Was Betroffene jetzt wissen sollten. Hier eine erste Hilfestellung.
Es ist ein Moment, der das Leben des Mannes von jetzt auf gleich auf den Kopf stellt. Die Diagnose „Prostatakrebs“ ist niederschmetternd. Man macht sich Gedanken über verschiedenste Szenarien und wie es nun weitergehen soll. Die lebensverändernde Nachricht löst oft Ängste, Sorgen und Unsicherheiten aus – nicht nur beim Betroffenen selbst, sondern auch bei seinen Liebsten. Eine Herausforderung, der sich Erkrankte ab sofort stellen müssen. Rückhalt, Unterstützung und Verständnis von der Partnerin oder dem Partner, der Familie oder dem Freundeskreis sind in dieser Situation von großer Bedeutung. Ebenso das Bewusstsein darüber, zu wissen, dass man nicht allein ist. Denn gerade jetzt benötigen Betroffene besonders viel Kraft, um diese herausfordernde Zeit gestärkt zu bestreiten.
Der erste Schock ist überwunden – was dann?
Jetzt ist die richtige Strategie gefragt. Für Patienten ist es wichtig zu wissen, dass es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gibt. Jeder Patient sollte gemeinsam mit seinem Arzt die für ihn am besten geeignete Therapieoption besprechen, um den Weg zur Genesung bestmöglich zu gestalten. Entscheidend sind dabei primär das Stadium der Erkrankung, aber auch individuelle Faktoren wie zum Beispiel Vorerkrankungen des Patienten.
Wenn Prostatakrebs frühzeitig diagnostiziert wird, sind die Genesungschancen in der Regel sehr gut. In den meisten Fällen kann Prostatakrebs erfolgreich behandelt werden – insbesondere dann, wenn er sich noch nicht über die Prostata hinaus ausgebreitet hat. Mit einer frühzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung haben Patienten gute Aussichten auf eine vollständige Genesung und eine gute Lebensqualität nach der Behandlung. Es ist daher wichtig, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen.
Bei bereits fortgeschrittenem Prostatakrebs kommt im ersten Schritt eine Hormontherapie zum Einsatz. Diese zielt darauf ab, das Wachstum von Prostatakrebszellen zu hemmen, indem die Produktion männlicher Hormone (Testosteron) unterdrückt wird. Auch die Schmerzen sollen dadurch beiläufig gehemmt werden. Sofern der Krebs bereits Metastasen gebildet hat, ist eine operative Entfernung der Prostata unumgänglich. Neben der Einnahme von Medikamenten wird der Eingriff im Anschluss von einer Chemotherapie begleitet. Ziel dabei ist es, Krebszellen im gesamten Körper zu bekämpfen. Nicht zu verwechseln mit der Strahlentherapie, bei der Krebszellen gezielt zerstört werden.
Neue Hoffnung – Radioligandentherapie (RLT)
Diese innovative Therapieform hat sich seit Ende 2022 bei bereits metastasiertem Prostatakrebs etabliert, bei dem vorherige Behandlungsmöglichkeiten nicht die gewünschte Wirkung gezeigt haben. Es ist eine relativ neue Art der Krebsbehandlung, bei der kleine radioaktive Teilchen – auch Radioliganden genannt – per Infusion in den Körper injiziert werden. Diese binden gezielt und ausschließlich an Krebszellen und zerstören sie von innen. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Therapien, denn umliegendes Gewebe und Organe bleiben dabei weitestgehend verschont.
Bislang konnte die RLT bereits vielen Betroffenen neue Hoffnung auf ein längeres Leben und eine verbesserte Lebensqualität schenken. Doch sie kann noch viel mehr! Durch die Radioligandentherapie können Krebszellen nicht nur zerstört werden, sie kann auch mittels PET-CT-Bildgebung im Rahmen der Diagnostik Krebszellen eindeutig sichtbar machen. Dies ermöglicht nicht nur eine genaue Diagnose, sondern auch eine präzise Verfolgung des Krankheitsverlaufs. Eine enorme Unterstützung für behandelnde Ärzte, da der Krebs so klar identifiziert werden kann – unabhängig davon, wo er sich im Körper ausgebreitet hat. Darüber hinaus kann auch die Wirkung begleitender Medikamente verfolgt und so ihr Therapieerfolg gemessen werden. „Eine unglaubliche Bereicherung der Therapieoptionen“, fasst Prof. Dr. Boris Hadaschik, Leiter des Uroonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum Essen, zusammen.
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Die Theorie klingt vielversprechend, doch wie sieht es in der Praxis aus?
Zum Einsatz kommt die Radioligandentherapie hauptsächlich bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, wenn der Krebs bereits gestreut hat und andere Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr wirksam sind. Obwohl sie als äußerst vielversprechend gilt, ist die Identifizierung geeigneter Liganden für die Behandlung anderer Krebsarten noch begrenzt. Dennoch birgt dieses Forschungsfeld enormes Potenzial für die Entwicklung neuer Therapien in der Zukunft.
Ob die RLT für sie geeignet ist, sollten Betroffene vor Beginn der Therapie mit ihrem Arzt erörtern. Anschließend werden sie an spezialisierte Einrichtungen überwiesen, die über die erforderlichen Erfahrungen und technischen Möglichkeiten für die Durchführung dieser Therapie verfügen – etwa Universitätskliniken oder onkologische Fachzentren. Obwohl das Angebot in Deutschland regional noch variiert, ist zu erwarten, dass die Radioligandentherapie im Kampf gegen Prostatakrebs langfristig flächendeckend verfügbar sein wird, da positive Erfahrungen und das enorme Potenzial dieser Behandlungsmethode zunehmen. Bislang konnte die RLT bereits vielen Betroffenen neue Hoffnung auf ein längeres und möglichst beschwerdefreies Leben schenken: „Ich freue mich einfach über jede Behandlung und jedes halbe Jahr, was ich dank der RLT gewinnen kann“, so einer der mit der Therapie behandelten Patienten.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Jedes Jahr werden etwa 70.000 neue Fälle diagnostiziert – allein in Deutschland. Damit ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart bei Männern und die zweithäufigste Todesursache durch Krebs. Die Erkrankung tritt vor allem bei Männern ab dem 50. Lebensjahr auf, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Oft verläuft Prostatakrebs lange Zeit ohne Symptome und wird daher erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt. Diese reichen von „Problemen beim Wasserlassen über Schmerzen im Beckenbereich bis hin zu Blut im Urin oder Ejakulat“, so Prof. Hadaschik. Ein gravierendes Problem, denn je später die Erkrankung entdeckt wird, desto mehr wird die Effektivität der Behandlung beeinträchtigt. Bei bereits vorhandenen Metastasen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate nur bei knapp 30 Prozent.
Ab 50 einmal jährlich zum Urologen. Männer glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche.