Wir sprachen mit Frau Dr. Zenker über das Thema der alternden Haut.
Frau Dr. Sabine Zenker ist Fachärztin für Dermatologie in München und international anerkannte Expertin für non- und mikroinvasive Verfahren zur Verjüngung von Gesicht und Körper. Ihre Leidenschaft liegt in der klinischen Forschung für etablierte und innovative Technologien und Behandlungsmethoden.
BLL: Mit welchen Problemen kommen Menschen 50plus zu Ihnen?
Zenker: In unsere Hautarztpraxis in München kommen viele Patienten in dieser Altersgruppe mit entweder einem Hautproblem oder – und das ist gerade für diese Altersgruppe typisch – mit Fragen zur Hautästhetik.
BLL: Was sind die Gründe für die Veränderung der Haut im Alter?
Zenker: Bedenkt man, dass unsere Haut – mit einem Gewicht von bis zu 20 kg – unser größtes Organ ist (sie bedeckt mit fast 2m² Größe unseren Körper), ist sie auch das größte, mit dem wir nach außen kommunizieren. Unsere Haut ist beständig äußeren (UV-Licht, Rauchen, Umwelt, Stress etc.) und inneren Einflüssen (Hormonumstellung) ausgesetzt. Entsprechend sehen wir z.B. häufig Unreinheiten bis hin zu Akne (gerade in dem Alter, in dem man eigentlich denkt, dass es mal vorbeisein müsste mit der Akne, sehen wir sie häufig wieder, die sogenannte „Altersakne“), Unverträglichkeiten und Allergien, Muttermale (Hautkrebsvorsorge), Hautkrebs mit all seinen Vorstufen.
Und im Bereich der Hautanhangsgebilde ist es der Haarausfall: Viele Frauen und Männer klagen gerade um die 50 über massiven Haarausfall oder auch starke Veränderungen in der Haarqualität. Im ästhetischen Bereich sind es vor allem das Verschlechtern der Hautqualität (fahle Haut, Altersflecken und andere Pigmentstörungen, geplatzte Äderchen usw.), das Auftreten von Falten, Veränderungen von Gesichtsform (Sacken von z.B. der Kinnlinie, Volumenverlust im Mittelgesicht usw.) und Veränderungen im Gesichtsausdruck (z.B. ungewollt „böser“ Blick, trauriger Ausdruck (z.B. hängende Mundwinkel).
BLL: Gibt es eine wirksame Methode, Falten im Gesicht zu behandeln?
Zenker: Aber natürlich! Ich kümmere mich seit Jahren um Lehre, Forschung und Behandlung von ästhetischen Indikationen. Hierzu gehören in erster Linie Falten bis hin zu dreidimensionalem Form- und Volumenverlust des Gesichts. Mit modernsten Behandlungsmethoden (wie automatisierten Injektionssystemen zur kontrollierten Abgabe des zu injizierenden Materials, dem Einsetzen von stumpfen Kanülen, von dünnsten Injektionsnadeln („Moskito-Nadeln“) etc.) und hervorragenden Materialien kann man hier ohne Operation sicher sehr schöne, individualisierte, natürliche Ergebnisse erzielen.
Ich denke hier z.B. an die Behandlung der mimischen Falten mit Botulinumtoxin. Weiter an die Behandlung von Falten, die aufgrund des Dünnerwerdens der Haut und des allgemeneinen Volumenverlustes des Gesichts entstehen, mit abbaubaren Fillern wie Hyaluronsäure, Calciumhydroxylapatit oder Polycaprolacton. Und an das Fadenlifting, bei dem man mit unter die Haut zu legenden resorbierbaren Fäden hängende Partien straffen und gezielt liften kann. Ein adäquat und individuell betreutes Gesicht kann so über die Zeit mit kleinen Hilfen natürlich altern, der Patient sich weiter in seiner Haut wohlfühlen!
BLL: Das Alter erkennt man oft an den Händen, welche Abhilfe gibt es dafür?
Zenker: Hände sind in der Tat die „age-give-aways“. Hier verraten gerade knittrige und faltige Haut, Altersflecken oder auch der Volumenverlust, der bis hin zu einem skelettartigen Aspekt, wie wir das in der Fachsprache nennen, gehen kann, das wahre Alter.
BLL: Wie kann ein Laie Muttermale von einem Hautkrebs unterscheiden und erkennen?
Zenker: Regelmäßige Selbstkontrolle aber eben die mindestens jährliche professionelle Kontrolle der Muttermale beim Hautarzt sind lebenswichtig! Bei dem Selbst-Check sollte man arlamiert sein, wenn sich über Wochen knotige oder schuppige Veränderungen entwickeln, wenn sich Pigmentflecken dunkel oder auch vielfarbig verfärben, wenn sie eine unregelmäßige Form bilden oder neue, gar knotige Anteile bekommen. Auch eine seit jeher gleichmäßige Pigmentverteilung kann unregelmäßig werden. Und alles was rasch wächst und juckt kann ein Alarmzeichen sein. Kurzum: Zeigen Sie jede Veränderung Ihrem Hautarzt! Auch wenn Sie sich nur unsicher sind! Lieber einmal zu häufig!
BLL: Was können Sie unseren Lesern zum Schutz der alternden Haut raten?
Zenker: Das Wichtigste zum Schutz vor vorzeitiger und inadäquater Hautalterung ist der regelmäßige, konsequente und Hauttyp-gerechte Lichtschutz! Denn: 80% der Umwelt-bedingten Hautalterung kommt durch die UV-Strahlung!
Wissen wir doch, dass die UV-Strahlung zwar – in richtiger Menge und Dosis – natürlich lebenswichtig ist. So wissen wir aber auch, dass Sonne von den meisten von uns zu unbedacht, zu unkontrolliert und zu oft „konsumiert“ wird!
Auch wenn Sie nun denken, weiß ich doch, mache ich doch fast immer im Urlaub, die Tube vom letzten Jahr tut`s noch… Nein: wir Dermatologen raten zur GANZJÄHRIGEN Benutzung von Creme mit UV-Filter an den lichtexponierten Arealen! Weil die UV-Strahlung auch in unseren Breiten ganzjährig da ist! Weil sie durch Kleidung und Fensterscheiben durchgeht!
Mittlerweile gibt es hierfür immer mehr Pflegecremes mit höherem Lichtschutzfaktor, die nicht diesen typischen Beach-Geruch und klebrigen Aspekt haben kombiniert mit guten Feuchthaltefaktoren, Anti-Aging-Wirkstoffen gemixt (Schlagwort zB „BB-Creme), die man jeden Tag problemlos anwenden kann. Denn: Jeder, jeden Tag, mindestens SPF30!
Und für den Urlaub gelten nach wie vor die „verschärften“ Regeln: Lieber nochmal höher gehen im LSF (gerade an den besonders gefährdeten Arealen wie Gesicht, weniger behaarter Kopfhaut, Decolleté, Händen und Unterarmen, Unterschenkeln. Und: Für einen durchschnittlichen Körper braucht man ungefähr 35ml (2mg/cm2). Mindestens eine halbe Stunde, bevor man in die Sonnen geht und alle zwei bis drei Stunden neu cremen!
Zudem gibt es ja jede Menge Kosmetika: Bei der Auswahl am besten altersgerecht vorgehen (viele Produkte sind ja entsprechend gelabelt). Als Arzt kann ich Wirkstoff-Kosmetik verordnen: hier handelt es sich um sehr wirksame, individuell verschriebene Rezepturen, die natürlich wirksamer sind, als freiverkäufliche Kosmetika).
Und ich persönlich bin ein sehr großer Freund von individuell maßgeschneiderten dermatologischen Behandlungen zur sichtbaren Verbesserung der Hautqualität (Needling, Chemische Peelings, Mesotherapie etc.), da solche Behandlungsverfahren sehr viel mehr können, als es eine Creme alleine kann!
Vielen Dank für das Interview
‚@Susanne: Da stimme ich dir zu! Ich habe auch Verwandte, die nur durch Vorsorgeuntersuchungen rechtzeitig etwas gegen den Krebs tun konnten. Also geht regelmäßig zum Durchchecken! Liebe Grüße, Bärbel
Ich finde gerade den Abschnitt zum Erkennen von Hautkrebs sehr gut formuliert von der Frau Dr. Zenker! Vorsorge ist in dem Bereich wirklich lebenswichtig, mein Mann kann davon ein Lied singen. Letztes Jahr wurde ihm ein Leberfleck entfernt, der Hautkrebs geworden wäre…
Schaden kann es sicher nicht, sich ganzjährig zu schützen! Ich nutze seit einigen Monaten eine Creme, die einen UV-Schutz enthält und denke mir, dass ich besser zu vorsichtig bin anstatt zu nachsichtig.
Ich weiß ja nicht – jeden Tag Sonnencreme benutzen, auch im Winter? Ich achte sowieso schon darauf, eher im Schatten zu bleiben und so, aber gerade in Norddeutschland sieht man von November bis Februar kaum jemals Sonnenlicht, wozu dann eincremen?