Der Weiße Ring – Das legendärste Skirennen der Welt

Wir waren vor Ort in Lech/Zürs haben teilgenommen und berichten hier über die wahren Hintergründe. Was sich so abspielt, wie ernst es einige Teilnehmer angehen – rund 150 davon sind 60 plus (!!!) und welchen Spaß letztendlich alle hatten.

Start ist um 9 Uhr morgens bei der Bergstation Rüffikopfbahn in Lech. Schon vorher kommen viele Rennläufer und erledigen noch die letzten Vorbereitungen. Hier die wichtigsten Daten: 22 km Streckenlänge, 5.500 Höhenmeter, Siegerzeit um die 46 Minuten sind zu überwinden. Die Strecke führt entlang des Weissen Rings vom Rüffikopf nach Zürs, übers berüchtigte Madloch bis zum Ziel am Schlegelkopf. Die Bestzeit liegt bei 44:35:07 Min aufgestellt vom Oberlecher und Olympiasieger Patrick Ortlieb. Diese Bestzeit wird wohl für die Ewigkeit halten, denn seit 2 Jahren sind die pfeilschnellen und hautengen Rennanzüge verboten worden und das drückt auf die Zeit.

Das Rennen wir gestartet mit einem eher steilen Berganstieg, wo sich schon Spreu vom Weizen trennt und zeigt wer gute Kondition hat. Dann geht es bis Zürs teils flacher, teils schneidiger dahin. Aber schon hier werden Geschwindigkeiten um die 100 km/h erreicht. Die ersten rund 100 Rennläufer am Start, allesamt ehemalige Skirennläufer oder Kaderläufer mit viel Erfahrung im Speedbereich. Denn mit Fullspeed einfach so die Strecke zu fahren, geht für Ungeübte meist nicht gut. Man sieht schon wie die Rennläuferinnen auf dem Skier stehen und auch die perfekte Kontrolle bei Highspeed haben. Von den rund 45 Minuten Fahrzeit sitzt man davon rund 16 Minuten auf den diversen Liften. Am Vortag waren die meisten Rennläufer bei der Streckenbesichtigung dabei, wobei die Strecke nicht rennmäßig gefahren werden darf und haben sich die wichtigsten Streckenabschnitte eingeprägt.

Gestartet wird alle 1,20 Minuten in 20ziger Gruppen, dazwischen auch VIPs und lokale Größen. Brenzlig wird es immer nur dann wenn absolute Topläufer auch schwächere stoßen, die quer durch Tore und ganze Hänge fahren. Andererseits klagte ein von uns Befragter dass seine Startnummer um die 85 nicht ideal war, da er andauernd von Rennläufern regelrecht mit Tuchfühlung überholt wurde noch dazu mit einem enormen Geschwindigkeitsunterschied. Wer die Strecke kennt, weiß dass die Pistenbreite manchmal nur rund 3 Meter ist.

Wahre Dramen spielen sich oftmals bei Einsteigen in die Lifte ab, da will jeder noch den anderen überholen und so manchen Läufer musste kurzerhand schnellstens wieder von Sessel gezerrt werden weil plötzlich fünf statt der erlaubten vier drauf saßen.

Die Schlüsselstelle des Rennen – das Maloch in nur 3 Minuten

Nach zwei Jahren konnte endlich wieder die gesamte Strecke befahren werden, die Jahre zuvor, war entweder zu schlechte Sicht oder Nebel. Diesmal zeigte sich der Wettergott von seiner besten Seite, Sonnenschein und perfekte Pistenbedingungen erwarteten die Rennläufer.

Sind Sie schon einmal das Madloch gefahren? Wie ist ihre Zeit?

Nur damit Sie ein Gefühl für Speed bekommen, der Gesamt 14. erzählte uns, er sei heuer das Madloch in 3,05 Minuten durchgefahren. Wie bitte? Und als Verfasser der Zeilen dachte ich schon meine rund 5,5 Minuten sind schon überirdisch – zumindest fühlte es sich so an. Eine Zwischenbemerkung sei an dieser Stelle erlaubt: Irgendwie sind wir alle verrückt. Eine Gradwanderung zwischen Irrsinn und Wahnsinn – doch es hat Spaß gemacht. Aber gleich auch eine Warnung, Wer vorher nie Rennen gefahren ist und nicht weiß was zu tun ist wenn man mit rund 100 km/h springt und dann noch die nächste Kurve erwischen soll, der soll es lieber bleiben lassen.

Es gab beim Madloch zwei Schlüsselstellen für mich zum ersten der Sprung ganz oben der diesmal bei Fullspeed – ziemlich bei 100 km/h unglaublich 15 Meter ging und dass bei einem Luftstand um die zwei Meter. Ganz oben musste man auch noch auf den ein oder anderen Stein aufpassen. Dann war eine sehr schnelle Torpassage nach rechts gesteckt und ich war deutlich zu schnell, hob beim Hügel etwas ab, sprang fast beim Tor vorbei und keine 10 Meter in Front der Gegenhang. Mit aller Routine drückte ich durch und riss die Ski nach rechts und überstand diese Passage nur mit Schrecken. Danach fuhr ich einige Tore gemütlicher. Was einem dabei für Gedanken kommen?

Da erinnerte ich mich, dass mir fast alle in der Redaktion, zu Hause, Freunde und Bekannte als Sie von meinem Vorhaben hörten, mich mit Wünschen und Empfehlungen beehrten „Bist ja nicht mehr der Jüngste, Pass auf – brich Dir nichts, Hört sich gefährlich an, Ich hole Dich nicht von Lech mit dem Auto, wenn Du verletzt bist“. Alles wahre Motivationsschübe für einen Hobbyrennläufer.

Der Rest von der Palmbar über Oberlech bis zum Schlegelkopf wo in Lech das Ziel steht, geht relativ flott. Meist Gleitpassagen bis auf einige Sprünge und Kurven, schön aufpassen auf Langsamfahrer die quer durchdriften und einen Race Carver Schwung nur vom TV kennen. Nun ziehen die Oberschenkel schon ein wenig und man gibt nochmals alles. Das Ziel ist erreicht, es überwiegt der Stolz oder der Frust auf eine vergebene schnellere Zeit in Fullspeedteilstrecken.

Die waren Sieger sehen anders aus

Nur eine Woche nach dem ersten Weltcupsieg von Christine Scheyer strahlte Schwester Alexandra auf dem Siegespodest des Weißen Ring Rennens in Lech. Schon ein „alter Bekannter“ auf dem obersten Siegertreppchen ist Riccardo Rädler, er gewann zum dritten Mal in Folge.

Aufgrund der heurigen Topbedingungen konnte zum ersten Mal seit 2012 das Madloch wieder vollständig und ohne Neutralisierung gefahren werden. Dementsprechend anders fielen auch die Kommentare der Rennläufer im Ziel aus. „Anstrengend, anspruchsvoll und auch irre schön“ war der allgemeine Tenor nach den 46 und mehr Minuten vom Start am Rüfikopf bis zum Ziel bei der Schlegelkopf-Talstation. Bei den Damen gab es mit Alexandra Scheyer eine Premierensiegerin, sie gewann mit zehn Sekunden Vorsprung auf Paulina Wirth. Auf den weiteren Rängen landeten mit Anna Meixner, Anna Katharina Wirth und Katja Wirth drei weitere Vorarlbergerinnen. Die Top-Fünf sind allesamt ehemalige Rennläuferinnen aus dem ÖSV- bzw. VSV-Kader.

Herrensieger Riccardo Rädler gewann den Weißen Ring nach 2014 und 2015 jetzt zum dritten Mal in Folge, 2016 kam ja nur eine „Kurzversion“ zur Austragung. Wie auch schon in den vergangenen Jahren lieferte sich Rädler ein packendes Duell mit dem ehemaligen Weltcup-Abfahrer Peppi Strobl, diesmal hatte der Sieger die Nase um rund sieben Sekunden vorne. Platz drei ging an den Deutschen Bastian Daschner, der eine halbe Minute auf den Sieger verlor.

„Das war sehr anstrengend, aber auch sehr schön zu fahren. Die Kälte habe ich ausgeblendet, eigentlich nicht gespürt“, meinte Alexandra Scheyer im Ziel. „Ich bin schon stolz, hier zum dritten Mal gewonnen zu haben, heuer endlich einmal mit Madloch“, freute sich Sieger Riccardo Rädler.

„Die Strecke hat mir alles abverlangt“, sagte der Lecher Olympiasieger Patrick Ortlieb nach dem Rennen, „die Strecke war nicht einfach zu fahren“, meinte die ehemalige Weltcup-Läuferin Katharina Gutensohn. Ortlieb, der im Mai 50 Jahre alt wird, klassierte sich auf Platz 35. Katharina Gutensohn, die im Vorjahr den 50-er feierte erreichte den 16. Rang, unmittelbar hinter Julia Scheyer, und siegte in ihrer Klasse.

Den Teambewerb gewann Seriengewinner Klimmer Wohnbau mit Sieger Riccardo Rädler an der Spitze. Die Valuga-Racingteams mit Siegerin Alexandra Scheyer holten die Ränge zwei und drei.

„Wir freuen uns, dass auch heuer wieder über 1000 äußerst faire Sportbegeisterte dabei waren und kein Helikopter zum Einsatz kommen musste,“ resümierte Lech Zürs Tourismusdirektor Hermann Fercher den gelungenen Event bei der Siegerehrung.

Alles in allem eine gelunge Veranstaltung und alle hatten ihren Spaß dabei.

Fotos: Lech Zuers Tourismus_by Kirstin Tödtling

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