Studie identifiziert Hauptquelle von Stress.
Nachrichten können starke psychische Belastungen auslösen, so das Ergebnis einer Studie des National Public Radio (NPR) . Demnach zählt das Lesen, Hören oder Sehen von Nachrichten zu den größten Stressauslösern für Amerikaner. Ein Viertel der über 2.500 Befragten fühlte sich im Vormonat stark gestresst und haben Neuigkeiten aus Zeitung, Radio oder Fernsehen dafür wesentlich mitverantwortlich gemacht.
Für Mary McNaughton-Cassill, Psychologin an der Universität Texas, sind diese Ergebnisse keine Überraschung. Ihre eigenen Studien belegen, dass bestimmte Typen von Nachrichtenaufbereitung emotionalen Stress verursachen. Die größten Effekte erzielen dabei traumatische Ereignisse, die auf sensationelle Weise dargebracht werden – was kaum zu vermeiden ist in der heutigen Zeit. „Es gibt so viele Nachrichten und Kanäle, die im Wettbewerb miteinander stehen und daher ständig versuchen, noch sensationeller zu berichten“, erklärt McNaughton-Casill.
Ein anderer Faktor, der zu erhöhten Stressreaktionen führt, ist das Faktum, dass die verstörenden Nachrichten quasi in Echtzeit zugestellt werden. „Heute haben wir den Live-Reporter, der darauf wartet, wo die Bombe als nächstes einschlägt“, so die Expertin.
Wirkung stärker als bei akut Betroffenen
Um festzustellen, wie Newsreportagen die Öffentlichkeit beeinflussen, hat ein Team der University of California in Irvine 4.500 Menschen landesweit in den USA zu deren Reaktion nach dem Bombenanschlag beim Boston-Marathon befragt. Das Ergebnis: Menschen, die sich sechs oder mehr Stunden Nachrichten aussetzten, wiesen mehr akute Stresssymptome auf als Leute, die direkt am Ort des Geschehens waren. Ein Grund für die extreme Reaktion könnte laut Experten sein, dass die Newsberichterstattung in ständiger Wiederholung eine Bilderreihe präsentiert, während man über das Geschehen spricht. Das Ergebnis könnten posttraumatische Belastungsstörungen sein.
Aber Konsumenten und die Medien haben auch die Möglichkeit, den nachrichtengenerierten Stress zu minimieren, meinen die Forscher. Nachrichtenstationen können beispielsweise ihr Publikum warnen, bevor sie eine belastende Nachricht zeigen oder vorlesen. Und das Publikum ist angehalten, ein Zuviel von Nachrichten zu vermeiden. „Aber das kann schwierig sein“, so McNaughton-Cassill, „denn unser Gehirn entwickelt automatisch starke Aufmerksamkeit für potentielle Bedrohungen.“
pte
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