Der neue VW ID.5 GTX

Das erste E-SUV-Coupé von Volkwagen tritt als langstreckentaugliches Spitzenmodell vor den Vorhang. Hier alle Details.

Volkswagen versucht mit seiner ACCELERATE Strategie den Wandel hin zum softwareorientierten Mobilitätsanbieter zu beschleunigen. Ob das gelingen wird, hängt – wie fast immer – an den realen Verkäufen ab. Wir haben das vom ID.5 abgeleitete SUV-Coupé einer völlig neuen Fahrzeuggeneration ausgefasst und getestet. Grundsätzlich gibt es ihn als ID.5 mit Heckantrieb mit 128 kW (174 PS) oder 150 kW (204 PS) sowie als allradgetriebener ID.5 GTX mit 200 kW (299 PS).

Eines schon vorweg: Der ID.5 GTX bietet ein völlig neues, großzügiges Raumgefühl sowie wegweisende Lösungen für Bedienung, Human-Machine-Interface (HMI) Infotainment und Assistenzsysteme.

Das nächste Level

Die neue Software-Generation 3.1 mit innovativen Funktionen. Die ID 5 Baureihe bietet eine Sprachbedienung mit Performance auf Premium-Niveau, eine höhere Ladeleistung, sowie die Funktion Plug & Charge (Ladekabel einstecken und aufladen). Dabei authentifiziert sich der ID.5 automatisch, sobald der Kunde das Ladekabel an einer kompatiblen DC-Schnellladesäule einsteckt und startet eine verschlüsselte und sichere Kommunikation zwischen Automobil und Säule. Diese Authentifizierung dauert nur wenige Sekunden, dann beginnt der Ladevorgang – ein Komfortplus.

Das bedeutet verkürzte Ladezeiten. Die ID. Software der aktuellsten Generation bringt beim Laden große Vorteile für den Kunden. Modelle mit der 77-kWh-Batterie können an einer entsprechend starken Gleichstrom-Säule jetzt mit max. 135 kWh statt mit 125 kW Leistung laden – das verkürzt die Ladezeit bei einer Ladung von 5 auf 80 Prozent SOC (State of Charge = Ladestand) um bis zu neun Minuten.

In unserem Fall ist der ID.5 GTX in 36 Minuten für die nächsten 320 km aufgeladen. Vorteil: Unterwegs kann der ID. Charger Travel alle ID.5 Modelle am jeweiligen Zielort als mobiles Ladesystem wie eine fest installierte Wallbox mit bis zu 11 kW laden.

Elektrische Effizienz gepaart mit Eleganz

Mit seinem fließenden, organischen Design wirkt der ID.5 GTX modern, kraftvoll und elegant. Der Dachbogen spannt sich knapp über den Karosseriekörper, sinkt früh wieder ab und läuft in einem funktionalen Spoiler aus. Er erzielt einen cw-Wert ab 0,26. Trotz der schnittigen Karosserielinie hat man auch hinten noch genügend Kopffreiraum. Der ID.5 GTX baut auf der besonders raumsparenden Architektur des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) von auf – davon profitieren die Passagiere: Bei 4,60 Meter Außenlänge und 2,77 Meter Radstand bietet der ID.5 im Innenraum eine beeindruckende Raumeffizienz und so viel Platz wie ein konventioneller SUV der nächstgrößeren Klasse, wie beispielsweise der VW Touareg.

Kunden können zwischen zahlreichen Interieur-Varianten, Sitzen und Ausstattungspaketen wählen. Je nach Stellung der Rücksitzlehnen fasst der Gepäckraum 549 bis 1.561 Liter. Eine elektrisch angetriebene Heckklappe und eine elektrisch ausklappbare Anhängerkupplung sind leider nur optional erhältlich.

Zwei Displays für den Fahrer oder die Fahrerin

Bedienung und Anzeige im Cockpit des ID.5 GTX konzentrieren sich auf zwei Displays – ein kompaktes hinter dem Lenkrad und ein großes, mittig angeordnetes mit 12-Zoll-Diagonale (Serie). Der kompakte Bildschirm vor der Fahrerin und dem Fahrer lässt sich über das Multifunktionslenkrad steuern. Das große Infotainment-Display in der Mitte der Instrumententafel wird per Touch bedient. Mittels ID. Light, einem Lichtband unter der Windschutzscheibe, erhalten Fahrerin und Fahrer intuitiv wahrnehmbare Informationen, beispielsweise in Gefahrensituationen oder bei der Navigation. Man muss sich anfangs erst daran gewöhnen, aber dann unterstützt es tatsächlich.

Das Lademenü, das auf dem 12-Zoll-Touch-Display erscheint, ist mit der neuesten ID. Software 3.1 jetzt noch informativer und aufgeräumter strukturiert. Die Routenberechnung im Navigationssystem erstellt für lange Strecken eine clevere Multistopp-Routenplanung, mit der das Auto möglichst schnell ans Ziel kommt.

Mit dem Augmented-Reality-HUD präsentiert Volkswagen eine High-Tech-Option im ID.5 GTX. Es fusioniert seine Anzeigen mit der Realität – beispielsweise werden die Abbiegepfeile der Navigation in die Windschutzscheibe eingespiegelt und erscheinen – für eine natürliche Wahrnehmung ­­– im Blickfeld der Fahrerin und des Fahrers in 10 Meter Entfernung vor dem Fahrzeug in das Straßenbild integriert. Bitte nicht schrecken, funktioniert in der Praxis real und informativ.

Mit „Hallo ID.“ wird die optimierte Sprachbedienung gestartet. Der ID.5 GTX wird so zum intelligenten Gesprächspartner, denn die Sprachbedienung versteht auch freie Formulierungen des Alltags wie „Mir ist kalt.“ Als Antwort erhält man „Gut ich drehe die Heizung höher“. Zudem erkennt die Sprachbedienung dank digitaler Mikrofone auch, ob die Fahrerin oder Fahrer ganz allgemeine Fragen. Die verbesserte Erkennungsqualität der Sprachbedienung liegt jetzt bei etwa 95 Prozent. Das optimierte System lässt sich zudem ins Wort fallen oder stellt Rückfragen. Die Antworten treffen auf zwei Wegen ein – online aus der Cloud und offline aus den Informationen, die im Auto gespeichert sind. Der Online-Abgleich sorgt für eine besonders hohe Erkennungsrate und Ergebnisqualität, auch bei der Suche nach Sonderzielen. Klingt wie Zauberei, doch nach einiger Gewöhnung klappt es ganz gut.

Neueste Licht-Technologie

Der ID.5 GTX ist mit modernster Licht-Technologie ausgestattet – außen wie innen. Nähert sich dem Fahrzeug mit dem Schlüssel, startet der ID.5 sein Begrüßungsprogramm: Scheinwerfer und Rückleuchten erwachen mit einer Lichtsequenz, die Außenspiegel projizieren den „Fingerabdruck“ der ID. Familie auf den Boden. Die Scheinwerfer selbst sowie die Rückleuchten sind in modernster LED-Technologie ausgeführt. Optional bietet Volkswagen die IQ.Light LED-Matrixscheinwerfer mit intelligent geregeltem Fernlicht (Serie beim ID.5 GTX). Die skulpturartigen LED-Heckleuchten im 3D-Design (ebenfalls Serie beim ID.5 GTX) leuchten ungewöhnlich intensiv. Auch im Innenraum spielt die Beleuchtung eine wesentliche Rolle. Ambientes Licht an der Armaturentafel sowie in den Türen lässt sich nach Wunsch in bis zu 30 Farben konfigurieren.

Grundsätzlich gibt es drei Leistungsstufen

In unserem Fall arbeitet der ID.5 GTX an Vorder- und Hinterachse mit je einem Elektromotor. Der Dualmotor Allradantrieb gibt maximal 220 kW (299 PS) Leistung ab. Das Topmodell sprintet in 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 180 km/h Spitze (abgeregelt). Unser allradgetriebene Spitzenmodell ID.5 GTX kommt auf eine prognostizierte Reichweite von 486 km (WLTP4). In der realen Praxis, ohne Einschränkung beim Radio oder Heizung und Geschwindigkeit kamen wir auf 350 km Reichweite. Da hatten wir dann noch eine Restreichweite von 52 km auf der Anzeige. Also gesamt rund 400 km. Naturgemäß lässt sich der Verbrauch noch weiter reduzieren, aber wer will mit so einem tollen Auto mit 100 km/h auf der Autobahn fahren. Der Praxisverbrauch bewegt sich zwischen 18,1 – 23,4 kWh kombinierter Verbrauch auf 100 km. Bei Autobahntempo 130 km/h beträgt er 22,5 kWh.

Der Dualmotor Allradantrieb ist auf maximale Traktion und extrem stabiles Fahrverhalten, besonders bei kritischen Witterungsverhältnissen, ausgelegt. Der Antrieb des ID.5 GTX wird ebenso wie bei den anderen ID.5 Modellen von einer Lithium-Ionen-Batterie mit 77 kWh (Netto-Batterieenergieinhalt) versorgt. Das Allrad-Spitzenmodell ist besonders sportlich und trägt exklusive, dem GTX vorbehaltene Designelemente. Die Anhängelast des ID.5 GTX beträgt maximal 1.400 Kilogramm und damit 200 Kilogramm mehr als bei den Modellvarianten mit Heckantrieb.

Wie er sich fährt

Grundsätzlich fahraktiv, um nicht zu sagen fast sportlich. Er liegt satt auf der Straße und nimmt Kurven gekonnt. Manche Schlaglöcher kommen doch durch was eher an seiner strafferen Abstimmung liegt. Bei allen ID.5 Motorisierungen ist die Rekuperation ein wichtiger Faktor für effizientes Fahren. Die Fahrerin oder der Fahrer entscheidet mit der Wippe hinter dem Lenkrad, ob das Auto frei rollen oder Energie zurückgewinnen soll, wenn er das rechte Pedal freigibt. Falls die Fahrstufe D (Drive) eingelegt ist, wechselt der ID.5 GTX in den meisten Situationen ins Segeln, die E-Maschinen drehen praktisch ohne Last mit.

Die Fahrstufe B (Brake) hingegen aktiviert in aller Regel die Schubrekuperation: Die Elektromotoren arbeiten kurzzeitig als Generatoren und speisen Strom in die Batterie zurück. Wenn die Fahrerin oder der Fahrer es wünscht, managt das System Eco Assistent das Segeln und Rekuperieren, sobald sich das Auto einer Zone nähert, die ein niedrigeres Tempo fordert. Dafür nutzt es unter anderem die Navigationsdaten.

Energierückgewinnung beim Bremsen. Alle leichten und viele mittlere Verzögerungen werden ebenfalls mittels Rekuperation über die E-Maschinen vollzogen. Die hocheffiziente PSM im Heck übernimmt die Verzögerung zumeist allein, beim Bremsen aus hohem Tempo kann sich auch die ASM beteiligen. Die ID.5 Modelle können bis etwa 0,3 g Verzögerung rein elektrisch bremsen, was mehr als 100 kW Rekuperationsleistung entspricht. Erst darüber greifen die hydraulischen Radbremsen ein. Der Übergang verläuft nahezu unmerklich, die Rekuperation bleibt fast bis zum Stillstand aktiv.

Sportiver Allrounder

Wendig in der Stadt, agil auf der Landstraße, gelassen-ruhig auf der Autobahn: Der ID.5 GTX ist ein sportiver Allrounder, die sich souverän und sicher fahren lassen. Die Lithium-Ionen-Batterie, die unter der Fahrgastzelle liegt, sorgt für einen tiefen Schwerpunkt und eine ausgeglichene Verteilung der Achslasten. Aufgrund seiner starken Traktion und der 16 Zentimeter Bodenfreiheit kommt das E-SUV-Coupé häufig auch dort noch weiter, wo der Asphalt endet.

 

Die Fahrprofilauswahl ist bei allen ID.5 Modellen Serie. Mit ihr kann die Fahrerin oder der Fahrer die Arbeitsweise der Elektromotoren und der Lenkung standardmäßig in den Profilen Eco, Comfort, Sport und Individual beeinflussen; im Profil Sport ist die vordere E-Maschine des ID.5 GTX immer aktiviert. Im ID.5 GTX kann er zudem das Profil Traction wählen, das speziell für niedriges Tempo auf rutschigem Untergrund ausgelegt ist. Falls er auf Asphalt besonders dynamisch fahren will, kann er die Stabilitätskontrolle ESC auf einen Sportmodus umschalten.

Unser Fazit

Der ID 5 GTX ist technisch auf der Höhe der Zeit, er fährt sich gut und ist mit seiner Ladetechnik und Reichweite auch für längere Strecken geeignet. Einziger Wermutstropfen ist sein Preis von EUR 63.010,- ohne Sonderausstattung.

p.S: Was uns inzwischen auch schmerzt, dass die kW Stunde bei der Schnellladestation (zB 150 kW) zuletzt in Deutschland erlebt, inzwischen schon einen Euro ausmacht. Dann kostet eine E-Ladung für 77 kWh für eine Reichweite von rund 400 km EUR 77,- Wie weit man mit diesem Betrag, mit einem Verbrenner kommt, will vermutlich niemand hören.

Hinweis: Preise und Ausstattungen entsprechen der Österreichischen Marktsituation und können in Deutschland und der Schweiz abweichen.

Fotos©Volkswagen

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