Herr Reuschenbach ist Krankenpfleger, Psychologe und lehrt das Fach Gerontologe .
BLL: Was können sich unsere Leser unter einem Gerontologen vorstellen?
Reuschenbach: Gerontologen beforschen das Alter, also sowohl das gesunde Alter und Altern, als auch die Herausforderungen, die das Alter im Hinblick auf Erkrankungen oder Pflegebedürftigkeit so mit sich bringen.Gerontologie hat also sowohl die gesunden aber auch die kranken Alten, sowie den Alterungsprozess im Blick.
BLL: Haben Sie einen Lehrstuhl?
Reuschenbach: Mein Lehrstuhl für gerontologische Pflegewissenschaften ist an der Katholischen Stiftungshochschule in München. Die Forschungsschwerpunkte sind vor allem die Versorgung von älteren Pflegebedürftigen.
BLL: Wie sehen Sie den Demographischen Wandel? Die Menschen leben länger, sind gesünder , die Geburtenzahlen gehen zurück.
Reuschenbach: Das Problem ist nicht die Überalterung, sondern, dass mehr Ältere auf Jüngere kommen, als dies früher der Fall war. Vor allem im ländlichen Regionen fehlt es an Personen, die für die Pflege zur Verfügung stehen. Diese familiale Unterstützung ist für das Alter aber so wichtig.
BLL: Wie ist der Unterschied im Altern der Menschen von früher zu heute?
Reuschenbach: Alter und Altern ist heute vielfältiger, damit ist es auch an der Zeit, die übliche Stereotype vom Alten, der auf der Parkbank sitzt und Tauben füttert , zu hinterfragen. Ältere sind heute mobiler, gesellschaftlich aktiver und eben auch eine wachsende Gruppe mit steigender politischer und wirtschaftlicher Bedeutung.
BLL: Wie wird das Leben von Älteren in Zukunft aussehen, in der Rente – weniger Geld aber mehr Zeit?
Reuschenbach: Wir werden in den nächsten Jahren feststellen, dass die Versorgungsangebote für ältere Menschen wachsen werden. Das betrifft Freizeitmöglichkeiten, die Arbeitswelt und natürlich auch die Versorgung im Fall von Pflegebedürftigkeit.
BLL: Ein großes Thema ist auch die Altenpflege.
Reuschenbach: Was die Pflege älterer Menschen angeht, steuert ein Tsunami auf uns zu: Zunächst werden die Fachkräfte weniger und dann rollt auch eine Welle an Pflegebedürftigen auf uns zu. Gleichzeitig sinkt die Anzahl an Personen, die in der Pflege arbeiten wollen. Wir brauchen also dringend neue Versorgungskonzepte.
BLL: Wie könnten neue Versorgungskonzepte aussehen?
Reuschenbach: Die klassische Unterscheidung zwischen Heim und Haus muss durch neue Ideen aufgelöst werden. Als Beispiel sind zu nennen : von Ehrenämtern geführte Betreuungsangebote, Pflegeeinrichtungen in denen Angehörige beteiligt werden und der Einsatz von ausländischen Fachkräften.
Reuschenbach: Ein weiterer wichtiger Bereich um das Pflegeaufkommen im Alter zu senken, besteht im Ausbau der Gesundheitsförderung. Wir Alle wollen nicht nur älter werden, sondern gesund alt werden. Prävention in Form von Bewegung, gesunder Ernährung, aber auch angemessene soziale Kontakte können hilfreich für ein erfolgreiches Altern sein. Wie Curd Jürgens einmal sagte: alles was Spaß macht hält jung.
BLL: Das passt gut zu unserem Motto – besser länger leben. Lebensfreude ist auch der Schlüssel für ein gesundes Leben. Verraten Sie uns Ihren persönlichen Blick in die nahe Zukunft?
Reuschenbach: Ich würde mir wünschen, dass auch schon Personen in meinem Alter sich mit dem aktiven Altern auseinandersetzen. Ich will zwei Beispiele nennen.
Altersgerechtes Wohnen: ich kann es nicht verstehen, wenn Menschen in jungen Jahren Häuser bauen, die im Alter nicht mehr bewohnt werden können, weil es keinen barrierefreien Zugang gibt.
Ursula Lehr hat mal gesagt: Wer heute in Rente geht, hat noch ein Viertel seines Lebens vor sich. Ich würde aufgrund der steigenden Anzahl an Frührentnern und der weiter wachsenden Lebenserwartung sogar sagen, „Wer heute in Rente geht, hat noch ein Drittel ihres Lebens vor sich.
Dieser Abschnitt will geplant sein, hinsichtlich des Wohnens, des sozialen Netzwerkes , möglicher Ehrenämter, um nur einige Punkte zu nennen.
Vielen Dank für das Interview.
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