Sabine Dietrich im Talk

Unternehmensberaterin und Autorin des „Anti-Druck-Buchs“ Sabine Dietrich

Sabine Dietrich weiß aus eigener Erfahrung als Führungskraft, dass Zusatzaufgaben privat und im Arbeitsalltag eine enorme Belastung darstellen. Doch sie ist davon überzeugt, dass sich jeder selbst Entlastung verschaffen kann. Wir haben sie befragt, wie das funktioniert.

BLL: Frau Dietrich, woher kommt der Druck, den viele Menschen im Alltag verspüren?

Dietrich: Viele Menschen stehen unter einer enormen Belastung: Der Vorgesetzte, die Familie, der Freundes- und Bekanntenkreis stellen jede Menge Anforderungen. Die Folgen des andauernden Getrieben-Seins sind häufig Rückenschmerzen, Erschöpfung und ständige Müdigkeit. Und das sind nur einige Anzeichen für Stress. Aber Druck wird nicht nur durch äußere Einflüsse erzeugt, sondern entsteht vor allem im eigenen Kopf und der Denkweise: Ich muss.

Sie kennen bestimmt auch solche Tage und Wochen, die nur noch aus Müssen bestehen: Sie müssen dringend ein Projekt beenden, jede Menge Überstunden aufbauen, Sie müssen das nächste Familienfest organisieren und für alle ein offenes Ohr haben. Dieses Müssen macht jede Menge Druck und führt häufig zu Überforderung – wenn Sie es zulassen.

BLL: Das heißt, ich kann selbst entscheiden, ob ich unter Druck stehe?

Dietrich: Natürlich gibt es Aufgaben, die sich nicht vermeiden lassen – und die einfach zu tun sind. Zum Beispiel, weil Ihre Gesundheit, Ihre Partnerschaft oder Ihre Karriere davon abhängen. Aber wenn Sie genau hinschauen, merken Sie: Das sind die wenigsten. Bei dem Großteil der Aufgaben erlegen Sie sich das Müssen selbst auf. Oder, um ein Beispiel zu nennen, meinen Sie wirklich, dass der Kuchen für den Kindergeburtstag selbstgebacken sein muss? Ein Kuchenkauf entlastet Sie!

BLL: Wenn wir selbst beeinflussen können, unter wie viel Druck wir stehen, warum sorgen wir dann nicht für mehr Entlastung?

Dietrich: Unter Stress fallen viele Menschen in Muster zurück, die sie in ihrer Kindheit oder Jugend gelernt haben. Das ist zum Beispiel der Anspruch, alle Aufgaben perfekt, also zu mindestens 100 Prozent zu erledigen. Durch diesen Perfektionismus geraten körperliche Grenzen schnell in den Hintergrund und Berufliches rutscht immer mehr ins Private.

Ein anderes Verhaltensmuster liegt in dem Wunsch begründet, es allen anderen recht zu machen. Aus Angst, Ihren Vorgesetzten, die Kollegen oder den Partner zu enttäuschen und nicht mehr gemocht zu werden, werden Sie zu „Everybody’s Darling“. Die eigenen Bedürfnisse verlieren dabei an Priorität.

BLL: Wie können unsere Leser aus diesen Mustern ausbrechen? Was raten Sie ihnen?

Dietrich: Ich möchte Ihnen da nichts vormachen: Wenn sich Ihr Handeln jahrzehntelang an diesen Mustern orientiert hat, können Sie nicht von heute auf morgen völlig anders reagieren. Aber: Sie können mit kleinen Schritten beginnen – und dann werden Sie schnell die Entlastung spüren.

BLL: Also ist es ein erster Schritt für ein Leben mit weniger Stress, diese Muster zu erkennen?

Dietrich: Ganz genau! Ich empfehle Ihnen, sich erst einmal grundsätzlich Gedanken zu machen, welche Muster Sie wohl prägen. Immer wenn Sie dann im Alltag merken, dass eine Situation Sie unter Druck setzt, halten Sie einen Moment inne und überlegen: Welches Muster greift hier gerade? Wenn Ihnen das klar ist, können Sie direkt reflektieren, ob und auch wie Sie aus der Situation Druck herausnehmen können.
BLL: Sie sind Unternehmensberaterin und Autorin des Ratgebers „Das Anti-Druck-Buch“. Das hört sich für mich nach einem stressigen Alltag an. Wie finden Sie persönlich Entlastung?

Dietrich: Für mich ist es ein Herzensanliegen, Menschen bei Ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten. Aber natürlich ist es für mich auch wichtig, einen Ausgleich zum Beruf zu finden. Am liebsten verbringe ich diese Zeit beim Sport, mit meinem Mann auf Reisen oder wir nutzen das breite Spektrum an kulturellen Angeboten. Beschäftigungen, die ich nur empfehlen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Sabine Dietrich:

2009 gründete Sabine Dietrich ihr eigenes Beratungsunternehmen. Sie beeindruckt mit ihrem Sinn für Struktur und ihrem Vermögen, Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Denn Sabine Dietrich ist überzeugt: Tools sind das eine, aber Erfolg wird von Menschen gemacht. Und die gilt es zu bewegen und zu befähigen.

Ihr Buch „Das Anti-Druck-Buch“ erschien 2017 im Wiley-VCH Verlag.

https://www.sabine-dietrich.com

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4 Kommentare

  1. Sehr interessante Beratungsleistung, doch irgendwie denke ich, es wird mir auch nicht weiterhelfen. Vielleicht sind es meine Lebensumstände. Aber mal sehen, möglich das ich auch anrufe.

  2. Ich denke die Veränderungen kommen langsam aber stetig. Man sollte einfach am Ball bleiben und auch die kleinen Erfolge wahrnehmen…

  3. Ich denke auch die Tatsache, dass viele Menschen unter Druck viel schneller, effizienter und teils auch besser arbeiten können als ohne, ist ein großes Problem.
    Sollen sie dann also in Kauf nehmen, womöglich schlechtere Leistung zu erbringen?
    Wie kommt man denn aus diesem Teufelskreis heraus?

  4. Genau das liebe Ute ist mein großes Problem.
    Allerdings bin ich leider auch nicht der Fall, welcher tagelang entspannt und nichts tut und erst kurz vorm bitteren Ende anpackt um alles in kürzester Zeit abzuschließen.
    Meistens verbringe ich zu viel Zeit mit unnötigen Aufgaben.

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