Seit rund zehn Jahren gibt es den South Georgia Heritage Trust, der dafür Sorge trägt, den Ratten, aber auch anderen zufällig und absichtlich eingeschleppten Tieren und Pflanzen, den Garaus zu machen. Am 18. Januar 2015 entdeckte ein 18-köpfiges Forscherteam im entlegenen Teil der Insel wieder brütende Südgeorgien-Pitpit-Vögel. Ein großer Erfolg für das zehn Mio. Euro teure „Habitat Restoration Project“.
Beispielloser Raubbau an der Natur
Die vergangenen 200 Jahre hat der Mensch auf der Insel Südgeorgien massiven Raubbau an der Umwelt betrieben. „Und das, obwohl es nirgendwo auf dem Planeten einen Platz gibt, der mit dieser Insel vergleichbar wäre“, meint Steffen Biersack, Expeditionsleiter auf dem Hurtigruten-Schiff Fram http://hurtigruten.com/de.
„Ein fantastisches Bergpanorama, Gletscher, einer mit verschiedenen Eisbergen gesäumten Küste und Tiere, Tiere, Tiere – darunter geschätzte 400.000 Königspinguine, fünf Mio. Goldschopfpinguine, 90 Prozent des Weltbestandes an antarktischen Pelzrobben darüber hinaus große Mengen an Seeelefanten, anderen Robben und Seevögeln.“
„Nach der Endeckung der Insel durch James Cook 1775 und der Mitteilung, dass hier riesige Robbenbestände leben, begann das große Schlachten. Auf die Robbenfänger folgten die Walfänger, die 1904 die erste Station hier errichteten. Sie brachten auch allerlei ungewollte Besiedler wie Mäuse und Ratten mit.“
Die letzte der insgesamt sechs Stationen schloss 1965. Während dieser Zeit wurden 175.000 Wale in Südgeorgien verarbeitet, darunter 41.515 Blauwale. „Es wird geschätzt, dass heute vom ursprünglichen Walbestand nur noch vier Prozent übrig sind“, so Biersack, der seit einigen Jahren als Geologe und Expeditionsleiter auf dem Hurtigruten-Schiff tätig ist.
Langsame Erholung der Umwelt
Heute leben über den Südsommer nur insgesamt 30 Personen auf dem 3.700 Quadratkilometer großen Südgeorgien. Einige Touristen kommen mit Kreuzfahrtschiffen vorbei. „Dabei wird sehr genau darauf geachtet, die Artenschutzrichtlinien einzuhalten“, erklärt Biersack. Das Hurtigrutenschiff Fram gilt hier als Musterschüler in Sachen Umweltauflagen. Jeder anlandende Gast muss die Bio-Sicherheits-Regeln einhalten und per Unterschrift bestätigen.
Die Wiederherstellung des fragilen Ökosystems in Südgeorgien verschlingt Millionen, bestätigt der zuständige Beamte bei der Anlandung in Grytviken/King Edward Point. Ein Großteil des Geldes kommt aus Spenden. So wandern Erlöse aus dem Verkauf von Büchern, Postkarten oder anderen Souvenirs direkt in den Fonds.
Rattenköder vom Helikopter abgeworfen
Der Aufwand zur Vernichtung der Nagetiere, die als Überlebenskünstler bekannt sind, ist gewaltig. In acht verschiedenn Anläufen wurden 95 Tonnen Rattenköder ausgebracht. Erst wenn bis 2017 keine Anzeichen der Anwesenheit von Nagetieren mehr vorhanden sind, kann man die Insel als rattenfrei bezeichnen.
Nach Schätzungen von Forschern wird sich die Zahl der nistenden Seevögel durch das Fehlen der Nagetiere deutlich auswirken: Etwa 100 Mio. mehr Vögel werden dann hier brüten. Für Touristen gelten heute schon sehr strenge Regeln, was die Anzahl aber auch die Anlandungsplätze angeht. Ein Großteil Südgeorgiens bleibt für sie gesperrt.
pte
Foto: Wolfgang Weitlaner