Walter Röhrl im Interview. „Mein Leben ist immer Bewegung“

Der erfolgreichste deutsche Rallye-Fahrer ist zweifacher Rallye Weltmeister, vierfacher Monte Carlo Sieger und ist immer noch aktiv bei Porsche als Testfahrer.

BLL: Herr Röhrl, Sie haben den 70. Geburtstag gefeiert. Wie geht ein Spitzensportler mit dem Älterwerden um?

Walter Röhrl: Ja 70 ist so eine Zahl, da beschäftigt man sich schon damit – wie lange werde ich noch Radfahren oder Skitouren gehen. Immer wenn ein neues Jahrzehnt angeht, macht es nachdenklich. Man muss immer etwas tun um fit zu bleiben. Mein Rezept ist regelmäßig genügend schlafen, gesund ernähren und wenn ich zuhause bin, ich wohne im Bayrischen Wald, jeden Tag 1 – 2 Stunden Sport, Ausdauer bei einem Puls von 120- 130. Heute zum Beispiel bin ich 83 Kilometer mit dem Rennrad nach Regensburg gefahren und mit meiner Frau im Auto wieder zurück. Fitnessstudio brauch ich keines. Ich hab es mit einem Heimtrainer versucht, aber da schau ich alle 20 Sekunden auf die Uhr. Ich brauch die Bewegung in der Natur.

BLL: Sie sind zweifacher Rallye Weltmeister und vierfacher Monte Carlo Sieger. Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?

Walter Röhrl: In meiner Jugend bin ich Skirennen gefahren als Amateur, da war ein Freund dabei der schon Ahnung vom Rennsport hatte. An den Wochenenden bin ich immer im Auto zu den Skirennen gefahren und Herbert fiel meine Beherrschung fürs Autofahren auf. Er meinte, du musst Rennfahrer werden und hat fünfmal ein Auto geliehen, mit dem wir zusammen Rennen gefahren sind. Nach jeder Veranstaltung hat er an die Fachzeitung geschrieben: „Mein Freund ist der beste Fahrer auf der Welt, Sie müssen dafür sorgen, dass er einen Werksvertrag bekommt“. Er hat das durchgezogen, und nach der 5. Rallye kam ein Vertragsangebot von Ford Deutschland, das ich für 2 Jahre unterschrieb. Ich habe vorher nie an Motorsport gedacht, mein Sport war Rudern und Skifahren. Aber ich hatte das Glück einen Menschen zu treffen, der das Talent das in mir schlummerte entdeckt hat. Herbert hat nicht locker gelassen. So etwas nennt man Glück.

BLL: Sind Sie noch aktiv im Rennsport?

Walter Röhrl: Nein, ich fahre als Vorausauto vor dem 1. Teilnehmer bei einer Rallye. In diesem Jahr bin ich im Februar die Historische Monte Carlo Rallye gefahren, da geht es nicht um Schnelligkeit sondern um Gleichmäßigkeit. Ich fahr sie einfach gern, weil ich die wunderbaren Straßen in Frankreich genieße. Dann fahre ich noch zu einer Veranstaltung in Luxemburg, dort gibt es einen Walter Röhrl – Fanclub. Ich bin seit 25 Jahren bei der Firma Porsche als Repräsentant und Chef-Testfahrer tätig. So habe ich immer noch viel Bezug zum Rennautofahren auf gesperrten Straßen.

BLL: Sie waren Werksfahrer bei Audi und testen immer noch bei Porsche. Wie unterscheiden sich diese Aufgaben?

Walter Röhrl: Bei Audi bin ich aktiv für Audi die Weltmeisterschaft gefahren und habe die Rennautos entwickelt. 1987 hat Audi sich aus dem Rallyesport zurückgezogen und ist nach Amerika gegangen zum Rennfahren und ich habe die ganze Entwicklung der Autos gemacht. Ich bin dann noch 3 Jahre in Amerika Rennen gefahren. 1992 habe ich bei Audi aufgehört, da sollte ich ein Rennauto mit Frontantrieb entwickeln. So etwas kann kein gutes Rennauto werden, das mach ich nicht. Ich hatte keine Lust mehr und hörte auf. Danach hat mich der Chef von Porsche angesprochen ob mich Audi wirklich gehen lässt, ich könnte am nächsten Tag bei ihnen als Repräsentant und Testfahrer beginnen. Ich sagte zu und daraus wurden 25 Jahre. Jedes Jahr kündige ich an aufzuhören, doch Porsche sagt, sie brauchen mich noch. Wann ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören?

BLL: Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Walter Röhrl: Im Januar war ich eine Woche in Südafrika, da wurde jeden Tag einem anderen Land das neue Auto von Porsche den Journalisten vorgestellt. Sie durften mit mir auf einer Rennstrecke mitfahren, damit sie sehen was das Auto wirklich kann und wie ein Auto mit 500 PS am Limit bewegt wird. Danach war ich in Schweden bei einem Fahrerlehrgang auf Schnee und Eisstraßen für Journalisten. Dann bin ich die Historische Monte Carlo Rallye eine Woche gefahren und von dort ging es zu einem Winterfahrtraining für Journalisten nach Österreich.

BLL: Was ist der Höhepunkt in Ihrem Leben mit den Automobilen?

Walter Röhrl: Ich habe ein Ziel gehabt, ich wollte einmal die Rallye Monte Carlo gewinnen. Das war der Höhepunkt und mein Lebensziel. Der erste Sieg war das Schönste.

BLL: Sie sind bekannt als Perfektionist, die Ingenieure freuten sich auf Ihre Analysen. Was machen Sie als Ausgleich in Ihrer Freizeit?

Walter Röhrl: Freizeit ist für mich Bewegung, Sport in der Natur. Ich bin keiner der sich hinsetzen kann ein Buch zu lesen, ich sitz auf dem Rad und im Winter geh ich Skitouren.

BLL: Sie sind Präsident der Oldtimer Rallye in Saalbach. Erzählen Sie unseren Lesern was der Reiz einer Oldtimer Rallye ist?

Walter Röhrl: Seit 37 Jahren habe ich ein kleines Häuschen in Saalbach und vor 4 Jahren wurde ich gefragt, ob ich mich bei der Oldtimer Rallye engagieren möchte diese neu einzuführen. Es wurde eine sehr familiäre Veranstaltung mit sympathischen, netten Leuten, kein Chicki Micki. Heuer möchte ich sogar selber wieder einmal mitfahren, mit einem alten Auto aus dem Porsche Museum. Sonst bin ich nur am Start.

Der Reiz einen Oldtimer zu fahren ist, dass es noch richtig Arbeit macht. Gemessen an einem modernen Auto hat es noch keine elektronischen Helferlein, es passiert noch alles mechanisch. Es hat keine Servolenkung, schalten muss man mit der Hand und es gibt kein ABS. Man braucht ein gewisses Gefühl einen Oldtimer zu fahren und das ist die Faszination dabei.

BLL: Welche Wünsche und Ziele haben Sie in nächster Zeit?

Walter Röhrl: Es sind keine sportlichen Ziele mehr, ich möchte möglichst lange meine Fitness erhalten und gesund bleiben. Ein bisschen Spaß haben und mit meiner Frau im Oldtimer eine Reise nach Schottland machen. Ich gehöre zur ersten Generation ohne Krieg und hoffe dass weiterhin auf der Welt Frieden bleibt. Ich wünsche mir einen Lebensabend ohne Probleme.

 

Vielen Dank für das Interview

 

Foto: © 2017 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

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