Charles Gordon-Lennox ist das, was man in Großbritannien einen „Petrol Head“ nennt.
Seit 1993 lädt der Adlige mit Benzin im Blut jährlich nach Goodwood zum „Festival of Speed“. Und weil sein Landsitz in West Sussex südlich von London durchaus weitläufige Ausmaße hat, bleibt neben statischen Ausstellungen auch reichlich Platz, die anwesenden Rennfahrzeuge artgerecht zu bewegen. Aus einer exklusiven Party hat sich so eine der größten Motorsport-Shows der Welt entwickelt. Über 150.000 Fans, Sammler, Berühmtheiten aus Show und Sport sowie aktive Piloten erwartet der Earl of March und Kinrara jedes Jahr auf den Ländereien rund um Goodwood House.
Dieses Jahr stand das „Festival of Speed“ unter dem Motto „Addicted to Winning“ – süchtig nach Siegen.
Ein Höhepunkt des „Festival of Speed“ ist eine Zeitfahrt auf einem rund zwei Kilometer langen Bergsträßchen, ein Andenken an einen bereits 1936 in Goodwood veranstalteten Wettbewerb. Alfa Romeo bringt fünf legendäre Boliden aus dem Museo Storico an den Start: die beiden Grand-Prix-Renner Tipo B P3 (1932) und Tipo 159 Alfetta (1951), den Prototypen 750 Competizione (1955), den Tourenwagen GTA 1300 Junior (1971) sowie aus Anlass des 60. Geburtstages der Alfa Romeo Giulietta die sehr seltene Variante Sprint Zagato mit Aluminiumkarosserie (1960).
Im Alfa Romeo GTA 1300 Junior geht der Niederländer Toine Hezemans an den Start. Der heute 71 Jahre alte „fliegende Holländer“ gehörte in den 1960er und 70er Jahren zu den erfolgreichsten Rennfahrern am Lenkrad der verschiedenen Varianten der Giulia Sprint. 1970 fuhr Hezemans im 1750 GTAm – quasi dem großen Bruder des GTA 1300 Junior – zum Titel des Tourenwagen-Europameisters, ein Jahr später verteidigte er im 2000 GTAm seine Krone.
Besucher des „Festival of Speed“ können sich neben der Action auf der Bergrenn- und der Rallyestrecke auch auf Ausstellungen freuen, die in dieser Anzahl und Vielfältigkeit fast schon einmalig sind. Am Stand von Alfa Romeo sind der Alfa Romeo 4C sowie die neuen Quadrifoglio Verde Versionen von Alfa Romeo Giulietta und Alfa Romeo MiTo die Hauptdarsteller.
Nachstehend die Details der im Fahrbewerb gezeigten Legenden von Alfa Romeo:
Alfa Romeo Tipo B „P3“ Gran Premio (1932)
Achtzylinder-Reihenmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei Kompressoren; 2.654 cm3; 212 PS bei 5.600 min-1; Höchstgeschwindigkeit 232 km/h.
Der Tipo B – heute besser bekannt als P3 – ist ein Meisterwerk des legendären Konstrukteurs Vittorio Jano. Der Motor ist ein Reihen-Achtzylinder, der aus zwei Blöcken mit jeweils angegossenen Köpfen besteht. Der Hubraum betrug anfangs 2,6 Liter, stieg bis 1935 aber auf 3,8 Liter. Mit Unterstützung von zwei Roots-Kompressoren standen zunächst 212 PS, in der Saison 1935 dann bis zu 330 PS zur Verfügung.
Alfa Romeo Tipo 159 „Alfetta“ (1951)
Achtzylinder-Reihenmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zweistufigem Kompressor; 1.479 cm3; 425 PS (versuchsweise bis zu 450 PS) bei 9.300 min-1; Höchstgeschwindigkeit 305 km/h.
1950 gewann Alfa Romeo Werkspilot Giuseppe „Nino“ Farina die erste jemals ausgerichtete Formel-1-Weltmeisterschaft mit dem Tipo 158, Spitzname „Alfetta“ (kleiner Alfa). Ein Jahr später trat das Team mit dem weiter entwickelten Tipo 159 an. Ein neuer Auspuff, der Lufteinlass direkt vor der kleinen Frontscheibe und ein verlängertes Heck mit größerem Tank kennzeichneten den Tipo 159.
Im Verlaufe der Saison gewann Alfa Romeo vier Grand Prix. Mit drei Siegen (Schweiz, Frankreich/Europa, Spanien) sicherte sich der Argentinier Juan-Manuel Fangio zum ersten Mal den Titel, Teamkollege Farina wurde mit einem Sieg (Belgien) WM-Vierter.
Alfa Romeo 750 Competizione (1955)
Vierzylinder-Reihenmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen; 1.488 cm3; 145 PS bei 9.500 min-1; Höchstgeschwindigkeit 220 km/h.
Alfa Romeo entwickelte 1955 einen Sportwagen für die 1,5-Liter-Klasse. Der Motor stammte vom 1,3-Liter-Vierzylinder des gerade vorgestellten Serienmodells Giulietta ab. Auch die Bezeichnung 750 Competizione war ein Verweis auf die Verwandtschaft zur Giulietta, die den internen Modellcode 750 trug.
Alfa Romeo Giulietta SZ Coda Tronca (1960)
Vierzylinder-Reihenmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen; 1.290 cm3; 100 PS bei 6.500 min-1; Höchstgeschwindigkeit 200 km/h.
Während die Alfa Romeo Giulietta als Limousine und Coupé in den seriennahen Klassen im Tourenwagensport erfolgreich war, hatte Designer Zagato die Sportwagen-Kategorien im Visier. Er entwarf eine noch enger anliegende Aluminium-Haut mit rundlichen Formen. Der Name des Coupés: Sprint Zagato, abgekürzt SZ.
Alfa Romeo GTA 1300 Junior (1971)
Vierzylinder-Reihenmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, zwei Zündkerzen pro Zylinder und Benzineinspritzung; 1.290 cm3; 170 PS bei 8.200 min-1; Höchstgeschwindigkeit 220 km/h.
In der Tourenwagen-Europameisterschaft wurde Anfang der 1970er Jahre in mehreren Hubraumklassen um Punkte und Titel gefahren. Eine dieser Divisionen war für Fahrzeuge mit weniger als 1,3 Liter Hubraum ausgeschrieben. Alfa Romeo trat in dieser Kategorie mit dem kleinen Bruder des Giulia Sprint GTA 1600 an. Auch der GTA 1300 Junior hatte eine auf das Stahlblechskelett genietete Leichtmetallkarosserie mit dicken Kotflügelverbreiterungen und den Aluminiummotor mit Doppelzündung. Autodelta entlockte dem 1.290-Kubikzentimeter-Vierzylinder mit Spica-Einspritzung bis zu 170 PS.
Quadrifoglio Verde – ein Symbol für Alfa Romeo Rennsiege seit 1923
Das Quadrifoglio Verde im Namen der beiden neuen Modelle ist eine Reminiszenz an einen Glücksbringer aus der Anfangszeit von Alfa Romeo. 1923 feierte die Marke beim Langstreckenrennen Targa Florio auf Sizilien den ersten Sieg. Ugo Sivocci kreuzte im Alfa Romeo RL als Sieger die Ziellinie – auf der Motorhaube ein vierblättriges Kleeblatt. Seitdem zierte das Symbol die Rennwagen von Alfa Romeo.
Seit den 1960er Jahren kennzeichnet das Quadrifoglio Verde außerdem auch die sportlichsten Serienfahrzeuge der Marke.
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