Slawonien ein geschichtsträchtiger Teil Kroatien

Unterjochung, Belagerung, Mischbevölkerung und zuletzt 1991 noch ein Krieg in der Neuzeit hat die Menschen rund um die Stadt Osijek geprägt.

Slawonien besteht überwiegend aus dem Flachland der pannonischen Tiefebene, im Westen und der Mitte erstreckt sich ein Mittelgebirge mit den Gipfeln Papuk (953 m), Dilj (461 m) und Psunj (984 m). Die Region zwischen der Drau (Nordgrenze zu Ungarn) und der Save (südliche Grenze zu Bosnien-Herzegowina) reicht im Osten bis zur Donau, der Grenze zu Serbien. Die Westgrenze Slawoniens ist geografisch nicht eindeutig festgelegt.

Ein kurzer Einblick in die geschichtlich bewegten Zeiten in Slawonien

In Slawonien waren die ersten bekannten Bewohner die Skordisker, später die Pannonier, welche von Kaiser Augustus unterjocht wurden. Das Land gehörte anschließend zu „Pannonia inferior“, hatte aber auch den Namen „Pannonia Savia“. Zum Schluss der großen Völkerwanderung füllten Slawenstämme unter awarischer Oberhoheit das Land zwischen Drau und gerieten als pannonische, mit Kroaten nochmals vermischte Slawen unter fränkische Herrschaft, von welcher später das anschließende Sirmien, der einstige Gau der Römerstadt Sirmium, bei den Byzantinern den Namen „Frankochorion“ führte.

Nach wiederholten Kämpfen mit dem byzantinischen Kaiserreich blieb das Gebiet seit 1165 endgültig in ungarischem Besitz. Das politische Zentrum des mittelalterlichen Slawoniens war die heutige kroatische Hauptstadt Zagreb.

Nachdem infolge der türkischen Eroberungen im 16. Jahrhundert der größte Teil des Königreiches Dalmatien, Kroatien und Slawonien mit Ausnahme des Gebietes um Zagreb vom Osmanischen Reich erobert worden war, wurde Kroatien von Slawonien im engeren Sinn (Virovitica, Požega und Sirmien) unterschieden. Der Name Slawonien bezeichnet seitdem nur noch den östlichen Teil dieses Gebietes.

Unter Kaiser Leopold I. wurde ganz Slawonien zurückerobert und im Karlowitzer Frieden 1699 an Österreich abgetreten und das Königreich S(c)lawonien gebildet. Um das fruchtbare, aber durch ständige Kriege im Grenzbereich zum Osmanischen Reich weitgehend entvölkerte Land zu stabilisieren, wurden Wehrbauern und Siedler aus der gesamten Habsburgermonarchie, aber auch aus Südwestdeutschland (Donauschwaben) und aus den von den Osmanen kontrollierten Teilen Südosteuropas ins Land geholt. Daher hat Slawonien seit Jahrhunderten eine sehr gemischte ethnische Zusammensetzung.

1849 wurde das Königreich Kroatien und Slawonien, dass nach 1867 als autonomes Landteil der ungarischen Reichshälfte wurde, während Dalmatien zu Cisleithanien geschlagen wurde und damit bei Österreich verblieb.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand der jugoslawische Staat. Der Osten und Westen Slawoniens, der dem jugoslawischen Teilstaat Kroatien zugeordnet worden war, war im Kroatien-Krieg (1991 – 1995) hart umkämpft und wurde im Rahmen der UNTAES-Mission (United Nations Transitional Administration for Eastern Slavonia, Baranya and Western Sirmium) wieder nach Kroatien eingegliedert.

Osijek die größte Stadt in Slawonien war eine typische Garnisonsstadt

Heute leben in der viertgrößten Stadt Kroatiens rund 114.000 Einwohner in Osijek (ungarisch Eszék, deutsch auch Esseg oder Essegg genannt), breite Plätze und Straßen mit zweistöckigen Häusern, im Stadtzentrum der durch die Monarchie stark geprägt ist, befinden sich herrschaftliche Häuser und Palais, die großteils nach den Kriegswirren 1991 wieder hergerichtet wurden. Als Zeugnis der Monarchie fährt heute noch eine Straßenbahn durch die Straßen Osijeks. Die Stadt hat mehrere einst eigenständige Zentren: Die Altstadt oder Festung, die Oberstadt (Gornji grad), heute das eigentliche Zentrum, und die Unterstadt (Donji grad).

Osijek hat viele Museen und Theater, aber auch eine eigne Universität. Besonders zu erwähnen ist im Zentrum die Peter und Paul Kirche.

Interessantes Detail im Rahmen der Erneuerung vieler Häuser, wurden die Häuser neu gestrichen und ein Teil der Beschädigungen (Flageinschüsse) wurden quasi als Mahnmal so belassen und tief rot eingefärbt. So findet man Häuserfassaden, Häuserecken und ganze Türme in rot gestrichen. Inzwischen sind die meisten Kriegswunden „geheilt“ und die Stadt an der Drau hat einen kleinen Hafen und eine Promenade auf der man Fischer, Sparziergänger und Radfahrer trifft. Der Fluss Drau mündet rund 20 km östlich flussabwärts in die Donau.

Ein Ausflug nach Ilok

Auch in Ilok zeigt die Festung Ilok deutlich von den Spuren der Geschichte, so sieht man heute dort noch Reste eines türkischen Hamam aus der Osmanischen Besetzung, auch eine altertümliche Kirche und Reste einer Befestigungsmauer sind noch gut erhalten.. Im Jahr 2010 wurde im Schlossteil der inzwischen wunderschön restauriert wurde das „Ilok Stadt Museum eingerichtet. Vom Stadt Museum hat man einen wunderbaren Blick in die Donauauen und zur Donau, Die alten Grundmauern sind nur mehr zu erahnen, aber dem wunderbarem Ausblick zuliebe, hat man sich entschlossen diesen Teil des Schlosses nicht mehr aufzubauen.

Im Stadt Museum findet man einen sehr guten Einblick über die bewegte Geschichte dieser Region, über die Traditionen, den Menschen mit ihren unterschiedlichen Abstammungen bis hin zur Neuzeit.

Unter dem Schloss befindet sich heute ein riesiger Weinkeller der früher als Fluchtweg aus dem Schloss diente. Hier kann man auch Wohnen, oder sich auch nur einen Cafe im Schatten des Schlosses gönnen.

Auch hier begegneten wir den Auswirkungen des Krieges 1991, aus den riesigen Weinfässern ließen die serbischen Angreifer allen Weine aus dem Fässern aus. Mit dem Ergebnis, dass nach dem Krieg alle Fässer durch den gärenden Restwein schimmelten und faulten und damit heute unbrauchbar geworden sind.

Ein Platz zum verlieben mitten im Weingebiet


 

Auf einer Anhöhe mit Blick nach Ilok und Vukovar, rundherum nur Weingüter ist das Weingut Principovac des Besitzers Herrn Ivica Todoric angesiedelt. Schon die Zufahrt ist ein besonderes Erlebnis, vor einem liegt eine Art Herrenhaus mit einem aufgesetzten Glaskubus. Man betritt das Haus durch eine Glastüre und ist fasziniert, alles in Glas, supermodern unter Ausnutzung sämtlicher architektonischen neuen Erkenntnissen, vor einem liegt eine Terrasse zum Speisen, der Blick schweift über eine Golfübungsanlage, ein kleiner 3 Lochplatz ladet ein und rundherum nur Wein. Der Eigentümer – angeblich der reichste Kroate – hat hier im ersten Stock auch eine Residenz.

Hier genießt man herrlich zubereitete nationale Köstlichkeiten wie „Pašticada“ – in Wein eingelegtes Rindfleisch mit Njoki (Gnocchi) oder Nudeln zubereitet, oder „Grah“ – Bohneneintopf, oder „Riblji paprikaš“ – auch fiš-paprikaš (Fisch-Paprikasch) genannt. Die Portionen sind übrigens derart großzügig, dass Sie fast zu zweit gegessen werden können. Mit einem kleinen Espresso lassen wir unser Essen ausklingen und steuern die Stadt Vukovar an.

Die völlig zerstörte Stadt Vukovar im neuen Glanz

Die Region rund um Vukovar und die Stadt selbst war das am heftigsten umkämpfte Gebiet und wurde total zerstört. Heute sieht man nicht mehr viel von den Zerstörungen, alles ist neue errichtet oder gut restauriert worden. In der Umgebung erinnern noch die vielen Kriegsgrabstätten und Denkmäler. Wem es interessiert, lernt einiges über diesen Krieg im „Vukovar Nokturne“ Museum – dem ehemaligen Krankenhaus von Vucovar, das trotz Rot Kreuzflagge angegriffen wurde und hunderten Menschen das Leben kostete, viele wurden verschleppt und niemals mehr gefunden. Im Massengrab von Ovcara wurden 261 Leichen der Verschleppten gefunden.

Tief betroffen ist man nach diesen Zeugnissen, doch wenn man mit den Menschen heute in Vukovar spricht, leben auch Serben und Kroaten wieder friedlich miteinander, wenn auch unser Führer meint „Halt nicht mehr so wie früher, die Zeit heilt manchmal die Wunden“. Die Menschen haben viel Herzblut in dien Wiederaufbau gesteckt, sind stolz was sie geleistet und überwunden haben und das Stadtbild, zeigt sich heute weitgehend modern, Häuser mit Glasflächen und alte Garnisonshäuser gemischt.

Ein besonders Beispiel des gelungenen Wiederaufbaus ist das Schloss Eltz in Vukovar, dass heute das Stadtmuseum beherbergt. 200 Mio Kuna wurden in die Erneuerung investiert. Der äußere Teil des Schloss Eltz, dessen Bau Mitte des 18. Jh begann und zu Beginn des 20. Jh. beendet wurde, ist jetzt für Besuche und Besichtigungen freigegeben. Der innere Teil dient als neuer Ausstellungs- und Galerieraum des Vukovarer Stadtmuseums. Zum Schlosskomplex gehören vier barocke Wohngebäude – sog. Kurien, eine Reihe von Wirtschaftsgebäuden, die Rochuskapelle und die Orangerie in der Parkanlage.

Ein Besuch des größten Weinguts von Kroatien

Das Weingut Belje nördlich von Osijek, besteht seit 1697, nach dem Tod des ersten Besitzers, Prinz Eugen von Savoyen, fiel der Besitz an die Kaiserfamilie. Heute besitzen die Weinkellereien Belje an den Südhängen des Banovo brdo fast 600 ha Weinberge. Es werden hauptsächlich weiße Sorten angebaut, Welschriesing (Gravevina), Grauburgunder, Weißburgunder und Muskat Ottonel. An roten Sorten gibt es Rotburgunder, Cabernet Dauvignon und Merlot.

Ein besonderes Vergnügen ist die Weinverkostung im Keller des Hauses, man erfährt allerhand Neues über Wein und Weinanbau. Natürlich kann man in der angrenzenden Vinothek auch Wein einkaufen.

Natur soweit das Auge reicht

Zum Abschluss besuchten wir noch den Naturpark Kopački rit er befindet sich in der Nähe der Stadt Osijek, unweit der Draumündung. Zu diesem Gebiet gehören auch mehrere Flussarme und Seen in der Nähe der Donau. Es ist eines der größten und wichtigsten erhaltenen Sumpfgebiete in Europa. Das Gebiet grenzt an den ungarischen Nationalpark Duna-Dráva und einen Teil eines Naturschutzgebietes in Serbien. Kopački rit ist also ein Feuchtbiotop, das sich über drei Länder erstreckt.

Bei größeren Überschwemmungen werden große Flächen vom Wasser überflutet, wodurch wichtige Lebens- und vor allem Fortpflanzungsgebiete für viele Fischarten entstehen. Die Überschwemmungen machen das Gebiet zu einem der wichtigsten Fortpflanzungsgebiete für Fische in Europa.

Während der rund einstündigen Bootsfahrt entdeckt man unzählige Vogel-, Fisch-, Libellenarten und auch schwimmende Landtiere. Eine echte Fotosafari ist möglich und rundet unseren Eindruck von dem erlebnisreichen, geschichtlich interessanten Landstrich Slawoniens ab. Dieses Gebiet lohnt sich zu entdecken und Sie werden tief beeindruckt sein und diese Tage rund um Osijek und Vukovar lange nicht vergessen.

Foto: BLL

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