Das Karstgebiet liegt nördlich von Triest in Slowenien zwischen den kleinen Orten im Norden Stanjel und Sezana im Süden und reicht westlich bis nach Lokvica. Die Landschaft ist einerseits felsig und karg, aber auch bunt, magisch und lebensfroh. Karst (Kras in Slowenisch) ist, wenn die Karstbora (Meereswind) durch die Heidelandschaft pfeift, man abends die Hügeln im Meer versinken sieht und wenn man per Rad oder zu Fuß durch ein Labyrinth von Steinmauern zieht.
Mit dem Auto kommt man am besten über die Autobahn von Ljubljana und zweigt bei Vogrsko von der Autobahn auf die Bundestrasse Richtung Stanjel ab. Hier ist auch der beste Ausgangspunkt für alle weiteren Besichtigungen.
Stanjel – wie Ausgrabungen der letzten 50 Jahre bestätigen – reichen die Anfänge bis in die graue Vorzeit zurück. Früher innerhalb der Stadtmauern zum Schutz vor den hereinfallenden Türken, heute leben die Menschen im Dorf und die mittelalterliche Burg wird behutsam restauriert. Der Ort Stanjel und die Burg ist eng verbunden mit dem Architekt und Stadtplaner Maks Fabiani (1865 – 1962). Fabiani studierte in Wien Architektur und war auch Schüler von Otto Wagner, ehe er 1917nach Görz zurückkam und zwischen 1935 und 1945 Bürgermeister von Stanjel war. Er war es auch, der erreichte dass der italienische Staat die Burg von Stanjel kaufte und Schule und zahlreiche Umgestaltungen ermöglichten.
So erinnert noch heute im Burggarten die s.g. Villa Ferrari und der Ferrari Garten an Fabiani, die er für seinem Neffen Enrico Ferrari umbaute. Besonders der aufwendige Garten samt Schwimmbad zeigt von Fabianis technischen Verständnis, da ein Schwimmbad im Karstgebiet ganz ohne oberflächlichen Wasserläufen eine Herausforderung damals darstellte. Ein wunderschöner 30-minütiger Panoramaweg führt zu Fuß um die Burg und gibt einen schönen Ausblick in die Karstlandschaft und Einblicke in die inzwischen teils großartig restaurierten Häuser in denen Familien und Künstler auch wohnen.
Was wäre der Karst ohne Karstschinken und Wein?
So steuern wir in rund 10 Fahrminuten den kleinen Ort Kobjeglava und besuchen eine historische Prosciutto Produktion (Anmeldung erforderlich) und besuchen das gleichnamige Restaurant Kobjeglava . Ein wunderschöner Innenhof wo uns Simo Komel und seine zuvorkommende Frau alles über Prosciutto erzählen und man sich über die jeweiligen unterschiedlichen Reifegrade (Trocknungszeit zwischen 6 Monaten und 3 Jahren) informieren kann und natürlich auch verkosten kann.
Wenn Sie zum ersten Mal Slowenischen Karstwein (Teran) verkosten – er schmeckt Ihnen sicherlich – dann zollen Sie für einen kurzen Moment den Karstwinzern großen Respekt, denen es gelingt aus dem kargen Karstboden einen außergewöhnlichen Wein abzuringen.
Als sehr gemütliche, günstige und karsttypische Übernachtung können wir die Hotel/Pension/Gasthaus Šajna, Šepulje 4, 6210 Sežana sehr empfehlen. Von hier aus sind es zu den interessantesten Reisepunkten nur einige Kilometer. Hier kann man abends die herrlichen lokalen Gerichte die hier liebevoll zubereitet werden ausprobieren. Die Menschen im Karst leben hier vielleicht etwas langsamer als im Rest von Europa, aber die Tradition bei der traditionellen Essenzubereitung und auch der eigene Anbau der wichtigsten Ingredienzien in ihren Gärten werden hochgehalten. So ist es auch kein Wunder das uns diese Naturküche auch vorzüglich schmeckt.
Wir entdecken weiter das Karstgebiet
Einen sehr guten Überblick kann man sich im Karst Live Museum verschaffen. Von hier aus kann man zu Fuß oder mit Leihrädern die besondere Karstlandschaft entdecken.
Das erste Mal fällt uns auf, dass wir bis jetzt keinen einzigen Fluss im Karstgebiet gesehen, haben, denn das Wasser senkte sich im Laufe der Millionen Jahre untertags – zuerst in ca. 5 Meter Tiefe, dann weiter in eine zweite Etage in rund 10-20 Metern. Diese slowenische Landschaft unterscheidet sich sehr deutlich von anderen Landschaften wie zum Beispiel das slowenische Socatal mit seinen vielen Flüssen und dem zerklüfteten Flusslauf der Soca.
Ein Ausflug in das sehr nahe gelegene Lipizzanergestüt Lipica ist von hier in wenigen Minuten erreichbar. Hier gelangen Sie zum Beitrag über Lipica.
Wir tauchen weiter ein und besuchen einen bekannten Bienenzüchter, einen Steinmetz und einen Weinerzeuger
Man fährt in das romantische Dorf Pliskovica und wir besuchen zuerst einen typischen Karst Honig Züchter, die Imkerei Peterin. Die Imkerei finden Sie wenn Sie dem Zeichen „Pliskina pot“ (= Fußweg) folgen, das Gebäude befindet sich gleich am Anfang des Spazierweges. Irma weiß alles über Honig, hält Schulungen für Bienenzüchter und Interessierte ab. Natürlich kann man hier auch Honig verkosten und wirklich sehr preisgünstig einkaufen.
Hier findet man Akazienhonig, Lindenhonig, Blütenhonig, Waldhonig, Kastanienhonig, Vogelkirschenhonig, Felsenkirschenhonig und Efeuhonig. Lassen Sie Irma Peterlin Mattej.peterlin@gmail.com schön grüßen, ihr Honig schmeckt uns noch heute.
Auch den bekannten Steinmetz Jernej Bortolato kann man hier besuchen und einige Mitbringsel kaufen.
Natürlich sollte eine ordentliche Wein und Schnapsverkostung (Kräuterschnäpse) nicht fehlen. Gleich neben dem denkmalgeschützten 400 Jahre alten typischen Karst Haus das inzwischen ein Hotel bzw. eine Jugendherberge ist, dass man unbedingt kurz besuchen sollte, liegt der Weinkeller Vrabci. Der Hausherr kredenzt herrliche Weine die man probieren kann und für den Fall der Fälle empfehlen wir seinen bis über die Grenzen hinaus bekannten Kräuterschnaps 38, der aus 38 Kräutern besteht.
Ein besonderes Erlebnis ist es spezielle Lokale, Weinerzeuger und Restaurants zu entdecken und die vielseitige Karstküche zu probieren, entweder man fragt im Hotel, örtlichen Tourismus oder man schaut auf Visit Kras .
Höhlensysteme im Karstgebiet
Im Karstgebiet gibt es unzählige Höhlensysteme die teils miteinander verbunden sind und nur zu einem kleinen Teil für die Öffentlichkeit zugänglich sind, weil zu eng und zu gefährlich. Wir besuchten die vom 1. Mai bis 30. September geöffnete Höhle „Divaska Jama“
Die Höhle von Divaca liegt etwa einen Kilometer vom Ort Divaca entfernt. Im Jahre 1884 wurde sie von Gregor Žiberna, auch Tentava genannt, endeckt und drei Jahre später zur Schauhöhle erschlossen. Die Hohle ist eine der ältesten noch erhaltenen Gänge des Flusses Reka, der heute nicht weit weg in die weltberühmten Höhlen von Škocjan versickert. Ein Rundgang an der Oberfläche zeigt diese mächtige Doline und deren Ausmaße.
Wenn Sie Zeit haben können Sie auch eine Führung buchen (Dauer ca. 1 Stunde) und sich das Tal der Doline und das Höhlensystem ansehen. Spätestens jetzt werden Sie sich erinnern dass im Karstgebiet das Wasser immer untertags fliest. Weitere Höhlen finden Sie hier.
Um den südlichen Teil des slowenischen Karstgebietes etwas näher kennenzulernen braucht man zumindest 3-4 Tage. Ausgesprochen freundliche Menschen mit Sinn für gute Küche, Anbau und Wein haben wir getroffen und es hat viel Freude und Spaß gemacht diese abwechslungsreiche Landschaft zu entdecken.
Unsere Reise geht weiter in den nördlichen Teil, hier lesen Sie den Beitrag über den verschwindenden See. http://www.besserlaengerleben.at/reiseangebote/die-hohle-von-postojna-und-das-karstgebiet.html
Hier finden alle weiteren Informationen des slowenischen Tourismusbüros. http://www.slovenia.info
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