Forscher lassen 104 Probanden Szenarien am Computer durchspielen.
Die Hilfsbereitschaft eines Menschen gerade im Notfall hängt stark von der Persönlichkeit ab. Aktuelle Ergebnisse von Forschern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigen, dass die meisten Menschen helfen würden – und einige sogar mehr als in harmlosen Alltagssituationen.
„Notsituationen scheinen die ursprüngliche Tendenz zur Kooperationsbereitschaft einer Person zu verstärken“, so Forscherin Mehdi Moussaïd. Die Experten haben 104 Probanden Szenarien am Computer durchspielen lassen. Bei dem von ihnen entwickelten „Helfen- oder Flüchten-Dilemma-Spiel“ mussten sie unter finanziellem und zeitlichem Druck in zwei verschiedenen Situationen – einer alltäglichen und einer Gefahrensituation – entscheiden, ob sie Zeit verlieren, um anderen zu helfen, bevor sie zum Ziel kommen oder ob sie sich selbst in Sicherheit bringen.
Prosoziale Einstellung wichtig
Nach dem Spiel machten die Forscher mit den Probanden einen Test, um ihre soziale Wertorientierung zu bestimmen. Dabei kategorisierten sie, ob die Probanden eher zu prosozialem Verhalten oder Individualismus tendierten. Insgesamt halfen alle Probanden in der Notsituation weniger, da sie unter Zeitdruck standen. Mit Blick auf den einzelnen Probanden und dessen soziale Wertorientierung zeigte sich jedoch, dass in der Notsituation eher diejenigen Probanden halfen, die zu uneigennützigem und prosozialem Verhalten tendierten.
44 Prozent von ihnen verhielten sich in der Notsituation sogar hilfsbereiter als in der harmlosen Alltagssituation. Bei den Probanden mit eher egoistischem Verhalten war das Gegenteil der Fall: Bei 52 Prozent von ihnen verringerte sich die Hilfsbereitschaft in der Notsituation. „Unser Spiel bietet einen neuen Weg, menschliches Kooperationsverhalten in Extremsituationen zu untersuchen. Es könnte helfen, Gruppenverhalten während Massenpaniken besser zu verstehen und dies zum Beispiel in Evakuierungspläne einfließen zu lassen“, rät Moussaïd.
pte
Foto: pixelio.de, w.r.wagner
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