Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber über das alljährliche Für und Wider.
Jeden Herbst stellt sich die Frage nach der Grippeimpfung. Wie stark die Viren zuschlagen werden und wie intensiv die Grippesaison verlaufen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Erwiesen ist, dass die Impfung ein wirksamer Schutzschild gegen eine Grippeepidemie ist. Denn sie hilft, die Zahl der Erkrankungen deutlich zu vermindern.
„Die Impfung mildert die Schwere und die Dauer der Grippe ab, so man überhaupt erkrankt“, sagt Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber. „Die Grippe ist eine Infektion der Atemwege, ausgelöst durch einen Virus. Sie kann für ältere Menschen und chronisch Kranke lebensbedrohende Folgen haben. Einen echten Schutz bietet nur die Impfung.“
Der ideale Zeitraum für eine Impfung ist zwischen November bis Oktober, noch vor Beginn der Grippewelle, die meist zwischen Jänner und März auftritt. In den Wintermonaten infizieren sich zwischen fünf und 15 Prozent der Bevölkerung und viele davon erkranken. Wie intensiv die Grippesaison verläuft, hängt von der Verbreitung des Erregers ab. Diese schreitet umso rasanter voran, je weniger Menschen geimpft sind.
„Wenn weite Teile der Bevölkerung, vor allem auch Kinder, geimpft sind, werden auch alle anderen viel seltener krank. Davon profitieren neben den Nicht-Geimpften Ältere ab etwa 60 Jahren, bei denen die Impfung deutlich schlechter wirkt“, erklärt Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber.
Wandelbarer Gegner
Allerdings scheint die Tendenz in Österreich Richtung rückläufiger Impfraten zu zeigen. „Mein Eindruck aus der Spitalspraxis ist, dass die Bereitschaft zur Impfung etwas geringer geworden ist“, so Wolfgang Schreiber.In einer Umfrage der Statistik Austria aus dem Jahr 2014 gaben 68,5 Prozent an, noch nie gegen Grippe geimpft worden zu sein. Lediglich 8,5 Prozent hatten sich in den vergangenen 12 Monaten impfen lassen.
Das Grippevirus ist ein wandelbarer Gegner – es verändert sich von Jahr zu Jahr. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) überwacht die Grippeaktivität und prüft jährlich, welche Grippestämme mit hoher Wahrscheinlichkeit während der nächsten Influenzasaison auftreten werden. Auf dieser Grundlage gibt sie eine Empfehlung für die Zusammensetzung der Grippeimpfstoffe für die kommende Grippesaison ab.
Die Grippeimpfstoffe für die Saison 2016/2017 enthalten Varianten der Influenza A-Stämme H1N1 und H3N2 sowie von Influenza B-Stämmen. Das Grippevirus A/H1N1, das sich vor sechs Jahren als Pandemie verbreitete und sich seither als saisonale Grippe etablierte, gehört weltweit weiterhin zu den am häufigsten zirkulierenden Grippestämmen.
Risikogruppen
Auf dem österreichischen Impfplan ist die Influenza Fixstarter, empfohlen wird die Impfung einmal jährlich. Besonders diesen Risikogruppen wird sie ans Herz gelegt:
- Personen mit erhöhter Gefährdung infolge einer chronischen Erkrankung, Stoffwechselkrankheiten (einschließlich Diabetes mellitus) und Immundefekten.
- Kinder ab dem vollendeten 6. Lebensmonat
- Personen über 50 Jahren und insbesondere ab 65 Jahren
- Stark übergewichtige Personen (BMI ≥ 40)
- Betreuungspersonen (z.B. in Spitälern, Altersheimen und im Haushalt) und Haushaltskontakte von Risikogruppen (kleine oder kranke Kinder, ältere Personen, usw.)
- Personen aus Gesundheitsberufen
- Personen mit häufigem Publikumskontakt
- Reisenden: Neben dem Schutz während der Reise (z.B. am Flughafen) und am Reiseziel ist zu bedenken, dass die Influenzasaison auf der Südhalbkugel etwa um halbes Jahr verschoben auftritt.
Während einer saisonalen Grippe können schwere Verläufe in allen Altersgruppen auftreten. Mit starken jährlichen Schwankungen beträgt die Influenza-Mortalität in Österreich im Durchschnitt etwa 15 Fälle pro 100.000, das sind insgesamt etwa 1.000 Todesfälle pro Jahr.
Obwohl die Grippe bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen meist harmlos verläuft, sind sie Überträger der Krankheit. Besonders Kinder erwiesen sich in Studien als wahre „Virenschleudern“. „Aufgrund epidemiologischer Modellrechnungen ist besonders die Impfung von Kindern wirksam, um die Ausbreitung der Erkrankung zu verlangsamen oder sogar zu blockieren. Damit dürfte derzeit die Impfung von Kindern die wirksamste Maßnahme sein, um schwere Erkrankungen bei Risikogruppen und solchen, die durch eine Impfung nicht ausreichend geschützt werden können, zu verhüten“, steht im österreichischen Impfplan.
Foto: Rotes Kreuz
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