Bed & Breakfast: Schirm, Charme und Familie

In Irland ist das Willkommen eine Herzenssache – speziell im privaten Vermieterbereich.

Es wartet überall, wo eine Privatpension B&B anbietet und ist eng mit seinen Besitzern verbunden. Der kleine Talk, das Essen, das Insiderwissen wie auch der Ort selbst machen eine B&B-Reise zur wertvollen Erfahrung über das “klassische” Irland.

Noch liegen erste Nachtnebel über den Kuhweiden, die Straße windet sich in immer enger werdenden Kurven, Dächer aus hochwachsenden Fuchsien verdecken den aufgehenden Mond. Die Himmelsrichtung ist auch dem Navi irgendwie verloren gegangen – bis das nette Schild mit einem WELCOME an einem Feldweg winkt.

So kann die Suche nach einem B&B nach langer Fahrt durch die kleine Welt von Cork County in einem sicheren Hafen enden. Inmitten der wellig über Hügel schwappenden Weiden heißt dieser hier Ardfield Farm B&B, hat vier Sterne und einen guten Geist. Bernadette Freyne, eine liebenswürdige Lady, ist das, was man auf Irisch „bean an tí“ nennt, eine Hüterin des Hauses. Das Kaminfeuer ist angefacht, Ohrensessel mit weichen Kissen verlocken zum Niedersinken, und Bernadette, nach dem ersten feinsinnigen Woher-Wohin-Wetter-Chat sagt, ein heißer Irish Coffee könne jetzt „nicht schaden, nachdem wir den langen Weg auf der für uns falschen Straßenseite geschafft hätten“.

Kaminfeuer, Ohrensessel, Betten mit Paradekissen und Bettwäsche aus feinem Irish Linen, all das klingt nach altirischen Klischees.

Aber es ist genau das, was Irlandreisende finden möchten: Die legendäre Gastfreundschaft, freundliche, humorvolle Menschen, Naturschönheit von steilen Klippen bis zu sanften sattgrünen Tälern und windgezausten Hochmooren und den kleinen extra Rat, wie man dorthin gelangt. Und all das darf oder soll in Irland ruhig mit einem kleinen Zeitsprung in altmodischere Tage abseits alltäglicher Routine einhergehen.

Bed & Breakfast-Unterkünfte bieten dafür die idealen Voraussetzungen.

Es gibt sie in den unterschiedlichsten Spielarten. Ob bäuerlich einfach, luxuriös modernistisch, viktorianisch antik oder verspielt hängt von ihren Gastgebern ab, denen jedoch eines gemeinsam ist. Sie führen ihre B&Bs mit ungekünstelter Passion, gehen in Rat und Tat meist weit über das Niveau eines normalen Hotelservice hinaus und sind verwachsen mit dem Ort, an dem sie leben.

Dahinter verbirgt sich eine stille Revolution, die seit den 2010er Jahren durch Unterstützung von Fáilte Ireland stattgefunden hat. Die Tourismusorganisation hat sich mit ihrem ganzen Gewicht hinter die vielen B&B-Besitzer gestellt und schrittweise für hohe Qualität anstatt für Quantität gesorgt. Noch 2001 existierten im Land 3.915 registrierte B&Bs. Zehn Jahre später waren es nur noch 1.907 und sie waren dann mit Sternen klassifiziert. Heute sind es noch etwa 1000.

Viele haben sich mit Unterstützung von Fáilte Ireland einer Welcome Kategorisierung angeschlossen. Sie weist auf dem B&B-Schild auf ihre Speziaisierung für bestimmte Aktivitäten und Extraservice für die Reisenden hin.

Bernadette Freynes Ardfield Farm B&B gehört zur Kategorie „Welcome Farmhaus, Welcome für Liebhaber guten Essens und Welcome für Haustiere“. Insgesamt gibt es neun Kategorien, darunter Welcome für AnglerGolfer oder Wanderer. Ebenso gibt es öko-freundliche und welche, die insbesondere die gälische Kultur und Tradition pflegen. In der einen wird besonderer Wert auf die Unterbringung der Angelausrüstung gelegt und der kleine Chat über die besten Forellengründe oder den dicksten gefangenen Hecht wird leicht zum abendfüllenden Storytelling.

In der anderen ist man auf schweres Schuhwerk eingestellt und hält auch mal wetterfeste Kleidung bereit.

Und selbstverständlich hat jedes noch so kleine B&B eine Auswahl an Regenschirmen parat. „Wir können uns in diesem Land nicht auf das Wetter verlassen“, sagt Bernadette, „aber die Gäste können sich unseres warmherzigen Willkommen, unserer Großzügigkeit und Gastlichkeit in behaglichen Zimmern sicher sein.“

Im Ardfield Farm B&B ist das sogar noch leicht untertrieben, wie es sich für eine zurückhaltende Lady gehört. Die Nacht im Zimmer mit dem geblümten Vorhang, dem Bett aus weichem Leinen, mit den letzten drei „Muh-Lauten“ in der Ferne wird zu einem Erholungstraum, den kein Wellnesshotel aufwiegen kann. Und Bernadettes Full Irish Breakfast kommt in die Kategorie „Bestes Frühstück frisch vom Bauernhof“.

Entgeltlicher Beitrag

Fotos: Irland Tourismus

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