und immer wollten wir alle siegen, der Franz Klammer, Peter Wirnsberger, Ingemar Stenmark, Marc Giradelli (LUX) und viele andere. Aber es war auch eine schöne Zeit, mit so vielen ehrlichen Sportskanonen Rennen zu bestreiten. Es war ein Zeit mit starken Persönlichkeiten im Skisport, dass erfordert gegenseitigen Respekt und Fairness. Mit einigen bin ich noch heute sehr befreundet. Mit Franz Klammer war ich zusammen in den USA, war erstaunt wie ihn dort jeder kannte. Es war eine wunderbare Zeit damals, die ich nicht missen will.

Pirmin Zurbriggen im Gespräch©besser länger leben

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Sie sind ja seit 1989 mit Monika Julen verheiratet und haben fünf Kindern und Ihr Sohn Elia ist ja ebenso Skirennen im Europacup und Weltcup gefahren, ehe er 2020 Schluss machte. Wie war damals Ihr Verhältnis zu Elia, waren Sie sein Trainer, Mentor oder nur zeitweiliger Ratgeber?

Pirmin Zurbriggen

Nein, nein ich war nie sein persönlicher Trainer, er war vom ersten Moment gut im Schweizerischen Skiverband eingebunden und der Verband ist gut aufgestellt. Nur in seiner frühen Kindheit sind wir – die ganze Familie alle begeisterte Skifahrer – mit ihm viel in den Schweizer Bergen hier um Zermatt gewesen. Da hat er seine Liebe für den Skisport entdeckt. Es war immer seine Entscheidung das er Rennen fahren wollte, zu erst bei Jugendrennen, dann bei den Junioren und dann im Europacup und Weltcup. Es war auch ganz allein seine Entscheidung mit dem Skirennsport im Jahr 2020 Schluss zu machen.

Pirmin Zurbriggen im Gespräch mit Herausgeber Friedrich Graf©besser länger leben

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Als Familienvater, ehemaliger Rennläufer und Vater eines ehemaligen Rennläufers, wie sehen Sie die vielen schweren Verletzungen von heute? Was sind die Ursachen und was denken die vielen Eltern, deren Sohn oder Tochter Skirennen bestreiten wollen.

Pirmin Zurbriggen

Verletzungen hat es auch früher gegeben. Ich erinnere mich, bei mir in der Saison 1984/85 war ich praktisch in der Weltspitze angekommen, gerade eben erst die Abfahrt in Kitzbühel gewonnen. Aber ich zog mir dabei eine Verletzung am Meniskus zu, die meine Teilnahme 3 Wochen später bei den Ski-WM in Bormio in Frage stellten. In der Klinik in Muttenz entschieden wir uns für eine damals völlig neue Arthrospkopie-Methode. Die Medien machten daraus das „Knie der Nation“. Ich war froh, dass der Heilungsprozess so gute Fortschritte machte und ich bei der WM in Bormio teilnehmen konnte und dann schlussendlich die Abfahrt gewann, und die Kombination, dazu noch die Silbermedaille im Riesenslalom.

Heutzutage gibt es schlimmere Verletzungen, das Material ist schärfer, härter und ausgereizter. Das Problem fängt schon bei vielen Nachwuchsläufern an. Zum Glück gibt es heute gute Sport-Versicherungen die den Ausfall abfedern, die hat es damals noch nicht gegeben.

Auch in meiner Zeit als Präsident des Walliser Skiverbandes stellte ich kein Rückgang an jungen Rennläufern und Talenten in Folge von Ängsten der Eltern fest.

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Wie kann man sich als normaler Hobbyskiläufer, Rennfahren mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h vorstellen. Ist man da als Rennläufer nicht etwas verrückt? An Stürze will ich dabei gar nicht denken.

Pirmin Zurbriggen

Ja es ist ja nicht so, dass man sich als junger angehender Rennläufer gleich die Streif oder in Wengen „runterhaut“. Man wächst mit der Aufgabe, zuerst bei Jugendrennen, da geht es noch nicht so schnell zur Sache, dann bei Junioren bis man dann endlich im Europacup landet. Erst im Weltcup und da geht es erst bei einigen Rennen richtig zur Sache. Aber das erste Mal in Wengen oder Kitzbühel am Start, da geht man lieber hinten wieder raus als vorne zu starten. Aber man ist ein Team und ein guter Trainer hilft einem dabei schon sehr.

Auch ich hatte das Problem, dass einem die Tore in der Abfahrt so schnell anfangs entgegenkommen und auf vereisten, ruppigen Passagen der Helm wackelt und man fast nichts sieht. Daher muss man die Strecke, jede Kurve, jeden Sprung auswendig kennen. Nur so konnte auch ich mich herantasten.

Erst bei Stürzen merkt man welche Kräfte und Geschwindigkeit da im Spiel sind. Aber auch Stürzen wird trainiert.

Pirmin Zurbriggen im Gespräch mit Herausgeber Friedrich Graf©besser länger

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Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz oder anders gefragt, welches einschneidende Erlebnis damals ist noch fest in Erinnerung? Was soll einmal auf deinem Grabstein stehen?

Pirmin Zurbriggen

Wir waren Rennfahrer mit Herz, Hirn und viel, viel Leidenschaft (kommt von Leiden). Ich will auch keinen Sieg, kein Rennen besonders herausstellen, sondern was mich etwas stolz macht, ist die Tatsache das ich in den Kreis von einigen Persönlichkeiten, Rennen fahren konnte und fast alle sind auch heute noch Menschen mit Humor mit den man Spass haben kann und sich gemeinsam freuen kann, dass man nicht am nächsten Tag gegeneinander um Sekunden fahren muss um zu gewinnen. Es hat mich bewegt, als vor einigen Jahren „Euer“ Hermann Maier in Zermatt war und mich sah und er sofort zu mir herkam und mich begrüßte.

Grabstein, was ist das, dass ist noch so weit weg, da habe ich noch nicht nachgedacht. Beim nächsten Skitag werde ich einmal nachdenken (lacht).

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Sie sind seit 2022 Hotelier in Zermatt, haben die Jahre vorher das Hotel ihrer Eltern in Saas-Almagell betreut. Nun führt dies ihre Schwester. Sie genießen, arbeiten an einem neuen Hotelprojekt, die Sie uns nicht verraten wollen und gehen immer noch gerne Skifahren?

Pirmin Zurbriggen

Das Leben danach hat auch für einen Skirennläufer Überraschungen für einen parat und man muss auch diese meistern. Ich hatte gerade ein Knorpeloperation im Knie und muss es noch etwas ruhiger angehen. Die Stunden auf den Skihütten bei einem guten Essen werden schön langsam länger. Natürlich gehe ich noch immer gerne Skifahren, aber vorsichtiger, umsichtiger und angepasst. Ich werde ja auch älter… (lacht). Unser Hotel liegt ja unmittelbar neben der Seilbahn zur Auffahrt zum Matterhorn Paradise Skigebiet bis hinauf auf 3.830 m und da gibt es herrlich Pisten für mich und meine Frau. Ab und zu besuchen wir Elia in seiner Skihütte Paradise im Skigebiet Sunegga.

Vielen Dank für das sehr nette Gespräch und den guten Kaffee.

Wenn Sie unseren Hauptbeitrag über Zermatt lesen wollen, hier.

Zermatt ein Skiort der Superlativen

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5 Kommentare

  1. Toll von der Redaktion, einen der besten schweizer Skifahrer zu besuchen und ihn zu befragen. Meine Jugenderinnerung, er hat den Österreichern einige Kopfzerbrechen gemacht

  2. Knie der Nation – das haben sich nur die Schweizer zeitungen geschrieben.
    Bei uns war er der Mister Kästle Ski!!

  3. Soweit ich mich erinnern kann war ein bescheidener wirkender Typ. Das dürfte er auch heute noch sein. Gratulation das er nicht abgehoben wirkt.

  4. Ich erinnere mich noch an ihn. Er hat uns so manchen Sieg weggeschnappt.
    Schön wieder einmal etwas über ihn zu lesen.

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