Bad Gastein – der Charme vergangener Zeiten

In den 50 und 60er Jahren der Hotspot von Schön und Reich, heute sucht man vergeblich nach Neuem und Innovativen. Wir waren vor Ort, hier unser Lokalaugenschein.

Einst Urlaubsort für hochkarätige Gäste wie Kaiser Wilhelm I., Kanzler Fürst Otto von Bismarck, Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth. Beeindruckende Hotels, einem Casino und natürlich der bekannte Wasserfall in Bad Gastein. Es war eine mondäne Welt, in der auch normalen Urlaubern jede Menge an Erlebnissen geboten wurde – so man sich Bad Gastein leisten konnte.

Was ist davon noch vorhanden

Während unseres dreiwöchigen Rechercheaufenthalt haben wir positive aber auch jede Menge an negativen Eindrücken gesammelt. Auf den Punkt gebracht: Bad Gastein lebt von seinem wunderschönen Tal, den atemberaubenden Bergen, man trifft viele ältere Kurgäste die auf Besserung ihrer Gelenksproblemen hoffen und zur Kur hier sind. Überhaupt ist es auffällig das die Urlaubs- und Tagesgäste durchweg ältere Semester sind. Offenbar bietet Bad Gastein für jüngere Gäste zu wenig Anreiz.

Alles überstrahlt natürlich der bekannte Wasserfall in Bad Gastein, wenn auch heutzutage dieser überwiegend von arabischen Gästen bestaunt wird, samt ihren privaten Kleinbussen mit Chauffeur, die oftmals wegen der Klimaanlage den Motor im Stand wartend auf ihr Klientel, laufen lassen. Umweltfreundlich ist dies nicht. Aber es sorgt sich in Bad Gastein auch niemand darum. Aber der Platz rund um den Wasserfall ist wohl auch ein langjähriger Problembereich. Das 1897 errichtete Hotel Haus Austria, dass seit dem Jahr 1967 als Sitz der Gemeinde und Kurverwaltung diente ist dem Verfall Preis gegeben, Offene Fenster die Tauben ein und ausfliegen, rundum eine Baubeplankung – die auf die Geschichte, die nicht mehr existiert, hinweist. Kein Wohlfühlplatz jedenfalls.

Ein Hoffnungsschimmer

Auf der linken Seite des Wasserfalls wird seit einigen Jahren das Grandhotel Straubinger und das Badschloss generalsaniert. Offenbar in den letzten Zügen vor Fertigstellung. Die Werbetrommeln verkünden schon die Eröffnung.

Normans Beitz Liebe zum Kochen: Als erster Küchenchef, der nach Jahren der Schließung die kulinarische Tradition im Grand Hotel Straubinger und im Badeschloss wiederaufleben lässt, ist Norman und das ganze Team voller Spannung: „Zumal wir ja wissen, dass Eckhart Witzigmann im Hotel Straubinger seine Ausbildung gemacht hat.“ Diese besondere Verbindung zur Vergangenheit spornt Norman an, die kulinarische Geschichte beider Häuser mit frischen Ideen und zeitgemäßer Raffinesse fortzusetzen.

Mit klaren kulinarischen Zielen und Träumen vor Augen, plant Norman, das Grand Hotel Straubinger zu einem Hotspot der Kulinarik zu machen und im Badeschloss eine wagemutige, kreativ-coole Küche zu etablieren, die für ihre originellen Köstlichkeiten bekannt ist. Als Motor und kreativer Kopf verleiht er beiden Locations eine kulinarische Renaissance, die die Gäste begeistern soll. Wir gönnen es ihm und Bad Gastein dass dies ein Erfolg wird.

Ein etwas ernüchternder Spaziergang durch Bad Gastein

Ganz oben in Bad Gastein gegenüber vom Bahnhof finden sich einige Geschäfte, die ihr Warenangebot in der Auslage zumindest in den drei Wochen, die wir vor Ort waren nicht geändert haben. Das Warenagebot ist auch in die Jahre gekommen – wie Bad Gastein auch selbst. Ein Lichtblick ist der Fahrradverleih hauptsächlich für E-Mountain-Bikes, da offenbar viele die wunderbare Natur mit seinen zahlreichen Almen erkunden wollen. Aber der Tarif mit 45,- pro Tag für ein E-Bike, sind wie die meisten Preise in Bad Gastein deftig. Wenn man den unteren Teil des Ortes zum Wasserfall erkunden will, braucht man gutes Schuhwerk und auch eine gute Kondition, denn den Höhenunterschied von rund 100 m muss man auch wieder bergauf zurücklegen. Jahrelang wird schon über diverse Aufstiegshilfen wie eine Rolltreppe oder einer kleinen Seilbahn gesprochen, doch es passiert nichts. Offenbar fehlt es an Geld oder den nötigen Investoren. So bleibt uns nichts anderes übrig als diesen steilen Bergaufweg, auch bei einem kleinen Schauer, wie er in dieser Region ziemlich oft vorkommt, zu bewältigen.

Bei diesem Fußweg kann man die teils in die Jahre gekommen alten Hotels bewundern, in denen seit Jahren nichts adaptiert wurde. Irgendwie scheint die Zeit hier stehen geblieben zu sein. Schade eigentlich. Natürlich gibt es auch positive Bemühungen, aber die sind rar.

Was ist Bad Gastein?

Diese Frage ist auch nach drei Wochen vor Ort nicht leicht zu beantworten. Denn offenbar haben es die Tourismusverantwortlichen nicht geschafft ein schlüssiges Konzept zu entwickeln. Im Winter versucht man mit diversen Snowboard Veranstaltungen junge Menschen anzusprechen, die auch tagsüber vorbeischauen, aber nicht als Urlaubsgäste wiederkommen. Viele ältere Urlaubsgäste sind hier auf Kur oder besuchen einen Tag das Felsenbad oder den Heilstollen in Bad Gastein. Sonst lebt man hier hauptsächlich von Tagesgästen, Wanderern, Bikern und Senioren. Man organisiert, zwar jede Menge an Kurkonzerte, Dorffesten und auch klassischen Darbietungen am Berg, aber der große Durchbruch, das Jahres Highlight bleibt aus.

Ist auch etwas symptomatisch für den Tourismus, dass unsere schriftliche Email-Anfrage seitens der Redaktion bis heute nicht beantwortet wurde. Ein neuer Zeitgeist mit mehr Dynamik wäre doch angebracht.

Aber zurück zu unserer Frage: Bad Gastein lebt von seiner vielfältigen Natur, Sommer und Winters. Es gibt fast keine Gourmetlokale mit Haubenköchen, es fehlt an einem eindeutigen Tourismus- und Vermarktungskonzept. Teils in die Jahre gekommene Hotels, verstaubte Geschäfte, von Luxusmarkenshop ganz zu schweigen, stolze Preise die aber durch innovative Premiumkonzepte und Ideen auch gerechtfertigt sein müssen.

Egal wo immer man in Bad Gastein mit Menschen über die Situation im Ort spricht, macht sich Ernüchterung breit. Sei es am Golfplatz in Bad Gastein, wo alles auf Sparflamme läuft und man  resigniert die wenigen Gäste zu hofieren versucht. Dabei ist die Aussicht und das Ambiente jedenfalls immer eine Golfrunde wert. Oder in den großen Hotels, im Gespräch mit Kurärzten und anderen Gästen, alle träumen von vergangenen Zeiten und hoffen das sich etwas ändern wird. Viele gute Ideen, verpuffen offenbar und man wird nicht gehört und auch keine Umsetzung folgt. Nur von alleine wird sich nichts ändern.