Urlaub in Polen – Ein Road-Trips in weniger bekannte Regionen

So viel sei gleich verraten: Die Polen-Reise übertrifft unsere Erwartungen bei weitem. Lesen Sie hier.

Aber alles der Reihe nach: Während es viele Sommer-Urlauber mit dem Auto in den Süden, mit dem Flieger in die Ferne oder auf Kreuzfahrt-Schiffen weltweit zieht, bevorzugen Rudolf und Karin Road-Trips in weniger bekannte oder frequentierte Gegenden.

Einig über das heurige Ziel „Polen“, machen wir uns im März an die Planung, was ganz konventionell mit dem Ausbreiten einer großen Landkarte beginnt, um so die Reise-Route in groben Zügen festlegen zu können. Mit Hilfe von Google Maps werden die Tages-Etappen mit unserem Auto – meist zwischen 200 und maximal 400 km – eruiert und dann die attraktivsten Übernachtungsmöglichkeiten mithilfe einer Buchungs-Plattform gesucht und gebucht.

Das ist wahrscheinlich der Zeit-aufwendigste Teil der Planung: die Suche nach individuellen Hotels: Lage? Inklusivleistungen? Stornierungsbedingungen? Kosten? … (Unsere Auswahlkriterien bewegen sich zwischen 50 – 100 Euro pro Person und Übernachtung, je nach Verfügbarkeit im 3 – 5-Sterne Bereich).

Unsere Reise beginnt – Wir sind gespannt

Die Fahrt von Wien nach Polen beginnt an einem schönen Wochentag Mitte Juni und führt uns nach Sandomierz, einem der – wie es heißt – ältesten und schönsten Städtchen des Landes. Seinen Wohlstand, den man mit einem Renaissance-Rathaus, einer Kathedrale, einem Schloss und vielen hübschen Bürgerhäusern um den Marktplatz zur Schau stellt, verdankt die Stadt der günstigen Lage an der Weichsel an der wichtigen Handelsroute Prag – Krakau – Kiew. Wir wohnen in einem Gasthaus aus dem 16.Jahrhundert, mit knarrenden Holztreppen und schönem Ausblick auf die Türme der Stadt.

Ehe unsere Fahrt weitergeht, legen wir noch einen Stopp in der Stadt Krzyztopor ein – einer Stadt aus dem 17.Jahrhundert, um die beeindruckende Ruinenanlage zu besichtigen. Sie war vor dem Bau von Versailles die größte Palast-Anlage Europas, brachte aber ihrem Bauherrn wenig Glück, da er schon im Jahr nach der Fertigstellung stirbt, ebenso wie sein Sohn, der 3 Jahre später in einer Schlacht fällt. Zahlreiche Besitzerwechsel bedeuten den Niedergang und Verfall bis zur heutigen Touristen-Attraktion.

Eines der Hauptziele der Reise ist die masurische Seenplatte

Die Route führt uns knapp an Warschau vorbei und wir möchten anmerken, dass nahezu alle Straßen, die wir nutzen, in exzellentem Zustand sind: Die neuen Schnellstraßen ziehen zwar Schneissen durch die Landschaft, sind aber sehr gut beschildert, man kommt gut voran,  und oft sieht man neu errichtete, riesige Lagerhallen bekannter, international agierender Firmen entlang der Wegstrecke. Als etwas störend empfinden wir die großen Werbetafeln entlang der Straßen, die Waren und Dienstleistungen aller Art anpreisen und hinter denen sich die schöne Landschaft versteckt. Wir bevorzugen die kleineren Straßen, oft auch kilometerlange alte Alleen.

So kommen wir zu unserem Zielort, dem Palac Warlity, einem einstigen Herrenhaus, das – im 2.Weltkrieg völlig zerstört – kürzlich aus den Ruinen neu erstanden ist: Genau das hatten wir gesucht: ein Haus mit Geschichte, mit schöner Terrasse, gepflegtem Park,  direktem Seezugang und Ruhe, Ruhe, Ruhe!

Das einstige Herenhaus Warglitten / Kreis Osterode der Familie von der Leyn, 1876 errichtet und 1945 zerstört. Das heutige kleine Hotel „Palac Warlity“

Eine erholsame Idylle am See. Jetzt noch ein Glas Wein und das Glück ist perfekt!

Sonnenwende an der Masurischen Seenplatte

Hier kann man stundenlang spazieren und wandern

Unzählige Feld-, Wald-, und Wiesenwege vorbei an kleinen und kleinsten Seen, jagdlichen Hochsitzen, kleinen

Höfen oder Häuschen laden dazu ein. Nicht ein einziges Mal habe ich eine unangenehme Begegnung oder fühle mich nicht willkommen. Hier herrscht noch absolute Ruhe und ein freundliches Willkommen!

Von den Masuren geht es in das einstige Ostpreußen. Hier hat der Deutsche Orden – hervorgegangen aus Kreuzrittern und vom polnischen Herzog Konrad von Masowien ins Land geholt – entlang der Hauptverkehrswege und schiffbarer Flussläufe Land erobert und besiedelt. Er gründete zahlreiche Burgen, von denen die Marienburg, im 13.Jhdt. am Ufer der Nogat errichtet, die größte und bedeutendste ist.

Im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört, wurde sie vorbildlich wiederaufgebaut und ist heute sicherlich eine der größten Attraktionen im Norden Polens. Der Deutsche Orden und seine Expansion begleiten den interessierten Reisenden und es lohnt, sich mit diesem Abschnitt der Geschichte zu beschäftigen. (Kleine Anmerkung: Der Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens ist heute in Wien und der Besuch des kleinen Museums in der Wiener City ist empfehlenswert.)

Der Grad der Zerstörung der Marienburg und der gelungene Wiederaufbau

Während unserer Fahrt kommen uns als Salzburger jene Bergbauern in den Sinn, die als Protestanten auf Geheiß diverser Fürsterzbischöfe vertrieben worden waren und dem Ruf der preußischen Herrscher im 18. Jahrhundert gefolgt sind und dort das flache, sumpfige, sandige Land urbar gemacht haben. Auch ihren österreichischen Namen begegnet man noch.

Ein besonderes Highlight ist das im Ermland gelegene Frauenburg (Frombork)

Eine weithin sichtbare Bischofskirche auf einem Hügel, auch sie ein mächtiger, gotischer Backsteinbau. Das Besondere aber ist, dass hier Nikolaus Kopernikus lebte, arbeitete und ein neues, revolutionäres – weil heliozentrisches – Weltbild schuf. Hier liegt Kopernikus (war er Deutscher? war er Pole? Sicherlich aber Europäer!) auch begraben und die Gedanken wandern zu allem, was heute nach diesem großen Astronomen benannt ist: zB das EU-Programm Copernikus zur Erdbeobachtung. Das Foto entsteht vom Kopernikus-Turm – von seinem Arbeitszimmer aus. Im Hintergrund sieht man das Frische Haff und die Bilder der endlos langen Flüchtling-Trecks vom Frühjahr 1945 kommen mir in den Sinn. Von Frauenburg sind es nur wenige Kilometer an die polnisch-russische Grenze: Kurz davor sieht man in einer weitläufig angelegten Kaserne die Panzer in Reih und Glied stehen, viele Soldaten beleben das Straßenbild. Jetzt ist es nicht mehr weit zu jenen Plätzen in der russischen Enklave, an denen die Langstrecken-Raketen Richtung Europa positioniert sind. Wir sehen noch die Flaggen der EU und Polens und drehen um.

Danzig eine Stadt mit viel Geschichte

Auch Danzig ist einer jener Orte, die exemplarisch dafürstehen, was Denkmalpflege erreichen kann: Hier hat sich am 1.September 1939 der 2. Weltkrieg mit entzündet und endete mit einer 90% Zerstörung der alten, bedeutenden Bausubstanz. Heute reihen sich schöne Bürgerhäuser wieder aneinander, ebenso unzählige Restaurants mit überdachten Gastgärten, alle bieten internationale Küche und sind gut besucht.

Die Werft, von der die Ereignisse um die Freie Gewerkschaft Solidarnosc und Lech Walesa begonnen haben, gibt es längst nicht mehr, aber jahrelang haben uns die Berichte in den 80er Jahren in Atem gehalten. Uns gefällt auch die moderne Architektur, die die Elemente der schmalen, hohen Häuser mit spitzen Giebeln wieder aufnimmt und neu interpretiert. Erstmals auf unserer Reise treffen wir wieder auf größere Touristen-Gruppen, viele von ihnen kommen von den Kreuzfahrtschiffen, die hier anlegen. „Auslagen-Bummeln“ kann man nicht in der Altstadt, aber sehr viel essen und trinken. Knapp außerhalb des Rings, der die Altstadt umschließt, gibt es große, moderne Einkaufszentren, die alle bekannten Marken führen.

Für uns geht es aber weiter an die Ostsee, wo uns in Kolberg feinster Sandstand, eine gepflegte Promenade und viel touristische Infrastruktur erwartet. Bei Strand-Spaziergängen kann man das Gesehene und Erlebte Revue passieren lassen. Wir genießen auch immer sehr das gute Essen: Das Frühstück-Buffet bietet oft eine Suppe mit Ei und Würstel, sehr viel Gemüse, Pilze, Ei-Gerichte, Salate. Man ist für den Tag mit Kalorien und Vitaminen gewappnet. Abends kehren wir ein und freuen uns zB auf Pieroggi, die vielfältig mit Fleisch oder Gemüse gefüllten Teigtaschen, die es auch als süße Variante beispielsweise mit Kirschen gefüllt, gibt.

Überall wird Kartenzahlung akzeptiert, auch bei kleinen Beträgen. Zloty haben wir nur 1x für einen Parkautomaten gebraucht. Das Preis-Niveau bei Restaurant-Besuchen ist in der Stadt – subjektiv – ein Drittel günstiger, am Land rund die Hälfte der Kosten einer Hauptspeise in Österreich. Das freut die Brieftasche und schont unser Urlaubsbudget.

Langsam, auf vielen kleinen Straßen und durch kleine Städtchen geht es nach Wroclaw / Breslau. Unser WOW – Effekt: Was für eine schöne Stadt ist auch hier wiederaufgebaut worden!

Die Hauptstadt Niederschlesiens besticht durch die schöne Lage am Zusammenfluss von Oder und Ohle und die beeindruckenden Gotik- und Barock-Bauten. Als wir dort sind, gibt es gerade ein Stadtfest mit Marktstandeln, ähnlich einem Weihnachtsmarkt. Eine gute, junge Stimmung herrscht, alle genießen die lauen Sommer-Abende.

Wieder fällt mir auf, wie sauber auch diese Stadt ist. Auch gibt es in polnischen Städten und Dörfern viel schönen, gepflegten Blumenschmuck im öffentlichen Raum, der das Auge des Betrachters erfreut. Es gibt allerorten kleine Supermärkte, die von 6.00 bis 23.00 Uhr (!!!) geöffnet sind und alles für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln bieten. Wie angenehm! Auch wir kaufen dort ein und erfreuen uns im Hotelzimmer mit wunderschöner Aussicht an einem den Tag abschließenden Glas Wein und ein paar Süßigkeiten.

Besonders schön: die Dominsel mit der beherrschenden Kathedrale

Am Bischofssitz erinnert eine Tafel an die Besuche von Papst Johannes Paul II. in den Jahren 1983 und 1997. Auch an anderen Orten haben wir Tafeln oder Fotos von Besuchen des polnischen, noch immer sehr populären Papstes in seiner Heimat gesehen.

Insgesamt haben wir ein sehr schönes, gut funktionierendes, freundliches Land kennen- und schätzen gelernt, von dem ich hier nur einige Reise-Stopps anführen konnte.  Es gab nie auch nur das geringste Missverständnis, dass Anlass zu Diskussionen gegeben hätte. Mit Ausnahme der großen Städte sind uns wenige ausländische Autos oder Touristen begegnet, daher würde ich mich freuen, wenn wir ein wenig Neugierde nach diesem historisch so interessanten und komplexen Land, das so viel – Kultur und Natur – zu bieten hat, wecken können!

Es war für uns lehrreich und wunderbar so viele neue Erlebnisse und Urlaubserinnerungen mitzunehmen.

Karin & Rudolf

Fotos©Karin & Rudolf

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2 Kommentare

  1. Tolle Bilder, herrlich geschrieben.
    Da kommt Lust auf eine Polenreise auf.
    Bitte öfters so beitrage.
    Danke!

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