Jubiläumsjahr 2019: Leipzig feiert 100 Jahre Bauhaus

Deutschen Art déco erleben

"obs/Leipzig Tourismus und Marketing GmbH/Andreas Schmidt"
"obs/Leipzig Tourismus und Marketing GmbH/Andreas Schmidt"

Die unter der Oberbauleitung des Leipziger Stadtbaurats Hubert Ritter in den Jahren 1925 bis 1929 errichtete Pfeilerhalle gilt als einer der schönsten Innenräume des deutschen Art déco.

Leipzig feiert im Jahr 2019 gemeinsam mit weiteren Städten das 100-jährige Jubiläum der Bauhaus-Architektur. Die architektonischen Meisterwerke der 1920er und 1930er Jahre werden anhand von thematischen Ausstellungen sowie der Möglichkeit, sich selbst auf die Spuren des Bauhaus in Leipzig zu begeben, gewürdigt.

Im Jahr 1919 begann nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in Deutschland ein neues Zeitalter, geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen. Die Architekten sahen sich vor der Aufgabe, den neuen Zeitgeist bautechnisch umzusetzen. Als Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus Weimar gründete, richtete er das Leitbild der Institution vor allem darauf aus, den Schülern des Bauhaus ein umfangreiches Wissen in Symbiose mit gestaltenden und praktischen Fähigkeiten zu lehren. Um die Lebens- und Wohnbedingungen der Arbeiter maßgeblich zu verbessern, wurde der Fokus klar auf zweckgerecht geformte Bauwerke gelegt, was vorherigen Stilrichtungen widersprach.

Auch die Leipziger Bauhaus-Architekten bündelten sowohl ihre individuellen Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegsjahre als auch Beispiele aus ihrem künstlerischen Umfeld in ihrer Arbeit. Stadtbaurat James Bühring nahm sich die Klinkerarchitektur als Vorbild für seine architektonischen Vorhaben in Leipzig. Daraus entstand gemeinsam mit den expressiven Konturen des Art déco eine Stilfusion, die im Volksmund „Zackenstil“ genannt wurde. Der Leipziger Stadtbaurat Hubert Ritter war von dieser Fusion der Stilrichtungen beeindruckt und bezog sie in den Entwurf für den Bau des Grassimuseums und die Gestaltung der eindrucksvollen „Pfeilerhalle“ ein. Sie gilt als einer der schönsten Innenräume des deutschen Art déco.

Die Entwürfe des kommunalen Bauens erhielten zunehmend eine Orientierung in Richtung des so genannten „Neuen Bauens“, da Hubert Ritter von seinen Beziehungen zum Bauhaus in Dessau beeinflusst wurde. Vor allem der Bau von Wohnanlagen und die Großmarkthalle (heute Kohlrabizirkus) folgten diesem Architektur-Konzept. Die Nibelungensiedlung im Stadtteil Lößnig, die volkstümlich „Rundling“ genannt wird, ist Zeugnis der modernen Bauhaus-Architektur Ritters. Die als Kreis konzipierte Wohnsiedlung mit mehreren Reihen ist so angelegt, dass sie den Wohnungen optimale Lichtverhältnisse gibt. Neben diversen Einfamilienhäusern zeugen vor allem die von Hans Heinrich Grotjahn entworfene Versöhnungskirche in Leipzig-Gohlis sowie die nahegelegene Krochsiedlung, von Hans Kroch mitgestaltet und mitfinanziert, von der Entwicklung der Bauhaus-Architektur in Leipzig.

Im Zuge des Bauhaus-Jubiläums 2019 können Interessierte ab dem 19. März 2019 die Ausstellung „Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf? Blicke in den Nachlass“ im Deutschen Buch- und Schriftmuseum besichtigen. Vom 18. April bis zum 29. September 2019 zeigt das GRASSI Museum für Angewandte Kunst die Ausstellung „Bauhaus_Sachsen“. Diese widmet sich den in Sachsen gebürtigen und tätigen Bauhäuslern und deren Wirken. Denn sowohl auf den Grassimessen wie auch in den Hallen der Mustermesse fanden die ambitionierten Künstler ihr Podium für neue Gestaltungsideen. Auch das Museum für Druckkunst Leipzig würdigt das Bauhaus vom 30. Juni bis zum 27. Oktober 2019 mit der Ausstellung „Druckkunst 1919 – Das Bauhaus und seine Vorläufer im grafischen Gewerbe“. Spezielle Lesungen, Führungen und Konzerte runden das Veranstaltungsangebot ab.

Weitere Informationen und Termine: www.leipzig.de/bauhaus100

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